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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nennt man es wohl«, sagte er ruhig. »Ich war deswegen erst letzte Woche bei einem Arzt und er sagte mir, daß es wohl nicht lange mehr mit mir dauern würde. Es ist mit den Jahren immer schlimmer geworden. Ich habe es von Überarbeitung und Unterernährung bekommen,
    als ich noch in den Salt Lake Bergen lebte. Aber ich habe mein Werk jetzt ja erledigt. Es macht mir nichts aus, wenn ich bald sterbe, aber ich habe noch eine Sache zu tun. Ich möchte, daß man weiß, daß ich nicht als gewöhnlicher Mörder sterbe.«
    Der Inspektor und die zwei Detektive berieten in aller Eile, ob sie ihm erlauben sollten, seine Geschichte zu erzählen.
    »Sind Sie wirklich der Meinung, Doktor, daß er in Lebensgefahr ist?«
    »Ganz gewiß ist er das«, sagte ich.
    »In diesem Fall ist es sicherlich unsere Pflicht, seine Aussagen aufzunehmen, schon um der Gerechtigkeit Genüge zu tun«, sagte der Inspektor. »Sir, Sie dürfen jetzt Ihre Aussage machen, aber ich möchte Sie noch einmal warnen, denn alles, was Sie sagen, wird
    aufgeschrieben.«
    »Wenn Sie erlauben, werde ich mich jetzt hinsetzen«, sagte der Gefangene und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Diese Aneurysma läßt mich sehr schnell ermüden, und das Gerangel von vorhin hat die Sache auch nicht besser gemacht. Ich stehe am Grabesrand, ich werde
    niemandem mehr zur Last fallen. Jedes Wort, das ich ausspreche, ist die volle Wahrheit. Wie Sie damit umgehen, ist Ihre Sache, mir ist es gleichgültig.«
    Mit diesen Worten lehnte sich Jefferson Hope bequem auf seinem Stuhl zurück und gab die folgenden erstaunlichen Aussagen zu Protokoll. Er sprach ruhig und methodisch, als ob die Geschichte, die er uns zu berichten hätte, etwas vollkommen Normales wäre. Ich kann
    beschwören, daß ich alles wahrheitsgetreu wiedergegeben habe, denn mir waren Lestrades Notizen und Protokolle zugänglich, die wortwörtlich aufgenommen wurden, wie der
    Gefangene sie äußerte.
    »Es tut nicht viel zur Sache, weshalb ich diese zwei Männer bis aufs Blut haßte«, sagte er.
    »Es genügt, daß sie schuldig am Tod zweier Menschen waren — am Tod von Vater und
    Tochter — und, daß sie damit ihr eigenes Leben verspielt hatten. Da inzwischen soviel Zeit verstrichen ist, war es für mich unmöglich, ein normales Gerichtsverfahren gegen sie einleiten zu lassen. Ich wußte jedoch, wie schuldig sie waren und ich hatte mir geschworen, daß sie ihre Strafe haben sollten. So blieb mir nichts übrig, als Richter, Geschworener und Henker in einer Person zu sein. Sie würden gehandelt haben wie ich, wenn Sie an meiner Stelle gewesen wären und nur ein bißchen Männlichkeit in sich gehabt hätten.
    Das Mädchen, von dem ich geredet habe, sollte mich vor zwanzig Jahren heiraten. Sie wurde jedoch gezwungen, jenen Drebber zu heiraten. Sie starb am gebrochenen Herzen. Ich habe ihr den Ehering von der toten Hand genommen und ich schwor, daß er in seiner Sterbestunde
    diesen Ring würde ansehen müssen. Seine letzten Gedanken sollten sich mit dem Verbrechen befassen müssen, für das er jetzt endlich die Strafe bekam. Ich habe diesen Ring immer bei mir getragen und ich habe ihn und seinen Begleiter über zwei Kontinente verfolgt, bis ich sie schließlich hatte. Sie dachten, ich würde der Sache endlich müde werden, aber ich hielt durch.
    Wenn ich morgen sterbe, was gut möglich ist, dann sterbe ich zufrieden, denn ich habe mein Werk vollendet und ich habe es gut zu Ende gebracht. Sie sind dahin, und das durch meine Hand! Für mich bleibt nichts mehr zu hoffen oder zu wünschen.
    Sie waren reich und ich war arm, so daß es für mich nicht leicht war, ihnen zu folgen. Als ich nach London kam, waren meine Taschen so gut wie leer. Ich mußte mir also Arbeit suchen, um zu überleben. Mit Pferden umgehen, reiten und Wagen fahren ist für mich nun eine so natürliche Sache, wie das Laufen, so habe ich mich an ein Miet-Kutschen-Unternehmen
    gewandt und bekam Arbeit. Ich mußte dem Besitzer eine bestimmte Summe in der Woche
    abliefern, den Rest hatte ich für mich, so lautete die Abmachung. Es war niemals viel für mich übrig, aber ich schaffte es, mich über Wasser zu halten. Am schwersten war es für mich, mich in den Straßen zurechtzufinden, denn ich glaube, von allen Städten der Welt ist London am verwirrendsten. Ich habe mir jedoch eine Karte besorgt und wenn ich einmal ein mir
    bekanntes Gebäude, ein Hotel oder einen Bahnhof wiederentdeckt hatte, dann kam ich gut voran.
    Es dauerte eine Weile, bis ich
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