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Shotokan Karate - Kata 1

Shotokan Karate - Kata 1

Titel: Shotokan Karate - Kata 1
Autoren: Joachim Grupp
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Lebensalltag der Menschen existierende Notwendigkeit, einen bewaffneten Aggressor mit einer entscheidenden Technik außer Kraft zu setzen, – gegebenenfalls sogar zu töten – drückte sich in der gesamten Trainingsweise aus, in der auch die Konzentration und die Fokussierung auf vitale Körperpunkte, eine große Rolle spielte.
    Die Meister dieser Kunst genossen zwar große Anerkennung in der Gesellschaft, sie waren jedoch keine Allmächtigen. Es ist deshalb müßig, die im Dunkel der Geschichte liegenden Anfänge des Karate mit philosophischen „Aufwertungen“ zu versehen oder die Ursprünge der Kampfkunst historisch zu verklären. Fehlende schriftliche Zeugnisse machen hier jede derartige Aussage zur Spekulation. Sicher ist jedoch, dass das zur Selbstverteidigung geschaffene Kampfsystem der Fischer und Bauern Okinawas vor allem einem Zweck diente: einen an Waffen und Ausrüstung überlegenen Feind zu töten, um selbst zu überleben.
    Die reformorientierte Meiji-Regierung, die 1868 die Satsuma-Herrschaft ablöste, ließ die Entfaltung der Kampfkünste und ihre Verbreitung im ganzen Land zu.
    Damals nannte man die dem Karate zu Grunde liegende Kampfkunst noch „Okinawa-Te“ oder „Tang-Te“. Letztere Bezeichnung („Tang“ heißt „chinesisch“) drückte die hohe Achtung vor allem, was aus China stammte, aus. Das Te der damaligen Zeit gilt den meisten Historikern noch nicht als vollständige oder gar einheitliche Kampfkunst. Es hatten sich an verschiedenen Orten völlig unterschiedliche Stile entwickelt. Einige bestanden aus sehr wenigen Techniken, die über Jahre hinweg trainiert wurden. Manche Meister der Künste verfügten über ein geringes Technikrepertoire. Von einigen wird berichtet, dass sie ihr ganzes Leben lang lediglich 1-3 Techniken – diese allerdings bis zur Perfektion – praktizierten.
    Robin L. Reilly, ein Historiker, der die Karategeschichte sehr fundiert recherchiert hat, berichtet, dass sich nach der Liberalisierung im 19. Jahrhundert eine große Rivalität unter den Schulen des Te (Shuri, Naha und Tomari) entwickelte. Häufig kam es zu offen ausgetragenen Konflikten zwischen den Anhängern, was sich negativ auf die eigentlich hohe Reputation der Kampfkunst Te auswirkte.
    Dies änderte sich, als Te Schulsport wurde. Der junge Meister Gichin Funakoshi hatte bei einer Vorführung seines Könnens und seiner exzellenten körperlichen Verfassung bei Verwaltungsbeamten einen großen Eindruck hinterlassen und bereits 1902 wurde Te als Schulsport auf Okinawa eingeführt. Damit war der Grundstein gelegt für eine Veränderung der ursprünglich auf das nackte Überleben ausgerichteten Kampfkunst in Richtung einer Sportart mit Breitenwirksamkeit. Interessant ist die damalige Begründung für die Einführung von Karate als Schulsport: Karategalt als der Konzentration und der körperlichen Verfassung der Schüler förderlich. Der Aspekt der Selbstverteidigung stand eher im Hintergrund.
    Gichin Funakoshi, der 1868 geboren wurde, erreichte schnell eine große Popularität und reiste nach Japan, wo er bis zu seinem Lebensende blieb und mit großem Erfolg das moderne Karate entwickelte. Er hatte bei den Meistern Azato und Itosu gelernt und entwickelte aus seinem großen Wissen heraus nicht nur das moderne Karate, sondern auch den Shotokanstil. Er japanisierte zudem die ursprünglich auf China abhebende Bezeichnung „Tang“ („Tang-Te“ hieß „chinesische Hand“) und führte das japanische Zeichen und den Begriff „Kara“ („Kara“ heißt „leer“) ein. Dies geschah auch als Reflex auf das zunehmende Selbstbewusstsein der Japaner und ihre Distanzierung von chinesischen Einflüssen. Der Begriff „Kara“ beinhaltete jedoch ebenso die philosophischen Prinzipien, die in das Karatesystem als Weg zur Vervollkommnung des Charakters, zur Einheit von Körper und Geist, in die Kampfkunst integriert wurden.
    Nachdem Funakoshi 1917 zum ersten Mal in Japan im Auftrag der Regierung seine Kampfkunst demonstriert hatte, war dem Aufschwung des Karate keine Grenze mehr gesetzt. Er verfolgte sein Ziel, die Verbreitung seines Karate, mit unermüdlichem Eifer, was ihm umso erfolgreicher gelang, da er ein hochgebildeter Meister war, der nicht nur als Karatelehrer höchste Achtung bis in mächtige
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