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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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weißen, im Regency-Stil erbauten Hauses nahe der Paddington Station.
    »Ein Jammer. Der Doktor ist nicht mehr er selbst, seitdem die gnädige Frau ...«
    »Ich kenne Mary Watson von einem gemeinsamen Fall her.«
    »Sie sind auch Arzt?«, fragte die Frau.
    »Nein, etwas Ähnliches«, meinte der Detektiv und lenkte das Interesse der etwas überrascht blickenden Mrs. Remington auf ein anderes Thema. »Sie haben doch sicherlich Beobachtungen gemacht, das plötzliche Verschwinden Ihrer Dienstgeberin betreffend.«
    »Furchtbar, eine Tragödie«, klagte die robuste Frau und suchte nach einem Taschentuch, das sie tatsächlich in ihrer dunklen, weiß getupften Schürze fand, aber schnell wegsteckte, weil es nicht mehr sauber war. »Sie war immer stiller geworden, bevor sie verschwand, und sie sah ihren Mann mit solcher Sehnsucht an. Bei den beiden handelte es sich um wahre Liebe, da kann man sagen, was man will. Echte und wahre Liebe, auch vonseiten des Doktors, was ja bei Männern eher selten ist.«
    Holmes ließ sie reden, in der Hoffnung, in der Vielzahl der Worte das eine oder andere Brauchbare zu finden.
    »Ich kam gerade vom Metzger und vom Bäcker zurück. Sie müssen wissen, ich kaufe jeden Donnerstag für das kommende Wochenende ein, denn der Doktor und die gnädige Frau haben immer wieder Gäste, und dieses Mal bekam ich etwas besonders Leckeres. Sie müssen wissen ...«
    »Da sahen Sie etwas Überraschendes, nicht wahr, Mrs. Remington, als Sie vom Einkauf zurückkamen?«
    »Ja, aber wieso wissen Sie das?«
    »Instinkt, Mrs. Remington. Erfahrung und Beobachtung.«
    »Sie verwirren mich.«
    »Das liegt nicht in meiner Absicht.«
    »Also ...«
    »Also?«
    »Also, da sah ich sie. Sie wirkte so traurig, als sie in diese schwarze Kutsche stieg. Die Szene erinnerte mich an ein Begräbnis. Alles schwarz. Die Pferde, die Droschke, die Männer an ihrer Seite.« »Zwei Männer begleiteten sie«, stellte Holmes fest. Die Frau verbesserte ihn. »Eigentlich drei Männer oder vier. Da war ja noch der Kutscher.« »Drei Männer, die sie zur Droschke brachten.« »Zwei stützten sie, einer ging hinter ihr her. Sie wirkte so traurig.« »Aber sie ging selbst, sie war nicht ohnmächtig.« »Jetzt, wo Sie es sagen. Sie wurde mehr getragen, als dass sie selbst ging. Aber sie hatte ihren Mantel an.« »Und Sie haben all das ihrem Mann erzählt?« »Meinem Mann? Nein, den geht das nichts an, der ...« »Nein, ich meinte den Mann von Mrs. Watson. Den Doktor.«
    »Natürlich nicht. Ich wollte ihn nicht weiter beunruhigen und ich möchte die Stellung nicht verlieren.« »Warum befürchten Sie das?«, fragte Holmes freundlich.
    »Ich habe nachgedacht in den letzten Wochen, und da habe ich mich schon gefragt, ob die gnädige Frau nicht entführt worden ist und ich das hätte verhindern können, indem ich geschrien hätte. Der Doktor war in seiner Praxis, ich hätte ihn alarmieren können. Aber Sie müssen wissen, als einfache Frau denkt man sich, dass die Herrschaften, für die man tätig ist, selbst alles besser wüssten, dass alles, was geschieht, auch so geschehen soll.«
    »Jetzt aber haben Sie Zweifel«, stellte der Detektiv fest.
    »Ich glaube ... ich war sehr dumm damals.«
    »Seien Sie nicht zu streng mit sich selbst, Mrs. Remington. Sie sind eine gute Beobachterin, und Sie haben mir mit Ihren Hinweisen weitergeholfen. Eine Frage noch. Seit wann arbeiten Sie für die Watsons?«
    »Seit Januar diesen Jahres. Ich bekam die Stelle auf Empfehlung meiner Vorgängerin, die sich um ihren kranken Mann kümmern muss.«
    »Die kranken Männer«, murmelte Holmes. Etwas lauter fügte er hinzu: »Sie entschuldigen? Ich werde wieder nach dem Doktor sehen.«
    Holmes leerte die Teetasse und verließ mit einer leichten Verbeugung die geräumige Küche. »Vergessen Sie nicht die Hühnersuppe. Sie wird den Doktor kräftigen«, sagte er noch.
     
    »Erzählen Sie, was in Meiringen geschah, nachdem Sie mir die letzte Nachricht zukommen ließen«, bat Doktor Watson, dessen Augen schon viel klarer wirkten. »Was war der Grund für Ihr Verschwinden, das ich für endgültig hielt?«
    »Der Grund hieß Moriarty. Mein Ziel war es, ihn und die Menschen, die ihn umgaben, endgültig auszuschalten.«
    »Und das ist Ihnen gelungen?«
    »Hören Sie zu! Ich erzähle Ihnen eine Geschichte.«
    »Wie heißt sie?«, fragte Watson.
    »Ist das nicht egal?«
    »Ich gehe immer von einem Titel aus, wenn ich mit einem Roman beginne.«
    »Tja, wie nennen wir sie?« Sherlock
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