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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel
Autoren: Lolaca Manhisse
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seine Stimme klang fast vorwurfsvoll. „Na ja, ich komme aus einer anderen Welt, schon vergessen?“ Er schaute sie tadelnd an. „Spotte nicht über mich, Prinzessin. Die meisten Menschen von Torga verbinden die Skintii mit Schmerz und Tod. Es gibt kaum jemanden, der nicht einen Freund, Kind oder Bruder an sie verloren hat. Die armen Menschen haben Gerechtigkeit verdient, aber keinen Spott.“ Sheylah schämte sich für ihre Worte. „Entschuldigung, normalerweise bin ich nicht so taktlos, aber es fällt mir schwer, das alles zu glauben. Sieh mal, vor ein paar Stunden saß ich noch zu Hause vor dem Fernseher und plötzlich soll ich mich in einer anderen Welt befinden und eine Prinzessin sein. Tut mir leid, dass ich da nicht gerade ernst bleibe“, erklärte sie ihm und war froh, als er nicht mehr so böse drein schaute. „Du musst völlig verwirrt und verängstigt sein, aber glaube mir, dass du nicht allein bist. Jeder von uns hier würde sein Leben für dich geben. Dein Gedächtnis wird bald zurückkehren, vertrau mir“, sagte er und stand auf.
    „Wo willst du hin?“, fragte Sheylah. „Mich waschen, wenn’s genehm ist“, antwortete er mit einer tiefen Verbeugung. Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern machte auf dem Absatz kehrt und marschierte davon. Dass ihr Gedächtnis zurückkehrte, war ihre geringste Sorge, erst einmal wollte sie nach Hause zurückkehren. Sheylah begab sich noch einmal zum See, in der leisen Hoffnung, dass sich Andrey ebenfalls ausziehen würde, doch er trank nur ausgiebig. Sie hockte sich vor das Wasser und wusch sich noch einmal ihr verschwitztes Gesicht. Es war so verdammt heiß hier, sogar im Schatten der Bäume. Plötzlich nahm sie im Wasser eine Bewegung wahr. Sie schrak zurück, denn aus der Mitte des Sees erhob sich eine Gestalt. Bei genauerem Betrachten erkannte sie eine Frau, die auf eigenartige Weise durchsichtig erschien. Nur die Sonne im Hintergrund ließ deutliche Umrisse der Gestalt erkennen. Sie schien aus einer wasserartigen Substanz zu bestehen und ihr Körper ragte nur zur Hälfte heraus. Der Rest verschmolz mit der Wasseroberfläche. Die Frau lächelte Sheylah zu und winkte sie zu sich. Sheylah schloss die Augen. Das war nur Einbildung, alles nur Einbildung. Doch als sie die Augen aufschlug, war die Gestalt immer noch da. „Keine Angst, das ist nur ein Wassergeist“, erklang Djegos Stimme hinter ihr. Sheylah erschrak so heftig, dass sie beinahe ins Wasser geplumpst wäre. „Was ist denn bitte ein Wassergeist?“, fragte sie atemlos. Sie hatte sich noch nicht ganz von dem Schreck erholt, als Djego sich neben sie hockte und auf den See schaute.
    „Der Name erklärt sich wohl von selbst. Es sind uralte Wesen, die dem Leben auf dem Land abgeschworen haben. Verstorbene Menschen, deren Geist nicht übergegangen ist und somit in unserer Welt feststeckt. Früher hat man sie in Wäldern angetroffen, doch als die Skintii das Land überrannten, sind sie ins Wasser geflüchtet – dem einzigen sicheren Ort.“ „Aber … so etwas gibt es nicht, das ist nicht logisch“, stotterte Sheylah. Obwohl sie jetzt wusste, dass die Gestalt vor ihr real war, wollte ihr Verstand es nicht einsehen. „Du bist wirklich engstirnig, Prinzessin“, sagte er nur und lachte. „Nenn mich nicht so, ich heiße Sheylah“, mahnte sie ihn. Am liebsten wäre sie ihm schon wieder an die Gurgel gegangen. Wie schaffte er es nur, sie so schnell auf die Palme zu bringen? Aber Wut war gut, es überdeckte ihre zunehmende Angst und Verwirrung. Verwirrung wegen dieses Dings, das eigentlich gar nicht existieren durfte und Angst, weil sie langsam an diesen ganzen Quatsch zu glauben begann. Djego erhob sich und wollte sich schon abwenden, als Sheylah ihn aufhielt. „Warte! Sind sie gut – ich meine, kann man gefahrlos mit ihnen reden?“ Djego betrachtete sie einen Moment neugierig und sagte: „Manche schon. Du kannst es ja mal versuchen, aber beschwere dich nicht, wenn sie dich ins Wasser ziehen und ertränken wollen.“ Auf Sheylahs entsetzten Gesichtsausdruck hin lachte er. „Du bist ja wirklich eine verängstigte Prinzessin, ich bin gespannt, wie du unser Land retten willst“, sagte er immer noch lachend und verschwand. „Ich bin verdammt nochmal keine Prinzessin“, wollte sie ihm schon hinterherrufen, kam sich dann aber doch zu kindisch vor. Und wieso um alles in der Welt sollte sie dieses Land retten? Und wovor sollte sie es retten? Sheylah schaute noch einmal zum See, doch der
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