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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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Energie dieses Mannes verharmlost dargestellt, wie es bisher mein größter Fehler war, ihn zu unterschätzen. Er ist, dabei bleibe ich, der größte Verbrecher der Welt. Er ist ein Genie des Bösen. Und er lebt noch!«
    »Er lebt noch?«, wiederholte Watson. »Mein Gott, Mary!«
    »Ja, er lebt. Ich habe ihn bisher nicht besiegen können.«
    »Ich werde Sie von nun an dabei unterstützen«, versicherte der Doktor.
    »Und ich werde alles daransetzen, Ihre Frau unversehrt wiederzufinden.«
    »Sie haben diesbezüglich Hoffnung?«
    Holmes nickte. »Nur darf mir der Fehler, Moriarty zu unterschätzen, kein zweites Mal unterlaufen. Sie haben völlig richtig erkannt, dass des Professors Methoden sich nicht in Attentaten, körperlichen Angriffen, Brandlegung und in der Verwendung eines merkwürdigen, in seinem Spazierstock verborgenen Luftgewehrs deutscher Herkunft erschöpfen.«
    »Von Letzterem haben Sie noch nicht erzählt.«
    »Weil es, wie gesagt, unwesentlich ist. Von Bedeutung ist die Analyse, warum ich Moriarty tatsächlich für den größten Verbrecher aller Zeiten halte. Und noch einmal: Ich versichere Ihnen, dass ich nicht identisch mit ihm bin. Mir ist durchaus nicht entgangen, dass Sie ihm dieselbe Augenfarbe zuschreiben wie mir.«
    »Irre ich mit dieser Annahme?«
    »Sie irren nicht. Aber jetzt zum Wesentlichen.«
    »Einen Punkt noch, bitte«, meinte Watson beinahe flehentlich. »Sein Titel. Warum nennen Sie ihn Professor?«
    Holmes reagierte etwas ungehalten, sodass er nur mehr in Stichworten sprach. »Unterricht an einer kleineren Universität, kurze Zeit.«
    Dann schwieg der Detektiv eine Weile, denn er erwartete weitere lästige Fragen seines Freundes. Als diese ausblieben, entspannte er sich und begann: »Am deutlichsten, glaube ich, kann ich Ihnen die Art und Weise, wie dieser Mann arbeitet, am Beispiel Ihrer Frau zeigen. Moriarty verwendet Informationen, die ihm zugetragen werden. Dieses Wissen über menschliche Eigenheiten, Schwächen sowie Stärken, ermöglicht es ihm, die Reaktion von Menschen in bestimmten Situationen kalkulierbar zu machen. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das am besten erkläre.«
    »Ich verstehe Sie, Holmes. Mir fällt ein Schachspiel ein.«
    »Sie sind ein Genie, Watson«, meinte Holmes, ehrlich erfreut. »Genau das ist der Punkt. Die Menschen werden unter Moriartys Einfluss zu Figuren in einem Spiel, in dem sie gefangen sind, das sie nicht durchschauen, das von außen gelenkt wird.«
    »Aber was hat das mit meiner Frau zu tun?«, fragte der Arzt.
    »Mit Ihrer Frau und Ihnen selbst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Professor erkannte eines Tages in mir den einzigen ebenbürtigen Gegner, der eventuell seine Kreise stören könnte. Also unternahm er die entsprechenden Schritte, um diese Gefahr zu mindern oder gar auszuschalten. Und Sie haben völlig recht. Er beschränkte sich dabei nicht auf primitive Mittel wie heranrasende Kutschen, Dachziegel und dergleichen, obwohl er sich auch dieser bediente. Diese Anschläge sind keine Erfindung meinerseits. Aber der Professor ging zugleich in die Tiefe. Menschliche Verhaltensweisen wie Freundschaft, Liebe oder Solidarität, die er selbst nicht kennt, reizen ihn. Er sieht in Ihnen eine Schwäche, die es gilt, für seine Zwecke zu nutzen.«
    »Marys Liebe zu mir, unsere Freundschaft.«
    »Unsere Freundschaft«, bestätigte Holmes, »und Ihre Liebe zu Mary.«
    »Aber wie ...«
    »Mary Watson, geborene Morstan, ist in Wirklichkeit die Tochter von Moriartys Stabschef Colonel Moran. Beachten Sie die Ähnlichkeit der Familiennamen. Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, viel zu verändern.«
    Mit einer Behändigkeit, die selbst Holmes überraschte, hatte sich Watson beinahe drohend vor dem sitzenden Detektiv aufgepflanzt, sodass er ihn um zwei Haupteslängen überragte. Nur das kurze Nachthemd, das der Doktor trug, nahm der Situation etwas an Ernsthaftigkeit.
    »Ich dulde es nicht, dass meine geliebte Mary in die Nähe gemeiner Verbrecher gerückt wird. Ich liebe sie und sie liebt mich. Außerdem habe ich sie über Sie kennengelernt, in dem Fall, den ich unter dem Titel Das Zeichen der Vier festgehalten habe.«
    »Sie hätten meinen Rat befolgen sollen«, unterbrach ihn Holmes.
    »Welchen Rat?«
    »Ich hätte das Buch Im Zeichen der Vier genannt.«
    »Lenken Sie nicht ab!«
    »Nein«, fuhr Holmes ernst fort. »Das scheinbar elternlose Mädchen, das unsere Hilfe suchte, war von ihrem Vater Sebastian Moran ausgesandt worden, um über jeden
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