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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten!
Autoren: Lilli Beck
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Während sie ihn liest, beginnt sie, bis über beide Ohren zu strahlen, als stünde in diesem Brief das Rezept für ewige Jugend.
    «Was ist das denn für ein ominöses Schreiben?», frage ich neugierig, als sie keinerlei Erklärung abgibt.
    «Was schreibt er?», drängelt dann auch Herbert ungeduldig. «Nun sag schon, Lottchen.»
    Anscheinend weiß mein Vater mehr als ich.
    Lotte starrt unverwandt auf den Brief. Als sie zu Ende gelesen hat, murmelt sie nur fassungslos vor sich hin: «Ich kann es gar nicht glauben. Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein! Es ist doch wahr, John?»
    Mein Blick wandert zu John. «Klärst du mich vielleicht auch mal auf?»
    «Es handelt sich –», beginnt er, wird aber gleich von Lotte unterbrochen, die ihm um den Hals fällt.
    Übermütig quietscht sie: «John, ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wiedergutmachen kann.»
    «Ach was», wehrt er ab und zwinkert mir schelmisch zu. «Bleibt alles in der Familie.»
    Nun reißt mir aber der Geduldsfaden. «Wenn mir nicht gleich einer von euch erklärt, was hier los ist, fliegt der Toaster durchs Zimmer», drohe ich lachend.
    «Toastest du mir vorher noch eine Scheibe?», scherzt John. «Dafür gebe ich dir einen ausführlichen Bericht.»
    Ich stecke zwei Scheiben Brot in das Gerät und lausche dann seinen Erläuterungen.
    «Wie mein Kollege in Madrid herausgefunden hat, läuft gegen diesen Gerhard bereits ein Verfahren wegen Betrugs», erklärt John. «So leid es mir tut, Lotte, du bist einem Heiratsschwindler ins Netz gegangen! Aber die gute Nachricht ist …» Er macht eine kurze Pause, um Butter auf seinen Toast zu schmieren. «Was dir dieser Anwalt in Ibiza erzählt hat, war falsch. Die Einspruchsfrist gegen den von dir unterzeichneten Immobilienvertrag beläuft sich auf vier Jahre. Dabei ist es nicht relevant, dass nur Gerhard als Eigentümer eingetragen ist. Du, als Unterzeichnerin, hast Einspruchsrecht und kannst den Vertrag rückgängig machen. Die Einzelheiten klärst du am besten mit dem Anwalt. Seine Visitenkarte liegt im Umschlag.»
    Mein Vater hat beim Zuhören die Fäuste geballt. Jetzt zieht er die Stirn kraus und knurrt mit finsterer Miene: «Wenn dieser Gerhard, der betrügerische Saukerl, jemals wieder bayerischen Boden betritt, sollte er vorher seine Knochen nummerieren!»
    «Ach, Bertilein», schnurrt Lotte und schmachtet ihn verliebt an. «Das ist ja so süüüß von dir.»
    Wir sind alle sprachlos. Was für eine phantastische Neuigkeiten: Lotte bekommt ihr Haus auf Ibiza zurück!
    «Juhuuu!», lacht sie mit Freudentränen in den Augen. «Die Familie hat jetzt ein Feriendomizil! Den nächsten Urlaub verbringen wir alle auf der Insel. John ist natürlich auch eingeladen. Das muss begossen werden.»
    Ich kann gar nicht so schnell die Gläser auf den Tisch stellen, wie sie eine Flasche Champagner hervorzaubert und sie Herbert in die Hand drückt.
    Als der Korken knallt, klopfe ich mit dem Löffel gegen mein Glas. «Nun will ich aber endlich loswerden, was ich euch die ganze Zeit sagen wollte. Voilà», sage ich knapp und deute auf John. «Dieser Mann ist nicht nur der neue Mann an meiner Seite, sondern auch mein neuer Chef!» Ich blicke in überraschte Gesichter. «Er ist tatsächlich gewillt, mich in seiner Firma einzustellen.»
    Mein Vater verzieht unwillig den Mund. Er scheint das für einen schlechten Scherz zu halten. «Du willst tatsächlich als Maklerin arbeiten? Lotte hat etwas in dieser Richtung angedeutet. Ich dachte, das wäre nur so eine Laune.»
    «Keine Laune, sondern mein völliger Ernst», antworte ich und blicke zu John. «Ab nächste Woche bin ich offiziell angestellt. Die Probezeit habe ich bereits hinter mir. Und letzten Monat habe ich auch schon den ersten Verkauf erfolgreich abgeschlossen!»
    John zieht einen weiteren Briefumschlag aus der Innentasche seines Jacketts und überreicht ihn mir mit feierlicher Miene. «Deine erste Provision!»
    Normalerweise läuft die Bezahlung natürlich online. Aus dramaturgischen Gründen habe ich John gebeten, ausnahmsweise einen Scheck mitzubringen. Obwohl ich weiß, wie hoch der Betrag ist, öffne ich das Kuvert mit zitternden Fingern. Die ansehnliche Zahl auf dem Scheck und die Erinnerung an meine erste Kundin zaubern mir ein breites Lächeln ins Gesicht. Es handelte sich nämlich um keine Geringere als Kitty Mäusken! Ihr Interesse an einem Penthouse war letzten Endes doch größer als ihr Interesse an John. Und als John dann
das
Traumobjekt für sie
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