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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel
Autoren: Lolaca Manhisse
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Wassergeist war verschwunden. Wenn es doch nur Einbildung gewesen wäre! Das würde die ganze Sache um einiges leichter machen. Sheylah legte sich am Fuße eines Baumes auf den Rücken und schloss die Augen. Das Gras unter ihr war saftig grün und weich und so war es unvermeidbar, dass sie kurz darauf einnickte. Irgendwann gab es einen lauten Pfiff und zehn Minuten später saßen sie auf ihren Pferden und zogen weiter. Zwar ritten sie nicht mehr durch die Wüste, aber nicht einmal die Bäume um sie herum konnten verhindern, dass sich die Sonne in Sheylahs Haut fraß. Doch wie durch Zauberei war kein Blatt oder Grashalm vertrocknet. Sie sprossen so frisch und grün, als hätte es eben erst geregnet.
    Kurz vor der Dämmerung schlugen sie am Fuße eines einzigen, gewaltigen Felsens ihr Nachtlager auf. „Kannst du dich an den Einsamen Felsen erinnern?“, fragte Andrey, als sie von ihren Pferden abstiegen. „Nein, kann ich nicht“, antwortete Sheylah genervt, denn es war nicht die erste Frage in der Richtung, die er ihr stellte. Der Einsame Fels stand inmitten einer kleinen Lichtung, die von Bäumen und Gebüschen umgeben war. Gelangweilt schaute Sheylah zu, wie Holz gesammelt wurde, um ein großes Lagerfeuer zu machen, denn Andrey hatte ihr verboten, auch nur einen Finger zu rühren, um den Männern zu helfen. Es gehöre sich nicht für eine Prinzessin, solch körperliche Arbeit zu verrichten. So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihnen zuzuschauen und sie zu beneiden, dass sie etwas Sinnvolles zu tun hatten. Auf Andreys Geheiß hin durfte sich niemand außer Sichtweite des Lagers aufhalten, außer, er musste dringende ‚Geschäfte‘ erledigen. Und auch dann sollte immer ein Mann zur Sicherheit mit. Ein bisschen überfürsorglich, fand Sheylah. Was sollte hier schon passieren? Es wurde ziemlich schnell dunkel und innerhalb einer Stunde war das Lagerfeuer die einzige Lichtquelle weit und breit. Sheylah hatte es sich die ganze Zeit verkniffen, musste nun aber dringend Pipi. Sie gab Andrey Bescheid und durfte nach einer fünfminütigen Diskussion endlich gehen. Andrey hatte ihr unbedingt Djego mitgeben wollen, doch sie hatte sich strikt geweigert. „Aber bleib in Sichtweite“, rief Djego ihr hinterher. Sie musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er grinste. Wenn man den ganzen Tag mit denselben Menschen zusammenhockte, lernte man schnell ihre Eigenarten kennen. „Ganz bestimmt nicht“, rief Sheylah zurück und schüttelte den Kopf. Das Licht des Lagerfeuers reichte so weit, dass sich Sheylah ein ganzes Stück zurückziehen musste, um nicht gesehen zu werden. Schließlich fand sie einen Busch und verschwand dahinter. Als sie schließlich wieder hinter dem Busch hervortrat, hörte sie einen Ast knacken.
    Blitzschnell sprang Sheylah ins Gebüsch und duckte sich. Ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt und als sie nichts mehr hörte, bahnte sie sich vorsichtig mit den Händen einen Weg durch das Geäst. Und dann sah sie es. Ein kleines Kätzchen, das sie aus neugierigen Augen ansah. Es stand genau vor ihr und verrenkte sich fast den Hals, um zu Sheylah aufzuschauen. Sein Blick hatte nichts Ängstliches oder Aggressives an sich, das Tier war offensichtlich einfach nur neugierig – genau wie Sheylah. Sie trat hinter dem Busch hervor, langsam, um das Tier nicht zu erschrecken. Dann hockte sie sich vor das Kätzchen und nahm es genau in Augenschein. Wow, so eine Katze hatte sie noch nie gesehen. Es hatte die Größe eines normalen Kätzchens und auch dessen Körper. Doch anders als andere seiner Art hatte es riesige Ohren und Pfoten, die so gar nicht zu dem zierlichen Körper passen wollten. Das Fell schimmerte in der Dunkelheit so strahlend weiß, dass es Sheylah für einen Moment den Atem nahm. Das Prächtigste an dem Kätzchen jedoch waren seine menschenähnlichen Augen, die ihm den Anschein einer ausgeprägten Intelligenz gaben. Sheylah streckte ihre Hand aus, doch das Kätzchen zuckte zurück. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich tu dir nichts“, versprach Sheylah mit betont sanfter Stimme. Dann versuchte sie es erneut und diesmal schrak das Kätzchen nicht zurück, sondern ließ sich streicheln. „Ich habe wirklich noch nie so ein schönes Tier gesehen“, sagte sie lächelnd. „Aber ich muss leider wieder zurück.“ Sie hatte keine Ahnung, warum sie das dem Kätzchen überhaupt erzählte, es verstand sie sowieso nicht. „Hat mich gefreut, dich kennenzulernen“, sagte sie und wandte
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