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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten!
Autoren: Lilli Beck
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gefunden hat, behauptete er, wieder zwei Termine gleichzeitig zu haben, und schickte mich zur Besichtigung. Den Vertrag wollte Kitty dann auch mit mir abschließen. Da war sie mir plötzlich sehr sympathisch. Gut, ich gestehe, dass ich ziemlich eifersüchtig war. Aber welche Frau wäre das nicht gewesen. Kitty gehört zu den Geschlechtsgenossinnen, die Männer zum Anbeißen und wir Frauen zum Abgewöhnen finden, weil sie einem Normalo-Mäuschen wie mir den Mann mit einem Augenaufschlag ausspannen könnte. Aber nicht John!
    Stolz schwenke ich den Scheck durch die Luft. «Das beweist ja wohl meine Qualifikation für diesen Beruf!»
    Schweigen breitet sich aus. Tja, die Überraschung scheint gelungen. Oder war ich nicht diplomatisch genug? Zu spät. Da müssen sie jetzt durch. Die Schonzeit für unselbständige Kinder und Exehemänner ist vorbei. Dass Lotte und ich den jungen Eltern anfangs mit dem Baby helfen, versteht sich von selbst. Doch für mich beginnt eine gemeinsame Zukunft mit John. Beruflich und privat!
    «Klasse, Mama!», ertönt eine helle Stimme hinter mir. Kurz darauf betritt Juliane in Mozarts Begleitung den Raum. Sie hält mir ein silbernes Paket mit roter Schleife entgegen. «Eine Kleinigkeit zum Neuanfang. Ich bin gespannt, ob ich das Richtige erwischt habe.»
    Unbeherrscht reiße ich die Verpackung auf. Beim Anblick der dunkelblauen Ledertasche mit langen Riemen zum Umhängen fehlen mir erst mal die Worte vor Rührung. «Perfekt, einfach perfekt, meine Süße», bedanke ich mich dann. «Auch die Größe stimmt. Woher wusstest du, dass ich eine Businesstasche für Akten und Unterlagen brauchen werde?»
    «Soma hat mir einen Tipp gegeben», antwortet sie. «Und in Suses Laden –»
    «Mamaaa!», gellt plötzlich ein Panikschrei durchs Treppenhaus. Die Stimme gehört eindeutig Charlie.
    Augenblicklich lasse ich die neue Tasche fallen, springe vom Stuhl hoch und rase, zwei Treppen auf einmal nehmend, ins Dachgeschoss – gefolgt von der ganzen Familie.
    Charlie erwartet mich mit banger Miene an der Tür zu dem kleinen Schlafzimmer. «Maries Fruchtblase ist geplatzt!»
    «Tut mir so leid, Rosy», stöhnt Marie, als ich zu ihr ans Bett trete. «Ihr werdet ohne mich zum Notartermin …» Sie stockt. «Aaaah.»
    «Vergiss den Notar», entgegne ich voller Sorge. «Du und das Baby, ihr seid jetzt das Wichtigste. In welchen Abständen kommen die Wehen?»
    «Weiß nicht genau», antwortet sie, und im nächsten Moment verkrampft sich ihr ganzer Körper.
    «Egal, wir fahren sofort in die Klinik. Charlie, wo ist der Koffer mit den Sachen für Marie und das Baby?»
    «Ich rufe den Notar an und verschiebe den Termin», höre ich Johns ruhige Stimme.
    Dankbar wende ich mich um. «Ja, bitte, sei so lieb.»
    «Das ist ja wohl meine Sache», mischt Volker sich sofort ein. «Immerhin ist das eine Familienangelegenheit!»
    «Kein Streit!», ruft Friedenstaube Lotte die Kontrahenten zur Ordnung. «
Ich
übernehme das. Schließlich bin ich die Stammesmutter.»
    «Wie aufregend», ruft Juliane dazwischen. «Bald bin ich Tante! Es darf Tante Jule zu mir sagen.»
    «Pah!», grummelt Fabian. «Mich darf es Onkel Fabi nennen. Und wenn’s ein Bub wird, kriegt er von mir ein Schweizer Messer als Taufgeschenk.»
    Wie ich schemenhaft aus dem Augenwinkel sehe, quittiert die Soma dieses Ansinnen mit einem Klaps auf seinen Rücken. «Eine Waffe! Du hast sie wohl nicht alle!»
    «Doch nur zum Schnitzen», verteidigt sich
Onkel
Fabi.
    «Ruhe!», herrscht Charlie seine Geschwister an. «Noch ist es nicht so weit. Also verzieht euch, ihr macht Marie nervös.»
    Maulend trottet die Sippe ins Erdgeschoss. Nur John bleibt bei uns und schnappt sich Maries Koffer.
    Gestützt von Charlie und mir, bringen wir die werdende Mutter nach unten.
    Inzwischen hat Volker seinen Wagen vorgefahren. Als wir aus dem Haus treten, empfängt er uns mit der hektischen Ankündigung: «Ich übernehme den Transport!»
    «Warum laufen wir nicht?», schlägt Lotte mit hochroten Wangen vor. «Das fördert die Wehen, dann geht die Geburt viel schneller vonstatten. Bis zur Klinik ist es nur ein guter Kilometer. Ich schätze zwanzig Minuten.»
    «Zu Fuß!?», platzt Charlie entsetzt heraus, als wäre seine geliebte Soma jetzt komplett durchgeknallt und habe vorgeschlagen, das Kind auf der Straße zu gebären.
    Marie verzieht leise stöhnend das Gesicht. Entweder sie findet die Idee genauso aberwitzig, oder sie spürt eine Wehe.
    «Wir fahren!», beende ich die
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