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Sheriff  Tod

Sheriff  Tod

Titel: Sheriff  Tod
Autoren: Jason Dark
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was hinter den Betonmauern geschah. Man experimentierte mit Menschen. Man wollte wissen, wie sie auf bestimmte Dosen von Strahlen reagierten, und ich haßte diese Experimente. Ich wollte es im Alleingang versuchen, ich war mir meiner Sache so sicher, aber ich rechnete nicht mit ihrer Brutalität und mit ihrem Einfluß. Eines Tages war ich verschwunden, sie hatten mich geholt, und sie hielten mich hinter den verfluchten Betonmauern versteckt. Es war in den Fünfzigern, die damals dem Ende zugingen. Ich konnte keinen Freund mehr sehen, auch nicht die Familie, ich war ihr Objekt geworden.«
    »Man hat mit Ihnen Experimente angestellt?«
    »Ja.«
    »Welcher Art?«
    »Gene!«
    Ich schluckte. Dieses Wort hinterließ bei mir immer wieder einen kalten Schauer. Diese Experimente mit dem Erbgut der Menschen waren gefährlich, man hatte noch keinen genauen Durchblick, und damals war er erst recht nicht vorhanden gewesen. »Was passierte?«
    »Ich wurde jahrelang behandelt.«
    »Und dann?«
    »Entließ man mich!«
    »Was hat man mit Ihnen gemacht?«
    Er lachte meckernd. »Ich weiß es nicht genau, aber ich war ein anderer geworden. Ich war auf die Gegenseite übergetreten. Ich fühlte mich wahnsinnig stark, ich war zu einem neuen Messias geworden. Ich drehte alles das um, was mir in der Zeit vor den Experimenten hoch und heilig gewesen war. Ich ging jetzt auf Killertour. Ich war der neue Messias, der sich seine zwölf Diener holte. Zwölf Leichen brauchte ich, um unsterblich zu werden, das wußte ich tief in meinem Innern, denn ich hatte es einer dämonischen Macht geöffnet. Es war so wunderbar, da ich erleben konnte, daß es noch eine andere Seite der Welt gab. Kannst du dir das vorstellen? Ich fühlte mich sogar sehr wohl unter dem Schutz und versprach, dieser anderen Seite zu dienen.«
    »Ja, ich kann es mir vorstellen.«
    Sheriff Tod drückte seinen Kopf zurück. »Es waren völlig neue Erfahrungen für mich, und ich konnte mich daran gewöhnen. Es war einfach herrlich, ich fühlte mich wohl. In der Nacht war ich unterwegs. Ich wollte erfahren, ob man mich vergessen hatte. Ja, man hatte mich vergessen, aber ich war trotzdem noch existent, denn ich war mittlerweile zu einer Legende geworden, die Sheriff Tod hieß. Noch immer wurde darüber gerätselt, was mit mir geschehen war. Man sprach von Selbstmord, man redete von Mord, aber der Wahrheit kam niemand nahe. Außerdem war die geheime Forschungsstation längst abgebaut worden. Mich aber gab es noch, und ich mußte mich versteckt halten. Dabei suchte ich gleichzeitig nach einem Versteck. In dieser alten Kirche habe ich es gefunden. Hier baute ich meine Welt auf, und hierher schaffte ich meine Opfer. Es war das Neue in mir, das danach verlangte, aber ich kam diesem Verlangen gern nach.« Er grinste wieder. »Wer verdächtigte schon einen Sheriff? So konnte ich schalten und walten, und ich habe meine zwölf Diener beisammen.«
    Auch Doreen hatte die Worte gehört. Zwar in einer anderen Haltung als ich, nur war sie wieder soweit, daß sie die Kraft gefunden hatte, sich zu erheben.
    Pratt schaute ihr zu. Von der Brüstung her lachte er nach unten. »Soll ich stolz auf dich sein, daß du auf mich herausgekommen bist? Ich war Polizist, du bist ebenfalls im Staatsdienst.«
    »Klar, das bin ich, Pratt.« Sie redete ihn nicht mit Großvater an und bewies damit, wie stark sie sich von dieser Bestie distanzierte. »Ich bin FBI-Agentin, wenn du verstehst. Und ich bin hierhergekommen, um einen verfluchten Massenmörder zu jagen, auch wenn ich jetzt erfahren mußte, daß es mein eigener Großvater ist!« Nach dem letzten Wort riß sie den Arm mit dem Revolver hoch, zielte nicht erst groß, sondern streute rasend schnell hintereinander die Kugeln aus dem Mündungsloch…
    ***
    Die kleine Kirche schien zu explodieren. Zwischen den Schüssen gellten Doreen Pratts Schreie auf. Schreie der Enttäuschung, denn sie hatte, ebenso wie ich, die blitzschnelle Reaktion ihres Großvaters erlebt.
    Sheriff Tod war schon beim ersten Schuß abgetaucht und in der Dunkelheit hinter dem Geländer verschwunden.
    Ich löschte das Licht.
    »Weg!« brüllte ich Doreen zu, denn wir durften auf keinen Fall ein Ziel abgeben.
    Sie lief rückwärts, die Galerie im Auge behaltend, und mit dem ›Speed loader‹ füllte sie die Trommel des Revolvers. An der Wand neben der Tür blieb sie stehen.
    Ich war zur anderen Seite gehuscht, denn dort wußte ich die Treppe. Ich nutzte noch den Nachklang der Schüsse aus, um die
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