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Sheriff  Tod

Sheriff  Tod

Titel: Sheriff  Tod
Autoren: Jason Dark
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gesagt hatte, aber auf der Galerie entstand eine Bewegung. Wir hörten die schleichenden Schritte und das leise Knarren von Bohlen.
    Ich hielt meine Leuchte etwas vom Körper entfernt, um nicht ein direktes Ziel zu bilden, trotzdem befanden wir uns noch in einer nicht zu unterschätzenden Gefahr.
    Über dem Rand des Geländers erschien die Gestalt. Sie tauchte aus dem Hintergrund auf, als wäre sie von einem Band immer weiter hervorgezogen worden.
    Zum erstenmal sahen wir unseren Gegner, doch ich hatte Mühe, ihn bei diesen Lichtverhältnissen zu erkennen. Mir fiel allerdings auf, daß er eine dunkle Brille trug. Auf seinem Kopf klemmte ein Stetson, wie ihn die Polizisten trugen. Vorn am Hut schimmerte das Metallschild der State Police, und in den Gläsern der Brille schienen sich vorbeiziehende Wolken abzuzeichnen.
    Was es war, konnte ich nicht erkennen, ich konzentrierte mich auch auf den anderen Teil des Gesichts, der glatt aussah wie eine dunkle Maske.
    Für einen Moment wurde es aus der Finsternis hervorgerissen, als der Widerschein des Wetterleuchtens durch die Fenster drang.
    Hatte ich tatsächlich zwei Totenschädel in den Brillengläsern gesehen?
    Ich wußte es nicht und machte mir auch darüber keine weiteren Gedanken, Doreen lenkte mich ab. Ich hörte sie stöhnen und weinen zugleich. Dieser Anblick mußte sie getroffen und geschafft haben, vielleicht auch deshalb, weil die Gestalt einen glänzenden Sheriffstern trug.
    »Was ist denn?« zischelte ich, ohne den Blick von dem Sheriff zu nehmen.
    »Das ist er, John, mein Gott, das ist er!« Ihre Stimme war leise, sie schrillte trotzdem.
    »Wer ist es?«
    »Sheriff Tod«, schluchzte sie. »So ist er damals genannt worden, glaube ich. Aber er hat noch einen anderen Namen.« Sie sprach jetzt schnell, als sollte ein Wort das andere einholen. »Er hieß Duncan Pratt, und er ist mein Großvater!«
    Nach diesen Worten brach sie zusammen!
    ***
    Ich sah Doreen fallen, ich konnte sie nicht auffangen, aber sie hatte sich abgestützt und kniete jetzt auf den schmutzigen Holzbohlen des alten Baus.
    Durch meinen Kopf schössen Gedanken, mit denen ich nicht zurechtkam.
    Ich dachte zuerst an einen Irrtum, dann verscheuchte ich diese Folgerung wieder aus dem Kopf und erinnerte mich daran, wie ungewöhnlich und seltsam Doreen schon die ganze Zeit über reagiert hatte. Das war die Verbindung gewesen, von der sie gesprochen hatte, aber sie hatte sie nicht realisieren können.
    Duncan Pratt, der Großvater!
    Eine alptraumhafte Gestalt, eine Legende, die hier Sheriff Tod genannt wurde.
    Warum war das so? War er tatsächlich tot? Lebte er nur mehr als Zombie weiter? Hatte er deshalb so oft gemordet, um einem anderen einen Gefallen zu tun?
    Mir schössen unheimlich viele Gedanken und Vermutungen durch den Kopf, und ich wußte selbst, daß ich, ohne Fragen zu stellen, keine Lösung finden würde. Pratt hatte sich gezeigt, er war also durchaus in der Lage, mir gewisse Fragen zu beantworten, und ich startete einfach den ersten Versuch. »Sie sind Duncan Pratt? Hat sie recht?«
    »Ja.«
    Ich schaute zur Galerie hoch. Er hatte die linke Hand auf das Geländer gelegt und sich leicht vorgebeugt. Die Totenschädel in seinen Brillengläsern schimmerten wie geschliffenes Blei. »Dann sind Sie der Mörder. Dann haben Sie die zwölf Menschen getötet.«
    »Elf nur mit dem Sheriff Orwick. Die anderen beiden leben noch. Aber nicht mehr lange.«
    »Ja, so denken Sie. Aber warum haben Sie das getan? Ich sehe darin keinen Grund.«
    »Es gibt ihn«, sagte er. Beim Sprechen bewegte sich der Mund in seinem grauen Gesicht wie ein breiter Schnabel, und er kam mir auch lippenlos vor.
    »Berichten Sie.«
    »Das werde ich.«
    »Okay, ich höre zu.«
    »Es gab eine Zeit, da war ich hier der Sheriff. Mehr als fünfzig Jahre liegt es zurück. Ich herrschte in diesem Land. Ich war das Gesetz, ich wurde respektiert, und ich war sehr lange Sheriff. Es gab den großen Krieg und die Zeit danach, den kalten Krieg. Da versuchten die Mächte, sich gegenseitig aufzubauen, sie rüsteten auf, das Wort des Jahres war Atomkraft. Aber keine Kraft, die friedlich genutzt werden sollte. Man dachte an Waffen, und man dachte auch an einige Experimente, die nicht unbedingt in das Blickfeld der Öffentlichkeit hineingeraten sollten. Deshalb errichtete man an verschiedenen Orten des Landes geheime Forschungsstätten, die nur Eingeweihten bekannt waren. Eine davon hier. Ich entdeckte sie und entriß ihr auch die Tarnung. Ich wußte,
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