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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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es niemanden gibt, und ich betone das, niemanden außer Moriarty, der zu derart tief gehenden Überlegungen fähig ist.«
    »Sie verteidigen ihn, als ob es um Sie selbst ginge.«
    »Er ist etwas Besonderes. Ein Napoleon des Verbrechens, der Kopf einer großen Organisation, die hinter jedem bedeutenden Verbrechen in unserem Land steckt, das in den letzten Jahren begangen wurde.«
    »Ein Mann, der Ihnen ebenbürtig ist.«
    »So ist es.«
    »Den Sie besiegt haben. In der Schweiz, an den Reichenbach-Fällen, wo wir uns das letzte Mal vor Ihrer Wiederkehr sahen.«
    Der Detektiv schwieg.
    »Eine Erzählung davon könnte etwa mit folgenden Worten beginnen«, überlegte der Doktor, die Wangen vor Aufregung gerötet. » Als Holmes den tödlichen Entschluss in den grauen Augen des Professors las ...«
    »Sie kennen seine Augenfarbe?«
    »Meine Vorstellungskraft. Aber machen Sie weiter, Holmes! Schildern Sie den Verlauf der Ereignisse doch selbst!«
    »Ich werde mich bemühen, Ihrem schriftstellerischen Talent einigermaßen zu entsprechen. Der berühmte Autor John Watson würde es vermutlich so formulieren: Der große Detektiv bat den großen Kriminellen um einen kurzen Aufschub des dramatischen Geschehens, das in einem Duell zweier ebenbürtiger Männer münden, ja enden, sollte. Im Zweikampf zwischen Sherlock Holmes und Professor James Moriarty an den Reichenbach-Fällen zu Meiringen in der Schweiz. Es kam zu einem Handgemenge am Abgrund. Da aber besann sich der berühmte Detektiv seiner Fähigkeiten. Holmes wandte einen Griff an, den er von Baritsu, jener japanischen Kampfsportart her kannte, die ihm schon mehrmals in seiner Laufbahn das Leben gerettet hatte. So war es auch dieses Mal. Holmes konnte sich von der tödlichen Umklammerung des Professors frei machen, Moriarty griff ins Leere, schlug mit einem schrecklichen Schrei wild und hilflos um sich und stürzte den Wasserfall hinunter. Nach einem langen Fall, in dem sich der noch lebende Professor mehrmals um die eigene Achse drehte, schlug der Körper gegen einen Felsvorsprung, von wo er in das Wasser katapultiert wurde. «
    »Recht eindrucksvoll, aber ich weiß nicht, warum Sie mich belügen, Holmes. Ist es, weil Sie in meiner momentanen Lage Mitleid mit mir haben, oder gibt es einen anderen Grund für die Moriarty-Lüge?«
    »Was sagen Sie da, Watson! Wie kommen Sie dazu, mich der Lüge zu bezichtigen!«, protestierte der Detektiv. Sein Gesicht war bleich geworden, seine schmalen, langgliedrigen Hände zitterten leicht.

 
     
KAPITEL 2
     
    »Ich wende die Methoden, die Sie mir beigebracht haben, nun zum ersten Mal gegen Sie an, Holmes. Und Sie müssen zugeben, dass Ihre Erzählung glaubwürdig wäre, würde sie aus meiner Feder stammen. Sein letzter Fall oder so.«
    »Sparen Sie sich Ihren bösartigen Zynismus, Doktor. So kenne ich Sie nicht und so will ich Sie auch nicht kennen.«
    »Entschuldigen Sie, Holmes. Mein Verlust, die Erkrankung, das macht bitter. Aber Sie müssen zugeben, dass Ihre Beschreibung des Professors als Ihnen ebenbürtig, als bedeutenden Mathematiker, als Napoleon des Verbrechens, in Widerspruch steht zu den konkreten Taten dieses Mannes, der Sie mit Pferdedroschken, Ziegelsteinen und einem Brand Ihrer Wohnung ausschalten will. Das sind doch, höflich gesagt, primitive Methoden, die so gar nicht zu einem Genie passen wollen.«
    »Das haben Sie richtig erkannt, Watson«, sagte Holmes. »Es war ein Fehler, mich zu diesem Bericht hinreißen zu lassen, wie ich es mehr und mehr bedaure, überhaupt zu Ihnen ...«
    »Geben Sie es zu, Holmes, Sie selbst sind dieser Moriarty. Er ist nur ein Spiegelbild Ihrer Person.«
    »Nein«, stellte Holmes klar. »Ich bin nicht der Verbrecher, der dieses Land, diesen Kontinent, möglicherweise die Welt, negativ verändern wird, wenn ihn niemand stoppt. Und, Watson, hören Sie mir gut zu. Ich stecke auch nicht hinter dem Verschwinden Ihrer Frau, obwohl dieses beklagenswerte Geschehen natürlich mit meiner Jagd auf Moriarty zusammenhängt.«
    »Wie, was?«, rief Watson und sprang aus dem Bett. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab. »Marys Verschwinden hat mit Ihnen zu tun?«
    »Es scheint Ihnen ja schon bedeutend besser zu gehen, mein lieber Watson«, sagte Holmes beruhigt, als er sah, dass es ihm gelungen war, das schwierige Gespräch mit seinem Freund unter Kontrolle zu bringen.
    »Sagen Sie, was Sie wissen, Holmes!«
    »Alles der Reihe nach. Zuerst ein Geständnis. Ja, Sie haben recht. Ich habe die kriminelle
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