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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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war gestohlen worden. Es mußte dann entweder ein politischer Fall sein, oder aber es handelte sich um eine Frau. Diesen Fragen stand ich gegenüber. Ich habe eigentlich von Anfang an mehr der Annahme zugeneigt, daß hier eine Frau im Spiel war.
    Politische Mörder erledigen ihren Job schnell und verschwinden, so schnell sie können.
    Dieser Mörder hatte jedoch mit Umsicht und Ruhe gearbeitet. Er hat seine Fußspuren über den ganzen Raum verstreut hinterlassen und zeigt damit, daß er die ganze Zeit dagewesen ist.
    Es mußte sich also um eine private Fehde handeln, nicht um Politik, die eine solch
    methodische Rache forderte. Als die Inschrift an der Wand entdeckt wurde, sah ich mich in meiner Meinung mehr denn je bestärkt. Das Ding war eine zu offensichtlich falsche Fährte.
    Als jedoch der Ring gefunden worden war, da war für mich alles klar. Sicherlich hatte der Mörder diesen Ring benutzt, um sein Opfer an eine tote Frau zu erinnern. An diesem Punkt angelangt, fragte ich Gregson, ob er sich in einem Telegramm nach Cleveland über Drebbers Vergangenheit informiert hatte. Sie erinnern sich, daß er meine Frage negativ beantwortete.
    Ich fuhr danach fort, den Raum sorgfältig zu examinieren, so fand ich die Länge des Mörders heraus, fand heraus, daß er eine Trichinopoly-Zigarre geraucht hatte und daß er ziemlich lange Fingernägel hatte. Ich war auch schon zu der Überzeugung gelangt, daß das Blut, das wir auf dem Boden fanden, dem Mörder in der Aufregung des Augenblicks aus der Nase
    geflossen sein mußte, denn sonst war kein Blut geflossen. Die Blutflecken befanden sich auch immer in der Nähe der Fußspuren. Es passiert selten, daß sich bei jemandem die Aufregung auf eine solche Weise Luft macht, es kommt höchstens bei sehr blutvollen Menschen, mit kräftig roten Gesichtern vor. Ich schloß daraus, daß der Mörder ein robuster, rotgesichtiger Mann war. Die weiteren Geschehnisse haben bewiesen, daß ich recht hatte.
    Als wir das Haus verlassen hatten, tat ich, was Gregson zu tun versäumt hatte. Ich habe der Polizei in Cleveland telegraphiert, dabei habe ich mich jedoch nur auf das, was mit Enoch Drebbers Heirat in Verbindung stand, beschränkt. Die Antwort war aufschlußreich. Mir
    wurde mitgeteilt, daß Enoch Drebber sich schon einmal wegen eines Rivalen in einer
    Liebesangelegenheit unter den Schutz der Polizeimacht gestellt habe. Dieser Rivale war Jefferson Hope. Und Jefferson Hope war in Europa. Ich wußte, daß ich nun einen guten
    Hinweis auf die Lösung des Rätsels in der Hand hielt. Alles, was jetzt noch zu tun übrig blieb, war den Mörder zu finden.
    Bei mir selber wußte ich bereits, daß der Mann, der mit Drebber in das Haus gegangen war, niemand anders gewesen sein konnte als der Kutscher des Mietwagens. Die Spuren von Pferd und Wagen zeigten mir, daß das Pferd sich so bewegt hatte, wie es das nicht getan haben würde, wenn da jemand gewesen wäre, der nach ihm gesehen hätte. Wo sollte der Kutscher denn sein, wenn nicht im Haus? Und wiederum sprach gegen die Theorie von einem dritten Mann die schlichte Annahme, daß kein vernünftiger Mensch einen Mord im Angesicht eines Dritten ausführt, der ihn sofort hinterher verraten konnte. Zum Schluß überlegte ich mir noch, daß, angenommen ein Mensch möchte einem anderen in einer Riesenstadt wie London folgen, gibt es da eine bessere Möglichkeit, als die, wenn er sich als Mietkutscher verdingte? Alle diese Überlegungen führten mich zu dem unabdingbaren Schluß, daß Jefferson Hope
    irgendwo in der großen Metropole gefunden werden mußte.
    Wenn er wirklich als Kutscher gearbeitet hatte, dann gab es keinen Grund für ihn, jetzt mit dieser Arbeit aufzuhören. Im Gegenteil, er muß sich gesagt haben, daß jede plötzliche
    Veränderung unbedingt die Aufmerksamkeit auf ihn lenken mußte. Er würde sicherlich noch eine geraume Zeit fortfahren, seine Kutsche zu fahren. Es gab auch keinen Grund, daß er einen falschen Namen annehmen mußte. Weshalb sollte er in einem Land seinen Namen
    ändern, in dem niemand seinen richtigen Namen kannte? So griff ich auf meine Truppe von Straßenjungen zurück. Auf meine Anweisung hin fragten sie bei jedem Kutschenvermieter
    nach und richtig, sie fanden mir den Mann heraus, den ich haben wollte. Wie schnell sie einen Erfolg verzeichnen konnten und wie prompt ich darauf reagiert habe, ist Ihnen sicherlich noch frisch in Erinnerung. Der Mord an Stangerson war ganz und gar unerwartet, aber ich weiß auch nicht,
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