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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wenn die Götter selbst mir in diesem Moment einen Dolch in die Hand gedrückt hätten, ich hätte sie nicht töten können, und mir war, als vibriere eine große Frage durch die Überwelt und diese Welt und durch alle Universen meines Geistes:
Willst du die Liebe zur Macht oder die Macht der Liebe?
Und alles in mir quoll Kadarin entgegen, den ich einst als Bruder geliebt hatte, und der jungen und schönen Thyra, an deren Untergang ich ebenso schuld war wie Kadarin selbst. Ich bin nie im Stande gewesen, das zu erklären, doch in diesem einen Augenblick der Prüfung erkannte ich, dass ich lieber in Sharras Feuer sterben als einen von ihnen noch mehr verletzen wollte, als sie bereits verletzt worden waren. Alles in mir rief ein gewaltiges und endgültiges Nein!
Und dann kämpften wir wieder in den grauen Weiten der Überwelt, und die beiden Schwerter kreuzten sich und flammten wie sich verschlingende Blitze …
Die Flammen sanken und starben, und große Dunkelheit entstand um das Herz der Sharra-Matrix. Ich sah eine Flammenzunge nach innen schlagen, und ein Strudel erzeugte ein wirbelndes Nichts. In dies Nichts wurden Kadarin und Thyra gefegt, zwei winzige, verschwindende Gestalten, wurden fort und auseinander gerissen … und ein wortloser Schrei voll Schmerz und Verzweiflung, und im letzten Augenblick, so schwach, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es tatsächlich hörte, ein Ausruf der Freude und des Wiedererkennens, der in mir den letzten Gedanken meines Vaters wachrief…
»Geliebte …«
Stille und Nichts und Dunkelheit … und das große, verdammenswerte Gesicht, das ich in Asharas Überwelt aus blauem Eis gesehen hatte …
Und dann stand ich im grauen Licht der Morgendämmerung auf dem Kopfsteinpflaster vor der ComynBurg Regis gegenüber. Er war wieder ein gehemmter junger Mann, der Aldones’ Schwert unsicher halb erhoben hatte. Callina, bleich wie der Tod, stand neben ihm. Nirgends war eine Spur von Kadarin oder Thyra, aber vor uns lag Dyan Ardais, niedergeschmettert und sterbend, der Körper geschwärzt wie von Feuer. Er hielt das zerbrochene Schwert Sharras in der Hand. Das Heft zeigte keine Edelsteine mehr, verkohlt und hässlich lagen sie umher, Kiesel, die sich unter den ersten Sonnenstrahlen in blassen Rauch auflösten und für immer verschwanden … wie Sharras Macht für immer aus dieser Welt verschwunden war.
Regis steckte Aldones’ Schwert in die Scheide, kniete neben Dyan nieder und weinte, ohne sich dessen zu schämen. Dyan öffnete die Augen, in denen ein flüchtiges Wiedererkennen stand und ein Schmerz, der über den Punkt hinaus war, an dem er noch Bedeutung hatte. Aber wenn Regis auf ein Wort gehofft hatte, wurde er enttäuscht. Dyans Augen richteten sich nur kurz auf ihn, dann starrten sie auf etwas, das nicht in dieser Welt war. Aber zum ersten Mal, solange ich ihn kannte, schien er im Frieden mit sich selbst zu sein.
Wenn er gewillt gewesen wäre, uns alle zu töten, hätte Sharra triumphiert … Auch ich kniete neben ihm nieder und ehrte seinen Heldentod, während Regis seinen einen Mantel über Dyans Leiche breitete. Regis trug immer noch Aldones’ Schwert, aber es hatte ebenfalls allen Glanz und alle Macht eingebüßt. Die Klinge war ganz geschwärzt von dem unirdischen Feuer, in dem sie gebadet worden war. Dann legte Regis Aldones’ Schwert auf Dyans Brust, so wie man es mit dem Schwert eines gefallenen Helden tut, das mit ihm begraben werden soll. Keiner von uns erhob Einspruch. Regis stand auf, und die Strahlen der aufgehenden Sonne berührten sein Haar … Es war schneeweiß.
Es war vorbei, und ich war frei, war noch am Leben, was ich nicht zu hoffen gewagt hatte. Nach zahllosen, unermesslichen Verwüstungen war ich freigekommen. Ich wandte mich Callina zu, und da wir jetzt frei waren, zog ich sie in meine Arme und presste meine Lippen hungrig auf ihre.
Und alles Begehren erstarb in meinem Herzen und meinem Geist, als ich auf die kalten Augen Asharas nieder blickte.
Ich hätte es schon längst erkennen müssen.
Es war nur ein Augenblick, und dann war sie wieder Callina, die sich weinend an mich klammerte. Aber was ich gesehen hatte, hatte ich gesehen. Ich ließ sie vor Entsetzen los … und als meine Arme sich öffneten, sank Callina, ganz langsam auf dem Pflaster zusammen und blieb reglos neben Dyan liegen.
Von neuem kniete ich nieder, wandte sie um, richtete sie auf. Doch ihr Körper war schlaff und wurde bereits kalt. Und jetzt wusste ich Bescheid.
Vor Generationen hatte
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