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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel
Autoren: Lolaca Manhisse
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hören“, antwortete sie fest überzeugt. Was sie gehört hatte, war wahrscheinlich bloß Einbildung oder der Wind oder weiß der Teufel was gewesen. Sie hatte nichts gehört und damit basta. „Du hast vollkommen recht. Kein normaler Mensch“, antwortete er. Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. „Willst du etwa sagen, ich bin nicht normal? Hey, antworte mir gefälligst!“, sagte sie lauter, als er nicht darauf reagierte. Sie versuchte es noch einige Male, doch er machte keine Anstalten, ihr zu antworten. Sie konnte Djego unter seinem Helm lachen hören und schwor, sich zu rächen, wenn die beiden sie zum Narren halten sollten. Sie hoffte, dass dieser Alptraum bald vorbei war und sie schnell wieder nach Hause konnte.

    Es musste Nachmittag sein, denn die Sonne brannte mit solcher Erbarmungslosigkeit auf sie nieder, dass Sheylah schon drei Hauttypen dunkler war. Das bildete sie sich jedenfalls ein. Den Männern schien die Hitze ebenfalls langsam zu schaffen zu machen, denn nach und nach nahmen sie ihre Helme ab. Als sie eine weitere Ewigkeit geritten waren, veränderte sich die Umgebung. Aus Sand wurde fester Boden und aus den weiten Dünen weniger trockenes Land. Der Boden war nicht mehr dicht bewachsen, doch es gab etliche vertrocknete Bäume und Sträucher, die ihren Weg kreuzten. Weil der Boden aber nun fester war, wurden auch die Hufgeräusche der Pferde lauter.
    Das Getrampel verschwamm zu einem ohrenbetäubenden Donnern, das ihr nach einer Weile ziemliche Kopfschmerzen bereitete. Nach weiteren Kilometern wurde der Boden dann wirklich grün und einzelne Büsche wuchsen längs ihres Wegs. Auf dem festeren Boden kamen sie mühelos mit den Pferden voran und konnten ihr Tempo fast verdoppeln. Bald gelangten sie an einen kleinen See, der von leichten Hügeln umgeben war. Hier und da blühten sogar ein paar Blumen. Andrey gestattete seinen Männern eine Stunde Rast. Sheylah war so durstig, dass es sie nicht einmal kümmerte, wo der See auf einmal herkam, Hauptsache, er war da. Sie steuerte zuerst das Ufer an und trank, bis ihr Magen fast platzte und das Wasser wieder hochzukommen drohte. Die Männer legten ihre Rüstungen ab und taten es ihr gleich, doch manch einer entledigte sich gleich all seiner Kleider und wusch sich vor ihren Augen. Peinlich berührt versuchte Sheylah, sie möglichst nicht anzustarren, was ihr angesichts der durchtrainierten männlichen Körper allerdings schwerfiel. Irgendwann beobachtete sie die Pferde, die grasten, als hätten sie tagelang nichts zu fressen bekommen und da wurde auch ihr bewusst, dass sie einen Bärenhunger hatte. Sie ging zu einem der Ritter und ließ sich zwei Äpfel geben. Sheylah nahm sie dankbar an und setzte sich an den See. Die Äpfel linderten den Schmerz im Magen, stillten aber nicht ihren Hunger. Ihre letzte Mahlzeit hatte aus Pizza und Kaffee bestanden.
    Das war wie viele Stunden her? Sheylah hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie schaute sich suchend um und entdeckte Djego, der ein paar Meter weiter an einem Baum lehnte und sie ansah. Er musterte sie von oben bis unten und ließ sich nicht stören. Auch nicht, als sie ihn böse anfunkelte. Irgendwie mochte sie diesen Typen nicht, konnte aber auch nicht genau sagen, woran das lag. Sie gesellte sich zu Andrey, der es sich auf einem Hügel bequem gemacht hatte und hockte sich neben ihn. Als er sie sah, lächelte er müde – er sah sehr traurig aus. „In welchem Teil des Landes sind wir hier?“, fragte sie. „Im Südosten“, antwortete er und blickte zu Boden. „Aber wo genau? Ich meine, Deutschland ist groß.“ „Deutschland? Was ist das?“, fragte er und sah sie nun an. Seine Augen waren wunderschön, stellte sie fest. Sie hätte stundenlang hineinsehen können. „Na Deutschland. Was glaubst du, wo wir hier sind?“ „Ich kann dir sagen, wo wir sind. Wir befinden uns südöstlich von Torga am See. Ziemlich nah an der Grenze unseres Feindes.“ Bestätigend ließ er den Blick über das Land schweifen. Du meinst diese Skintii?“, fragte sie und versuchte, seinen Blick wieder einzufangen. Bei dem Wort Skintii zuckte er ein bisschen zusammen. „Sie sind unsere größten Feinde, die Herrscher über Schatten und Tod“, sprach er. Aber klar doch, gleich erzählte er ihr noch von finsteren Kreaturen.
    „Es fällt mir schwer zu glauben, dass du noch nie von ihnen gehört hast. Du musst wirklich von ziemlich weit herkommen, wenn du ihre Namen so ohne weiteres aussprechen kannst“, sagte er und
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