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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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ehrbaren Bürgers begeben, um ihn zu befragen. Die Beteiligung weiterer Menschen daran ist undenkbar.«
    »Wann werden Sie ...«
    »Ich werde mein Kommen brieflich ankündigen und den Herrschaften Zeit geben, Konsequenzen daraus zu ziehen. Oft genügt die Ankündigung eines amtlichen Besuches, um das Problem zu lösen.«
    »Sie meinen, Mary könnte in der Zwischenzeit heimkehren? Also ist es wichtig, zu Hause zu sein, wenn sie kommt. Ich werde dort auf sie warten.«
    »Das erscheint ratsam. Und sollte der nächste Schritt nötig sein, können Sie in zwei, drei Tagen mit einer Lösung des Problems rechnen.«
     
    Am Sonntag, dem 21. Juni 1895, trat Premierminister Lord Rosebery zurück. Watson war die Bedeutung dieses Schrittes für den Fall Moriarty durchaus bewusst, doch überschattete die Sorge um seine Frau alle anderen Überlegungen.
    Als Watson am Montag weder von seiner Frau noch von Barton etwas gehört hatte, wurde er unruhig und begab sich in Bartons Office im Yard. Dort erfuhr er von dem schrecklichen Unglück, das dem Inspektor in Ausübung seines Dienstes widerfahren war. Bei der Beobachtung eines Anwesens in Hampstead Heath war er von einem tollwütigen Fuchs gebissen worden. Er lag nun sterbend im Charing Cross Hospital.
    »Ich bin Arzt. Ich muss ihn sehen«, sagte Watson und verließ hastig den roten Backsteinbau an der Themse.
     
    Der Mediziner Watson wusste, dass es für einen mit Rabies infizierten Menschen keine Hilfe gab, doch trat der qualvolle, unausweichliche Tod erst nach einem halben Monat ein, und es gab durchaus eine Chance, dass Barton noch ansprechbar war.
    Der Anblick des vormals kräftigen Mannes im Hospitalbett erschreckte den Besucher. Inspektor Barton war von Sinnen, obwohl der Biss des tollwütigen Tieres nicht so schnell wirken konnte, selbst wenn das Virus direkt in die Blutbahn gelangt war. Jonah Barton hatte Schaum auf den Lippen und seine Arme und Beine waren mit Schlingen an den Eisenrahmen des Bettes fixiert, um den sich in Krämpfen aufbäumenden Mann einigermaßen abzusichern. An ein Gespräch war nicht zu denken, also versuchte Watson einen der behandelnden Ärzte zu kontaktieren.
    »Eine außergewöhnlich heftige Infektion, dabei keine äußerlich erkennbaren Wunden«, erklärte Doktor Margate.
    »Wie ist das zu verstehen? Unter welchen Umständen wurde der Inspektor bei Ihnen eingeliefert? Woher stammt Ihre Information, dass er von einem kranken Fuchs gebissen wurde?«
    »Ein Kollege brachte ihn hierher. Ein Mann in der Uniform eines Polizisten. Von ihm stammen diese Angaben.«
    Moriarty! , durchfuhr es Watson. Inspektor Barton hatte die Gefährlichkeit des Mannes unterschätzt und damit sein Leben verwirkt.
     
    Für Watson gab es nur mehr eine Hoffnung: Sherlock Holmes, den er aber weder im Watier's Club noch in der Baker Street antraf. Er hatte keine Nachricht für ihn hinterlassen. Dennoch ahnte der Doktor, wohin sich Holmes begeben hatte und nahm eine Droschke Richtung Hampstead Heath. Er musste seiner Frau und seinem Freund in diesen entscheidenden Stunden ihres Lebens beistehen, zumindest als Arzt, wenn Moriarty ihre körperliche oder geistige Gesundheit bedrohte. Er hoffte, dass es noch nicht zu spät war.
     
    Über Kenwood House und dem Park des Anwesens lag an diesem regnerischen Tag trügerische Ruhe. Und so weit Watson seine Suche nach Sherlock Holmes auch ausdehnte, er fand keine Spur von ihm, obwohl er immer wieder Menschen nach ihm fragte, indem er ihnen eine genaue Beschreibung seines Freundes lieferte.
    Auf dem Friedhof von Highgate schließlich gab ihm ein Totengräber, der dabei war, ein Grab auszuheben, den Hinweis auf die Löwengruft, bei der er zwei Männer gesehen hatte, von denen der eine etwa so aussah wie der Beschriebene. Es handelte sich dabei um Steinmetze, die mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren.
    »Die Löwengruft, sagen Sie. Wie finde ich dorthin?«
    »Das Grab des Löwenbändigers«, präzisierte der Mann und erklärte Watson den Weg, wobei er sich immer wieder mit den schmutzigen Arbeitshandschuhen über die vom Regen und Schweiß nasse Stirn fuhr.
    Neben der angegebenen Gruft bearbeitete tatsächlich ein älterer, ziemlich korpulenter Mann, der einen weißen Vollbart trug, eine Figur, die eine sitzende trauernde Frau darstellte, mit dem Meißel.
    Bei dem Steinmetz handelte es sich eindeutig nicht um Sherlock Holmes, also wollte Watson entmutigt weitergehen, als er von hinten ergriffen und ihm ein feuchtes Tuch auf Nase und Mund
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