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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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Tee und ein Sandwich.«
    »Zu den angebotenen Speisen beachten Sie bitte die Karte.« Mit diesen Worten öffnete sie ein kleines, handgeschriebenes Buch. »Beim Tee würde ich ein Kännchen empfehlen. Vielleicht besonders munter machenden schwarzen Tee. Sie können bei uns zwischen Keemun aus China, den mit Bergamotte versetzten Earl Grey oder Lapsang Souchong wählen, den wir ebenfalls aus China beziehen. Sein Aroma gestaltet sich durch den Rauch von Pinienzweigen besonders intensiv.«
    Holmes entschied sich für die Spezialmischung des Hauses A.B.C., den Frühstückstee. Dazu wählte er eine gemischte Auswahl der angebotenen Sandwiches.
    »Kleine Häppchen, von vielen Sorten etwas«, erklärte Miss Cornillac, die anschließend das Getränk und die Speise selbst servierte.
    Als Holmes davon probiert hatte, fragte sie ihn, ob er zufrieden sei. Holmes bestätigte das und vermutete, dass die Frau auf seine Einladung wartete, am Tisch Platz zu nehmen. Sie wollte ihm etwas erzählen.
    »Sie haben sicherlich sehr viel zu tun, dennoch frage ich mich, ob Sie eine Minute Zeit haben und mir die Ehre Ihrer Gesellschaft zuteilwerden lassen«, bat der Detektiv die Besitzerin des Teashop .
    Kaum saß die Frau an seiner Seite, sprach sie mit gedämpfter Stimme: »Wir können auf weitere Höflichkeitsfloskeln verzichten. Ich möchte Ihnen etwas mitteilen, denn Sie wollen vermutlich etwas erfahren.«
    »So ist es. Alle Achtung, Madame, Sie haben die Situation klar analysiert.«
    »Man wird Menschenkenner in diesem Laden. Erstens bei der Auswahl des Personals, zweitens im Umgang mit den Kundinnen und wenn sich, was äußerst selten vorkommt, ein Mann zu uns verirrt, der nicht, wie soll ich es sagen, durch unglückliche Erziehung oder andere Umstände selbst beinahe eine Frau ist, bedeutet das etwas. Wenn er etwas behauptet, was offensichtlich nicht mit den Tatsachen übereinstimmt, ist es Zeit für ein Gespräch mit ihm«, sagte die Frau mit leiser, aber fester Stimme.
    »Die Lüge dieses Mannes, worin besteht sie?«, erkundigte sich Holmes in eben derselben gedämpften Stimmlage.
    »Von Lüge würde ich nicht sprechen. Nun, Ihre Behauptung, Sie wären Patient des Doktors, der von weither gekommen sei und die Praxis des Doktors aus unerklärlichen Gründen geschlossen vorgefunden hätte, stimmt nicht. Tatsächlich traten Sie aus dem Haus der Watsons, kurz nachdem der Besitzer, nach Tagen zum ersten Mal einigermaßen gesund wirkend, das Gebäude verlassen hatte. Sie sind also ein Freund des Doktors, dessen Besuch dem beklagenswerten Zustand des Mannes zumindest nicht abträglich war.«
    »Alle Achtung, Madame, an Ihnen ist ein Detektiv verloren gegangen.«
    »An Ihnen, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, offenbar nicht.«
    Lächelnd blickte Holmes der hübschen, aber herb wirkenden, großen Frau ins Gesicht, in die dunklen Augen, die sich von dem hellen Haar und der blassen Haut kontrastreich abhoben. Ihr Blick verriet Verstand und Energie.
    »Ich bin Arzt, so wie Dr. Watson«, log Sherlock Holmes. »Also ein genauer Beobachter des körperlichen Zustands meiner Patienten. So wie Sie.«
    »Ja, ich beobachte, aber ich weiß auch, dass das Hinsehen und das Beschreiben allein nichts ändert.«
    »Da haben Sie recht, Madame. So ist es auch in der Medizin. Ein guter Arzt begnügt sich nicht mit der Diagnose, er fragt nach dem Warum. Was ist die Ursache für die Gesundheitsstörung? Handelt es sich um eine falsche Lebensweise? Trinkt der Erkrankte zu viel Alkohol, isst er zu fett?«
    »Oder ist seine Seele erkrankt?«
    »So ist es. Und erst dann kann er, mit Glück und der Mithilfe des Patienten, an eine Heilung herangehen.«
    »Sein Zustand«, stellte die Frau fest, die etwa im Alter des Detektivs, also Anfang vierzig, war, »ist durch die Entführung seiner Frau beeinträchtigt.«
    »Sie sprechen von einer Entführung. Haben Sie eine derartige Beobachtung gemacht?«
    »Indirekt. Die schwarze Kutsche, von der meine Angestellten erzählten und in der Mrs. Watson weggebracht wurde, kam über zwei, drei Jahre monatlich vorbei, immer am Donnerstag. Und mit ihr ein Mann, den ich für einen Verwandten der Frau hielt. Seine Körperhaltung glich der ihren, auch seine Art zu gehen. Sie begaben sich meist Seite an Seite in den Park und kamen etwa nach einer Stunde zurück. Der Mann drückte der Frau einen Kuss auf eine der Wangen, dann verschwand er in der Kutsche.«
    »Und Sie bemerkten in den letzten Monaten eine Abweichung von diesem
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