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Shotokan Karate - Kata 1

Shotokan Karate - Kata 1

Titel: Shotokan Karate - Kata 1
Autoren: Joachim Grupp
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Karateinterpretation.In einem Interview äußerte Nakayama zur Haltung Funakoshis gegenüber der Einführung von Wettkämpfen Folgendes:
    â€žEr war besorgt, daß, wenn das Wettkampfkonzept zu populär würde, sich die Studenten von den Grundprinzipien abwenden und nur noch wegen des Wettkampfes trainieren würden. Er wußte, daß wir Wettkämpfe haben würden, da diese wichtig sein würden, um Karate international bekannt zu machen. Er wollte aber auch deutlich machen, daß die wichtigste Sache zuerst das Grundschultraining sei“ (Gespräche mit dem Meister Masatoshi Nakayama, 1999, S. 42).
    Als wollten die JKA und die in ihrer Tradition stehenden Karateverbände die Befürchtungen Funakoshis ausräumen, halten sie die Position der Priorität von Kata und Kihon bis heute aufrecht und sehen im Wettkampf nur eine interessante Erweiterung des Karate-Do-Spektrums. Pflüger vergleicht diese natürliche Evolution des Karate mit der des Judo: „Meister Funakoshi hielt sich in der Folgezeit nur in Japan auf. Er systematisierte das Karate unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, ähnlich wie der japanische Gelehrte J. Kano das alte Jiu-Jitsu zum Judo entwickelte, und ermöglichte es auch später, daß im Karate gefahrlose Wettkämpfe abgehalten werden konnten“ (Pflüger, Karate 2, 1987, S. 11). Pflügers positiver Einschätzung: „Karate-Turniere gehören zu den spannendsten Wettkämpfen“ (Pflüger, Karate 1, 1999, S. 9) kann man aus heutiger Sicht durchaus zustimmen.
    Wie gezeigt wurde, ist die Entwicklung einer sportlichen Dimension im Karate nicht einer „Verwestlichung“ des Karate geschuldet, sondern entsprach der gesellschaftlichen Situation in Japan. Obwohl das „Shiai“, der sportliche Vergleich, heute nicht mehr aus dem Karate wegzudenken ist, betreibt nur eine kleine Minderheit Karate auch als Wettkampfsport. Dabei kann dieser Aspekt des Karate durchaus eine Erweiterung des Horizonts der Karatetreibenden bewirken: Ob Kata oder Kumite, ohne höchste Disziplin und Konzentration ist der sportliche Erfolg im Karatewettkampf nicht zu erzielen. Dabei ist sowohl der Gedanke des „Ikken Hissatsu“, also des Tötens mit einem Schlag, in der Wettkampfphilosophie des Ippon enthalten als auch die Disziplin und Achtung vor dem Gegner, die die Tradition des Karate-Do fordert. Die Wettkampfzeit ist wie der Schleifstein, der die Klinge Karate schärfen kann. Hier ist es dem Karateka möglich, nahe an realen Bedingungen, aber unter fairen Regeln, die Wirksamkeit seiner Technik oder seiner mentalen Bereitschaft zu studieren. Eigentlich alle großen japanischen oder auch westlichen Karatemeister haben eine erfolgreiche Zeit als Wettkämpfer hinter sich. Die Wettkampfzeit sollte jedoch nach Abschluss dieser kurzen Phase im Leben des Karateka zum Karate-Do als lebensbegleitende Kampfkunst hinführen.
    Im Jahr der ersten japanischen Meisterschaften, 1957, verstarb Funakoshi im hohen Alter von fast 90 Jahren. Nach Berichten des JKA-Instruktors Teruyuki Okazaki unterrichtete er bis wenige Tage vor seinem Tod noch jeden Tag im Zentraldojo der JKA. Die JKA setzte Funakoshis Lebensziel, die Verbreitung des Shotokan Karate, danach mit weltweitem Erfolg unter der Leitung von Masatoshi Nakayama fort.
    Die Karateauffassung der JKA ist bis heute das Vorbild für die Mehrzahl aller weltweit auf ca. 4-5 Mio. geschätzten Karateka der Stilrichtung Shotokan. Die technischen Vorgaben der JKA, vorallem durch NAKAYAMA, sind – gerade hinsichtlich der Katainterpretation – bis heute weltweit verbindlich für den Shotokanstil geblieben.
    Es ist heute allgemein anerkannt, dass der Reichtum des traditionellen Karate-Do gerade darin liegt, dass es eine Vielzahl von Ansprüchen erfüllen kann: ob Karate als gesundheitserhaltender Breitensport für alle Altersstufen praktiziert wird, als Selbstverteidigungskunst, als lebensbegleitender Weg nach innen und zu sich selbst oder als Wettkampfsport. Die Gründe für das Betreiben der Kampfkunst Karate-Do sind so heterogen wie die Mentalität der Menschen, die sie betreiben. Über allem sollte jedoch der Respekt und die Rücksichtnahme gegenüber anderen stehen. Die Frage des „richtigen“ Karateschwerpunkts lässt sich nicht definitiv beantworten. Alle Facetten des heutigen Karate-Do können interessant und wertvoll für die Entwicklung und
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