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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab
Autoren: Alisha Bionda
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auszusprechen, da kam er mir zuvor.
    „Mein lieber Watson war der Höflichkeit halber so freundlich, der Einladung nachzukommen und meine Person zu entschuldigen. Ich zog es vor, den Abend mit einem Sherry und meiner Violine zu verbringen.“
    Noch während Holmes dies sagte, wurde mir bewusst, dass er somit kein Alibi hatte. Er war allein in der Baker Street gewesen. Mrs Hudson heranziehen zu wollen, war vergebliche Liebesmüh. Ihre Wohnung war bereits dunkel gewesen, als ich die Droschke bestieg, die mich zum Savage Club bringen sollte. Und die Gute hatte einen gesegneten Schlaf.
    „Haben Sie den ganzen Abend Violine gespielt, Holmes?“
    Mein Freund lächelte und blieb die Ruhe selbst, während ich am liebsten lautstark protestieren wollte, dass man ihn hier einem Verhör unterzog. 
    „Gelegentlich habe ich auch an meinem Sherry genippt.“
    „Und Ihre Meerschaumpfeife? Rauchen Sie nicht für gewöhnlich jeden Abend auch Pfeife, Holmes?“
    Nun runzelte dieser die Stirn. „Fürwahr. Doch gestern nicht. Ich konnte sie nicht finden. Mrs Hudson muss sie wohl verlegt haben.“
    Wortlos trat Lestrade beiseite und gab den Blick auf die rechte Hand von Sir Hugo frei. Seine steifen Finger hielten noch im Tod eine Pfeife umklammert, die der meines Freundes erschreckend ähnelte. Auf dem Teppich lagen einige Tabakkrümel, die wohl beim Sturz herausgefallen sein mussten. 
    Auch Holmes schien die Pfeife zu erkennen, denn er beugte sich vor, um sie aufzuheben, doch Lestrade hielt ihn davon ab.
    „Ich muss Sie bitten, keine Beweisstücke zu berühren, Holmes“, erklärte der Inspektor in ungewohnt kühlem Ton.
    Mein Freund straffte sich und allmählich reifte in ihm wohl die gleiche Überzeugung, wie sie sich bereits in meinem Herzen breitmachte und es mit Sorge erfüllte.
    „Wurde ich als Tatverdächtiger herbeordert?“, kam Holmes ohne Umschweife zum Punkt. 
    Diese Frage brachte Lestrade nun sichtlich in Verlegenheit. „Es tut mir leid, Holmes, aber derzeit sieht es tatsächlich so aus.“ Er räusperte sich und deutete mit einer Geste, dass wir ihm folgen mögen. 
    Ohne Zögern trat Holmes an den großen Sekretär aus Mahagoniholz, dessen dunkle Oberfläche im Schein der Lüster glänzte. Einige Bögen edles Papier lagen darauf. Bereit, mittels silbernem Federkiel, der noch im Tintenfass steckte, die Worte eines kreativen Geistes zu empfangen. Es sah dem sehr ähnlich, das für die Einladung in den Club verwendet worden war. Möglicherweise hatte der Earl den Posten eines Schriftführers innegehabt.
    Alles wirkte sehr ordentlich, beinah schon von akribischer Perfektion. Dies sagte entweder etwas über den Verstorbenen aus oder über die Qualitäten seiner Haushälterin. Ich tippte auf Letzteres, da sogar der Aschenbecher blitzblank glänzte, und das, wo sich Sir Hugo augenscheinlich am Abend zuvor den Genuss einer Pfeife gegönnt hatte. Ärgerlich legte ich die Stirn in Falten und mutmaßte, ob die Dame in ihrem Reinlichkeitswahn womöglich Beweismaterial vernichtet hatte, mit dem man Holmes hätte entlasten können. Dies stellte gegenwärtig meine einzige Sorge dar.
    Was die Hausangestellte übersehen hatte, war ein Glas, das noch halb mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. Dem durchdringenden Mandelgeruch nach zu urteilen tippte ich auf Amaretto. Es war mir ein Rätsel, was Menschen an diesem schrecklichen Getränk fanden.
    „Im Kalender von Sir Hugo steht für den gestrigen Abend ein Treffen mit Ihnen, Holmes“, flüsterte Lestrade. „Es scheint, Sie waren der Letzte, der ihn lebend gesehen hat.“
    Den besagten Terminkalender hatte Sir Hugo auf die gestrige Ausgabe der Times gelegt. Offenbar waren seine Augen nicht mehr die besten gewesen, wie die Lupe zuoberst zeigte, die groteskerweise exakt den Eintrag vergrößerte, der meinem Freund zum Verhängnis werden sollte. Mit der geschwungenen Handschrift des Earls von Beddingfurth stand dort: 22 Uhr – Sherlock Holmes – letzter Fall . 
    Ich presste meine Lippen vor Unmut zusammen. Dies klang beinah so, als habe Holmes mit ihm über vertrauliche Informationen geplaudert und ihn in Ermittlungen eingeweiht. Ein Umstand, der so abstrus war, dass mir schier die Worte fehlten. 
    „Ich kann mich nur wiederholen. Es tut mir leid, Holmes“, erklärte Lestrade mit betrübter Miene und wirkte nun, abseits der Kollegen, weniger kühl, sondern vielmehr ebenso besorgt wie wir. „Aber Sie werden verstehen, dass die Indizien gegen Sie sprechen und
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