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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kleinigkeit ohnmächtig, auch nicht beim Anblick von Blut. Doch ich musste erst brüllen und eine Szene machen, bis sie mich in ihre Nähe ließen. Ich fand sie in einem der kleinen Schlafräume. Sie saß da, unbeweglich wie ein Stein, den glasigen Blick ins Weite gerichtet, als sei sie Ashara selbst, und starrte auf etwas, das wir nicht sehen konnten …
Regis rief sie an, ich ebenfalls, aber sie regte sich nicht. Endlich versuchte ich, ihre Gedanken zu erreichen - ich spürte sie sehr weit fort, irgendein eiskaltes anderes … dann keuchte sie, sah mich an und kam wieder zu sich.
»Du warst in Trance, Callina«, erklärte ich ihr, und sie sah uns bestürzt an. Ich glaube, sogar jetzt noch hätte alles anders kommen können, wenn sie uns ins Vertrauen gezogen hätte … aber sie ging über die merkwürdige Trance hinweg, als sei das gar nichts, und meinte nur: »Ich habe mich ausgeruht … war halb eingeschlafen. Was habt ihr denn?«
Regis sagte ruhig: »Ich möchte herausfinden, ob wir Lews Matrix reinigen und von der … Sharra-Matrix befreien können. Bei Rafes Matrix habe ich es geschafft. Wahrscheinlich hätte ich das auch für Beltran tun können, wenn er mich darum gebeten hätte.« Ich empfing den unausgesprochenen Zusatz: Beltran brannte immer noch darauf, Sharra zu benutzen, er sah in ihr die ultimate Waffe gegen die Terraner … wollte die Terraner damit erpressen, damit sie unsere Welt für immer verließen.
Und Dyan mit seinen gefährlichen Grundsätzen hatte sich in verzweifeltem Streben nach der Macht, die der schwach gewordene Comyn-Rat ihm nicht übertragen wollte, ebenfalls Sharra unterworfen … Ich spürte, wie traurig und besorgt Regis deswegen war, und plötzlich sah ich Dyan einen Augenblick lang mit Regis’ Augen: den älteren Verwandten, gut aussehend, weltgewandt, den der jüngere Regis gemocht und bewundert und später gefürchtet hatte … Doch die extreme Faszination, der Liebe eng verwandt, war geblieben … Dyan war der einzige Verwandte gewesen, der ihn völlig akzeptiert hatte. Ich hatte Dyan immer nur als grausam, bedrohlich, barsch angesehen, als einen Leuteschinder, einen Mann, der nach Macht gierte und sie brutal und ohne Fingerspitzengefühl einsetzte, einen Mann, der seine Macht über Kadetten und jüngere Verwandte sadistisch missbrauchte. Diese andere Seite Dyans war mir verborgen geblieben, und das gab mir zu denken. Hatte ich den Mann letzten Endes doch falsch beurteilt?
Nein, denn dann hätte ihn nicht einmal sein Machthunger dazu verleitet, die Kräfte der Comyn so zu pervertieren: Sharras Feuer … Ich war von diesem Feuer verbrannt worden, und Dyan hatte die Narben gesehen. Doch er in seiner Überheblichkeit bildete sich ein, er werde Erfolg haben, wo ich versagt hatte, er könne sich Sharra unterwerfen, ihr Herr statt ihr Sklave sein … und Dyan hatte nicht einmal eine Turmausbildung?
»Das macht es um so notwendiger, dass du befreit wirst, Lew«, drängte Regis.
Da zog ich mir den Lederriemen über den Kopf und wickelte einhändig und ungeschickt das Seidentuch auseinander. Schließlich ließ ich die Matrix in meine Handfläche rollen. Der rote Schein überlagerte die blauen Tiefen der Matrix …
Callina konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf mich, glich die Schwingungen an, bis sie den Stein in die Hand nehmen konnte. Es war die Berührung einer ausgebildeten Bewahrerin und schmerzte nicht übermäßig. Dann erklang in meinem Gehirn etwas wie der Ruf zum Sammeln in einer Feldschlacht: Es war der von neuem stimulierte Befehl Sharras: Kehre zurück, kehre zurück und lebe in meinem Feuer … daneben spürte ich Marjorie … oder war es Thyra? In meiner Umarmung wirst du für immer in niemals schwindender Leidenschaft brennen …
Mir war, als greife Regis durch diesen Aufruhr in mein Gehirn, doch ich wusste, es war nur die Matrix, die er berührte, die er Faden um Faden loslöste … Und je mehr er daran arbeitete, umso stärker wurde der verdoppelte Ruf, bis ich in Todespein brannte …
Die Tür flog auf, und Dio stürzte herein. Sie lief zu mir und stieß Callina beiseite. »Habt ihr gar keine Ahnung, was ihr ihm antut?«, schrie sie.
Die Flammen brannten nieder und erstarben. Regis hielt sich an einem Möbelstück fest. Er taumelte, konnte sich kaum auf den Füßen halten.
»Was meint ihr, wie viel er noch aushalten kann? Hat er nicht schon genug durchgemacht?«
Dankbar ließ ich mich in einen Sessel sinken. Ich sagte: »Sie wollten nur…«
»Nur aufrühren, was
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