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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel
Autoren: Lolaca Manhisse
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gerade gesund war, zwei Mal hintereinander das Bewusstsein zu verlieren. Mit größter Anstrengung schaffte sie es, in der Realität zu bleiben. Ihrem Gegner schien das jedoch nicht zu gefallen. Der Skintii umschloss mit einer einzigen Hand ihren Hals und hob sie mühelos in die Luft. Sheylah rang nach Atem, ihre Füße berührten den Boden nicht mehr. Sie riss und zerrte an seinem gepanzerten Kettenhandschuh, doch alles, was sie damit erreichte, waren blutige Fingernägel. Jemand rief ihren Namen, doch es hörte sich schon sehr weit entfernt an. Sie wusste, sie hatte nur noch Sekunden, dann wäre alles vorbei. Wie durch einen Nebel blickte sie dem Skintii entgegen. Das Schwert glitt ihr aus den Händen und fiel klirrend zu Boden. Sie hatte das Schwert in der Hand gehabt? Das war ihr vor Schreck gar nicht aufgefallen. Sie hatte nicht einmal Zeit, sich für diesen dummen Fehler zu verfluchen, denn urplötzlich verschwand der Helm von seinem Kopf. Es war, als bestünde er aus Rauch und löse sich langsam auf. Trotz des immer dichter werdenden Schleiers, der sich vor ihre Augen legte, konnte sie sein Gesicht oder was davon übrig war, erkennen.
    Wo eigentlich hätten Augen sein sollen, befanden sich nur leere dunkle Höhlen. Eine Nase fehlte ebenfalls, dafür hatte es spitze lange Zähne, die nach ihr schnappten. Und dann erklang wieder dieses rasselnde, klappernde Geräusch, das eigentlich nur Schlangen von sich gaben. Es kam aus seinem Mund und Sheylah wusste, was nun folgte. Dennoch war der Schmerz unerträglich. In ihrem Kopf baute sich solch ein Druck auf, dass sie glaubte, er würde explodieren, wenn der Skintii nicht bald von ihr abließ. Sie wusste nicht, warum sie es tat und war sich später nicht einmal sicher, es wirklich getan zu haben, aber sie holte ihren Schlüssel hervor, umschloss ihn mit beiden Händen und betete. Der Skintii ließ sie blitzschnell los und Sheylah fiel zu Boden. Sie landete unglücklich auf ihrem linken Arm und stöhnte vor Schmerzen. Dann kämpfte sie zum dritten Mal innerhalb einer halben Stunde gegen die Bewusstlosigkeit an. Von weit her hörte sie, wie eine Klinge in Fleisch gebohrt wurde und ein lautes Rasseln erklang. Doch diesmal blieben die Kopfschmerzen aus. Sie nahm noch Wortfetzen wie ‚Er flüchtet‘, ‚Sheylah‘ und ‚dürft ihn nicht entkommen lassen‘ wahr, dann verlor sie den Kampf gegen die Bewusstlosigkeit und fiel in völlige Finsternis. Langsam kam sie zu sich. Sie hatte das Gefühl, als habe etwas ihre Seele befleckt. Irgendwer machte sich an ihrem Bein zu schaffen und murmelte unverständliche Worte. Sheylah gab sich nicht einmal Mühe, sie zu verstehen – sie war viel zu erschöpft. Doch dann brannte etwas auf ihrem Gesicht und lief ihr in Mund und Nase. Keuchend schlug Sheylah die Augen auf und erblickte Djego, der über ihr hockte und eine leere Wasserflasche in den Händen hielt. Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht und wollte sich aufrichten, doch Djego drückte sie wieder zu Boden. „Bleib lieber noch einen Moment liegen, ich hole dir etwas zu essen und frisches Wasser“, sagte er. „Das Wasser kannst du weglassen, davon habe ich reichlich im Gesicht“, sagte sie mit brüchiger Stimme. Sie wollte lustig klingen, doch ihre Stimme zitterte vor Erschöpfung. Djego lachte trotzdem. Es war noch dunkel draußen, dennoch sah sie, dass er schrecklich aussah. Sein linkes Auge war bis zur Unkenntlichkeit geschwollen, seine Lippen aufgeplatzt, die Rüstung an zahlreichen Stellen aufgerissen und an seinen Haaren klebte Blut. Fremdes Blut, hoffte sie. Er humpelte davon und Sheylah schaute an sich herab. Ihr linker Arm war mit Stofffetzen verbunden und pochte unangenehm. Sie seufzte, schloss die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

FREUND ODER FEIND

    Djego rüttelte sie wach und machte es sich neben ihr bequem. In den Händen hielt er einen Apfel. Dankend aß Sheylah den Apfel und schaute sich um. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber es war hell geworden. Den etwas kühleren Temperaturen nach zu schließen, wohl noch früher Morgen. Von den Spuren des Kampfes war nicht mehr viel zu sehen – um genau zu sein, war sich Sheylah nicht einmal sicher, ob überhaupt einer stattgefunden hatte, so sauber, wie die Lichtung war. Es gab weder Leichen noch getrocknetes Blut auf dem Boden. Die Bäume rings um die Lichtung sahen mitgenommen aus und manche qualmten sogar noch, ansonsten verriet nicht viel, dass sie vor ein paar Stunden noch
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