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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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lockender, verführerischer Ruf mit Erinnerungen an Lust und Feuer und Macht … Ich wurde hierhin und dahin gezerrt, ein Verbindungsglied zwischen den beiden Kreisen, Regis und Callina mit Aldones’ Schwert, Thyra und Kadarin, sie wollten einen Dritten, der ihnen Kraft lieh …
    Und dann trat eine neue Gewalt in die sich bekämpfenden Kreise … kalt, arrogant und brutal, eine harte Berührung mit der Kraft meines Vaters, die Alton-Gabe, die meine eigene erweckt hatte, doch war es nicht meines Vaters Geist … Dyan! Und er hatte mich immer verabscheut … und ich war ihm ausgeliefert …
    Es machte mir nichts aus zu sterben, aber doch nicht so … Wieder hörte ich in Gedanken den Todesschrei meines Vaters, und wir waren so eng miteinander verbunden, dass ich sah, wie Dyan an mir vorbei mit unendlichem Bedauern darüber, dass sie auf entgegengesetzten Seiten endeten, zu Regis hinblickte. Ich wollte an deiner Seite stehen, wenn du König über ganz Darkover geworden warst, mein tapferer HasturCousin … und dann spürte ich, dass Dyan in mir die Erinnerung an meines Vaters vernichtenden Befehl fand, den letzten Gedanken seines sterbenden Gehirns …
    Und Dyan dachte voll Qual und Leid:
Kennard! Mein erster, mein einziger Freund … mein Cousin, mein Verwandter, Bredu … kein anderer lebt mehr von deinem Blut, und wenn ich jetzt zuschlage, habe ich dich über den Tod und jede Unsterblichkeit hinaus getötet … Und ein letzter, zynischer Gedanke, fast ein Gelächter: Dieser dein Sohn war für Macht solcher Art nie geeignet …
Plötzlich war ich frei, frei von Sharra, weggeschleudert von allem, und in diesem Augenblick der Freiheit wurde ich eingeschlossen in den sich festigenden Rapport zwischen Regis und Callina, den versiegelten Energiekreis …
Das Feuerbild stieg hoch, höher, wurde so groß wie die Burg, so groß wie ein Berg, versengende Dunkelheit in seinem Herzen … Aber Regis, der zum Riesen geworden war, hob Aldones’ Schwert zum Schlag, und ein kalter Blitz zuckte in Sharras Herz …
Sharra wurde in Ketten gelegt von Hastur, dem Sohn Aldones’, der der Sohn des Lichts ist …
Und gekleidet in seinen Mantel aus Licht kam Aldones!
Nun war nichts mehr zu erkennen, keine menschliche Gestalt, nur höher und höher loderndes Feuer. Aus dem dunklen Zentrum schlugen die Flammen Sharras hervor, und ein leuchtender Kern strahlte durch die Schleier, die die Gestalt des Gottes umhüllten. Er sah wie Regis aus, aber größer, viel größer. Das war kein Mensch aus der Hastur-Sippe, sondern der Gott selbst …
Zwei identische Matrices können nicht zur gleichen Zeit im gleichen Raum existieren, und schon einmal, so heißt es in der Legende, war Sharra von dem Sohn Aldones’, der der Sohn des Lichts ist, in Ketten gelegt worden.
Ich kann die Legende auch heute noch nicht erklären, obwohl ich es gesehen habe. Ich hatte die Dämonen-Berührung Sharras gefühlt. Das unendlich Gute ist auf seine Weise ebenso Furcht erregend wie das unendlich Böse. Hier fochten nicht Regis und Kadarin mit identischen Schwertern, eins als Kopie des anderen geschmiedet. Es war nicht einmal der Kampf der einen raumverzerrenden Matrix gegen die andere, obwohl das der Wahrheit näher kommt. Etwas Greifbares und sehr Reales kämpfte hinter jedem Schwert, etwas, das sich nicht auf dieser Wirklichkeitsebene befand und sich in dieser Dimension nur durch die Schwerter manifestieren und aufrechterhalten konnte. Blitze, eingehüllt in die Regenbogen-Aura, die Regis und Hastur war, fuhren in die von züngelnden Flammen umgebene Dunkelheit, in deren Herzen Thyra glühte wie eine brennende Kohle.
Zum letzten Mal nahm ich kurz diese kalte Arroganz Dyans wahr, sah ich sein falkenähnliches Gesicht gespannt und verwegen. Ich glaube, die Verbindung riss für einen Augenblick, so dass die Schwerter nur noch Schwerter waren und wir einen Sekundenbruchteil lang wieder im Vorhof der Burg standen. Das Kopfsteinpflaster schwankte unter meinen Füßen. Und da erkannte ich, dass Dyans Wille jeden von uns hätte packen und töten können …
Und Thyra stand vor mir, wieder eine Frau, obwohl das Feuerbild immer noch um sie loderte, und der Brandgeruch verpestete die Luft, und ihre Kehle lag nackt vor meinem Messer …
Ich hatte ihr den Tod als Rache für meine Hand geschworen. Aber nun erinnerte ich mich nur noch daran, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der sie nichts als ein verängstigtes Mädchen war, dem es vor den eigenen wachsenden Kräften grauste.
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