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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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starrte ihn an, sah nur seine Silhouette vor dem Schein der letzten Sonne des Tages.
    »Simone?«, sagte Sharpe.
    »Richard?«
    »Ich bin es, Liebste.« Er grinste. »Sag mir nicht, du bist wieder zurückgelassen worden!«
    »Er hat Pierre getötet!«, rief Simone weinend. »Ich habe ihn beobachtet. Er hat ihn erschossen.«
    »Dodd?«
    »Wer sonst?«, fragte Pohlmann hinter Sharpe.
    Sharpe trat weiter in den Raum und streckte die Hände zu Simone hin.
    »Willst du hier bleiben«, fragte er, »oder mit mir kommen?«
    Sie zögerte nur kurz, dann erhob sie sich und ergriff seine Hand.
    Pohlmann seufzte. »Ich hatte gehofft, die Witwe trösten zu können, Sharpe.«
    »Sie haben verloren, Sir«, sagte Sharpe. »Sie sind der Verlierer.«
    Und er ging mit Simone fort, machte sich auf die Suche nach McCandless, um ihm die schlechte Nachricht zu überbringen.
    Dodd war entkommen.
 
    Colonel McCandless humpelte durch die Bresche nach Assaye. Er spürte, dass Dodd fort war, denn es wurde nicht mehr in dem Dorf gekämpft, obwohl immer noch einige Schüsse am Flussufer fielen, doch selbst diese Schüsse verstummten, als der Schotte an dem toten Mann auf der Türschwelle des Hauses vorbei und durch den Hof hinaus auf die Straße ging.
    Und vielleicht, dachte er, spielt es wirklich keine Rolle mehr, denn der Sieg dieses Tages wird in ganz Indien bekannt werden.
    Die Rotröcke hatten zwei Armeen zerschlagen, sie hatten die Macht zweier mächtiger Prinzen zerschmettert. Und von diesem Augenblick an würde Dodd von Zuflucht zu Zuflucht gejagt werden, während sich die britische Macht nach Norden ausbreitete. Und sie würde sich ausbreiten, das wusste McCandless. Jedes neue Vorrücken wurde als das letzte erklärt, aber jedes brachte neue Grenzen und neue Feinde, und so marschierten die Rotröcke wieder, und vielleicht würden sie erst zu marschieren aufhören, wenn sie ganz im Norden die großen Berge erreicht hatten. Vielleicht würde Dodd dort gestellt und erschossen werden wie ein Hund, dachte McCandless.
    Und plötzlich war es McCandless ziemlich gleichgültig. Er fühlte sich alt. Die Schmerzen in seinem Bein waren schrecklich. Er war noch geschwächt vom Fieber. Es war an der Zeit heimzukehren. Zurück nach Schottland. Er sollte Äolus verkaufen, Sharpe die Schulden zurückzahlen, seine Pension einreichen und an Bord eines Schiffes gehen.
    Fahr heim, dachte er. Nach Lochaber und zu den grünen Hängen von Glen Scaddle. In Britannien würde Arbeit zu erledigen sein, nützliche Arbeit, denn er korrespondierte mit Männern in London und Edinburgh, die eine Gesellschaft gründen wollten, um Bibeln in der gesamten heidnischen Welt zu verbreiten. McCandless wünschte sich, ein kleines Haus in Lochaber zu finden, einen Diener anzustellen und seine Tage damit zu verbringen, Gottes Wort in die indischen Sprachen zu übersetzen. Das würde ein Job sein, der die Arbeit lohnte, und er fragte sich, warum er so lange darauf gewartet hatte. Ein kleines Haus, ein großes Feuer, eine Bibliothek, ein Tisch, ein Vorrat an Tinte und Papier, und – mit Gottes Hilfe – in diesem kleinen Haus konnte er mehr für Indien tun, als er jemals erreichen konnte, indem er einen Verräter zur Strecke brachte.
    Der Gedanke an die große Aufgabe brachte ihn in Hochstimmung. Dann bog er um eine Ecke und sah Pohlmanns großen Elefanten frei durch eine Gasse stampfen.
    »Du hast dich verirrt, Junge«, sagte er zu dem Elefanten und hielt ihn an einem der Ohren fest. »Jemand hat das Hoftor offen gelassen, nicht wahr?«
    Er zog den Elefanten am Ohr herum. Und er folgte ihm glücklich. Sie gingen an einem toten Pferd vorbei, und dann sah McCandless einen toten Europäer mit einem weißen Uniformrock, und für einen Moment dachte er, es müsse Dodd sein, doch dann erkannte er Captain Joubert. Er lag mit einem Kugelloch in der Brust auf dem Rücken.
    »Armer Mann«, murmelte er und führte den Elefanten durch das Tor in den Hof. »Ich sorge dafür, dass man dir Futter bringt«, sagte er zu dem Dickhäuter, dann wandte er sich um und verriegelte das Tor.
    Er verließ den Hof, ging durch das Haus und bahnte sich einen Weg zwischen den Leichen in der Küche. Er schob die Außentür auf – und starrte in die blauen Augen von Sergeant Hakeswill.
    »Ich habe nach Ihnen gesucht, Sir«, sagte Hakeswill.
    »Sie und ich haben nichts miteinander zu tun, Sergeant«, sagte McCandless.
    »Oh, aber das haben wir doch«, sagte Hakeswill, und seine drei Männer blockierten hinter
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