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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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unserer Schritte berichten zu können.«
    »Mary ist keine Spionin.«
    »Sie war es anfangs. Irgendwann jedoch bereute sie, was sie Ihnen und mir damit antat. Eines Tages musste ihr Herz über ihren Verstand gesiegt haben. Sie hatte Sie, mein lieber Watson, achten, schätzen gelernt und schließlich wirklich geliebt. Damit hatte Moriarty nicht gerechnet. Ja, gab es denn so etwas! Eine Schachfigur, die sich emanzipierte! In seinen Augen war das eine Anomalie, der man mit Gewalt begegnen musste, also wurde Mary Moran aus dem Spiel genommen. Ich vermute, sie lebt noch, weil sie für den Professor weiterhin nützlich sein könnte.«
    »Sie meinen ...«, sagte der Doktor traurig.
    »Als Lockmittel für Sie und mich, möglicherweise auch als Figur in einer Erpressung. Und wir werden in Moriartys Spiel bis zu einem gewissen Grad mitmachen. Es führt uns in seine Nähe und könnte Ihre geschätzte Frau retten.«
    »Mary, meine gute Mary.«
    »Verstehen Sie nun die Gefährlichkeit, die Infamie der Methoden Moriartys?«
    Watson nickte schweigend, fragte aber: »Und wo liegt die Bedrohung durch diesen Mann für unser Land, oder gar die Welt, wie Sie meinen?«
    »Er vergrößert seinen Einfluss auf dieses Land Schritt für Schritt auf beängstigend berechnende Weise. Es geht ihm um Handlungsspielraum, den er für große, vernichtende Pläne schaffen will. Ich verfolge seine Schachzüge – ja, Watson, Sie haben recht, es handelt sich um ein Spiel mathematischer Art –, indem ich Artikel in der Times lese, die mit Moriarty in Zusammenhang stehen. Die Schlange selbst sieht man lange nicht, aber man sieht ihre Bewegungen im Gras, die Spuren im Sand.«
    »Sie machen es spannend. Welche Bewegungen, welche Spuren konnten Sie sehen, Holmes?«
    »Er will Einfluss nehmen auf die höchsten Ämter des Staates und schreckt auch nicht davor zurück, Menschen, die diese Positionen bekleiden, ins Elend zu stürzen, um sie erpressbar, um sie lenkbar zu machen und schließlich durch Figuren, die ihm nahestehen, zu ersetzen.«
    »Sie haben für diese Behauptung sicherlich Beweise.«
    »Die habe ich unglücklicherweise.«
    »Erzählen Sie, Holmes!«
    »19. Oktober 1894. Francis Douglas, Viscount Drumlanrig, stirbt mit siebenundzwanzig Jahren durch einen Schuss in Wiltshire. Die Polizei kann nicht klären, ob es sich um einen Jagdunfall, um Selbstmord oder Mord handelt.«
    »Warum?«, fragte Watson überrascht.
    »Ja, Watson. Die Frage nach dem Grund, nach der Ursache, das ist die Königin aller Fragen, die zu den Wurzeln der Dinge dringt.«
    »Und Ihre Antwort, Holmes?«
    »Der junge Douglas war Privatsekretär unseres Premierministers.«
    »Lord Rosebery.«
    »Und die Times lässt sehr vorsichtig anklingen, dass eine besondere Nähe zwischen den beiden Männern bestand, die nichts mit ihrer beruflichen Verbundenheit zu tun hatte.«
    »Die Times ist doch ein seriöses Blatt«, wandte Watson ein.
    »Genau das dachte ich auch«, meinte Holmes. »Und doch stammt der einzige Hinweis in dieser Richtung aus der Times .«
    »Und Moriarty?«
    »Moriarty muss dieses Gerücht ebenfalls gekannt und die Beteiligten in die Enge getrieben haben, mit dem tragischen Ergebnis, dass einer der beiden nicht mehr lebt.«
    »Mord oder Selbstmord«, stellte Watson fest.
    »Mord oder Selbstmord. Und da die Polizei das offen lässt, vermutlich Mord, dem man nicht weiter nachgehen will, um den höchsten Mann im Staat nicht zu kompromittieren.«
    »Der Premierminister ließ seinen ... äh ... Freund ... töten ...«
    »Weil man ihn mit ihm erpresste. Das ist der logische Schluss aus den vorliegenden Fakten. Beweise habe ich keine. Auch nicht für die Verwicklung Moriartys. Ich bin mir aber sicher, seine Handschrift deutlich zu erkennen. Rosebery ist nun Wachs in seinen Händen und kann jederzeit durch einen von Moriarty genehmen Nachfolger ersetzt werden.«
    »Ist Lord Rosebery verheiratet?«, fragte Watson.
    »Er ist seit fünf Jahren Witwer. Der Tod seiner reichen Frau, einer Baronesse Rothschild, kurz nachdem seine Zusammenarbeit mit dem jungen Mann begonnen hatte, wäre ebenfalls zu untersuchen. Auf jeden Fall manipuliert Moriarty das Leben einzelner Menschen, schreckt aber auch nicht davor zurück, ganze Nationen ins Unheil zu stürzen, wenn es seinen Interessen dient. Seine Schwäche dabei ist, dass er als begnadeter Mathematiker das Irrationale im Verhalten der Menschen übersieht: Vertrauen, Sehnsucht, Liebe, Kunst, Musik.«
    »Das klingt seltsam aus Ihrem Mund,
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