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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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wenn einer mit Feuerwaffen herumgeballert hätte. Von diesem Tag an trug ich die Schächtelchen mit den Pillen ständig bei mir, bis die Zeit kommen würde, in der ich sie benutzen würde.
    Es war fast Mitternacht und die Nacht war wild und düster. Der Wind blies stark und es regnete in Strömen. So schaurig wie es draußen auch gewesen sein mochte, in meinem Herzen war ich froh, so froh, daß ich vor lauter Freude hätte jubeln mögen. Nur wenn einer von Ihnen, meine Herren, eine Sache sehr lange Zeit angestrebt hat, etwa zwanzig endlose Jahre lang, dann, nur dann kann er meine Gefühle verstehen. Ich zündete eine Zigarre an und
    rauchte, um meine Nerven zu beruhigen, aber meine Hände zitterten und in meinen Schläfen hämmerte es vor lauter Aufregung. Während ich dahinfuhr, sahen aus der Dunkelheit John Ferrier und meine süße Lucy zu mir hin und lächelten mich an. Sie waren für mich genauso deutlich vorhanden wie Sie, meine Herren, hier in diesem Raum. Den ganzen Weg hin zur
    Brixton Road schwebten sie vor mir her, einer zur Linken, der andere zur rechten Seite des Pferdes, bis ich anhielt und das Pferd in der Brixton Road festmachte.
    Außer dem Rauschen des Regens war kein Geräusch zu hören und keine Menschenseele zu
    sehen. Als ich durch das Fenster in die Kutsche blickte, sah ich Drebber zusammengerollt liegen und seinen Rausch ausschlafen. Ich schüttelte ihn am Arm. >Zeit, auszusteigen<, sagte ich.
    >In Ordnung, Kutscher<, sagte er.
    Ich denke mir, er glaubte, wir seien bei dem Hotel angekommen, das er mir genannt hatte, denn er stieg ohne ein weiteres Wort aus und folgte mir in den Garten. Ich mußte neben ihm gehen und ihn stützen, denn er war immer noch recht wackelig auf den Beinen. So kamen wir dann bis zur Haustür, die ich öffnete. Wir traten ein und ich führte ihn in das Vorderzimmer.
    Ich schwöre Ihnen, daß die ganze Zeit über Vater und Tochter an meiner Seite waren.
    >Es ist verflucht dunkel hier<, beklagte er sich und versuchte, sich zurechtzufinden.
    >Gleich werden wir mehr Licht haben<, sagte ich, strich ein Zündholz an und entzündete damit eine Kerze, die ich mir mitgebracht hatte. >Nun, Enoch Drebber<, fuhr ich fort und wandte mich ihm zu und hielt die Kerze so, daß sie mein Gesicht beleuchtete. >Wer bin ich?< Einen Augenblick starrte er mich mit begriffsstutzigen, vom Alkohol immer noch benebelten Augen an, aber dann ergriff der Schrecken von ihnen Besitz. Seine Züge verzerrten sich, ich sah, daß er mich erkannt hatte. Mit totenblassem Gesicht stolperte er rückwärts. Ich sah, wie die Schweißtropfen sich auf den Augenbrauen bildeten, während die Zähne im Mund
    klapperten. Bei diesem Anblick lehnte ich mich an den Türpfosten und lachte, lachte laut und lange. Ich habe immer gewußt, daß Rache süß ist, aber ich habe niemals geahnt, wieviel Befriedigung sie der Seele wirklich gibt.
    >Du Hund!< rief ich schließlich. >Ich habe dich von Salt Lake City bis nach St. Petersburg verfolgt und bisher bist du mir immer entkommen. Aber jetzt ist es aus mit dir, denn einer von uns wird das Licht des neuen Tages nicht mehr sehen.< Er kroch immer weiter in die dunkle Ecke zurück, ich sah, daß er mich für völlig verrückt und übergeschnappt hielt. Irgendwie fühlte ich mich auch so. Die Pulse in meinen Schläfen hämmerten wie
    Vorschlaghämmer, ich glaubte, ich bekäme einen Schlaganfall, bevor es mir möglich war, meine Rache auszuführen. Aber dann bekam ich plötzlich starkes Nasenbluten, das
    erleichterte mich dann etwas.
    >Wie denkst du jetzt über Lucy Ferrier?< schrie ich ihn an, verschloß die Tür und hielt ihm den Schlüssel vor die Nase. >Deine Strafe hat lange auf sich warten lassen, aber jetzt hat sie dich endlich eingeholte Die Lippen des Feiglings zitterten, als ich das sagte. Er würde in dem Augenblick wohl um sein Leben gebettelt haben, mußte aber doch wohl eingesehen haben,
    daß das sinnlos war.
    >Willst du mich jetzt ermorden?< stammelte er.
    >Was heißt ermorden ?< fragte ich zurück. >Wer spricht von Mord, wenn man einen Hund totschlägt? Wieviel Gnade hast du meinem armen Liebling gegönnt, als du sie von ihrem
    ermordeten Vater weggezerrt und sie zu deinem abscheulichen, verfluchten Harem
    verschleppt hast?<
    >Ich habe den Vater nicht umgebracht !< rief er.
    >Aber ihr unschuldiges Herz hast du gebrochen!< brüllte ich und hielt ihm die Schachtel unter die Nase. >Der große Gott im Himmel soll Richter über uns sein. Nimm und iß! Die eine Pille
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