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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe
Autoren: Bernard Cornwell
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heftig. In schlechterer Stimmung hätte er den Sprecher herausgefunden und bestraft, doch die Vorfreude auf die bevorstehende Schlacht ließ ihn darauf verzichten. »Ein Schotte!«, stieß er stattdessen verächtlich hervor. »Was ist das Schönste, das ein Schotte jemals gesehen hat? Ich will eine Antwort auf die Frage!«
    Keiner sagte ein Wort.
    »Die Straße nach England, das ist für ihn das Schönste. So steht es in der Bibel, also muss es stimmen.« Er wog Sharpes Muskete mit der Hand, während er an den wartenden Soldaten entlangspähte. »Ich werde euch im Auge behalten«, schnarrte er. »Keiner von euch hat schon an einem richtigen Kampf teilgenommen, und ich meine richtigen , doch auf der anderen Seite dieses verdammten Hügels wartet eine Horde von Heiden, die es kaum erwarten kann, ihre dreckigen Hände an eure Frauen zu legen. Wenn also einer von euch zu feige zum Kämpfen ist, werde ich euch allen die Haut abziehen. Aber wenn ihr eure Pflicht tut und eure Befehle befolgt, könnt ihr nichts falsch machen. Und wer gibt euch die Befehle?«
    Der Sergeant wartete auf eine Antwort, und schließlich gab ihm Private Mallinson eine. »Die Offiziere, Sergeant.«
    »Die Offiziere! Die Offiziere!« Hakeswill spuckte bei der Antwort seinen Ekel aus. »Offiziere sind hier, um uns zu zeigen, wofür wir kämpfen. Es sind Gentlemen. Richtige Gentlemen. Männer mit Besitz und guter Lebensart, keine gescheiterten Schankkellner und Taschendiebe mit rotem Rock, wie ihr es seid. Merkt euch das, Jungs. Ihr seid im Begriff, in eine Schlacht gegen Heiden zu marschieren, und wenn ihr nicht auf mich hört, werdet ihr bald tot sein!«
    Seine Züge verzerrten sich grotesk, und Sharpe, der das Gesicht des Sergeants beobachtete, fragte sich, ob es die Nervosität war, die Hakeswill so redselig gemacht hatte.
    »Also haltet euren Blick auf mir, Jungs«, fuhr Hakeswill fort, »und ihr werdet bei bester Gesundheit bleiben. Und wisst ihr, weshalb?« Er schrie das letzte Wort auf dramatische Weise, als er an der ersten Reihe der Leichten Kompanie entlangschritt. »Wisst ihr, warum?«, fragte er wieder, und jetzt klang er wie ein Prediger, der einen anderen Glauben als seine Kirche vertrat. »Weil ich nicht sterben kann, Jungs, ich kann nicht sterben!«
    Er war plötzlich angespannt, und seine Stimme klang heiser und leidenschaftlich. Es war eine Ansprache, die alle Männer der Leichten Kompanie schon viele Male gehört hatten, doch es war bemerkenswert für die meisten, dass Sergeant Green, der durch die kürzere Dienstzeit rangniedriger war als Hakeswill, sich angewidert abwandte.
    Hakeswill lachte spöttisch über Green und zerrte dann an der Ledermanschette um seinen Hals und zog sie etwas herunter, sodass eine alte, dunkle Narbe an seiner Kehle sichtbar wurde.
    »Die Schlinge des Henkers, Jungs!«, schrie er. »Davon bin ich da gezeichnet, von der Henkerschlinge! Seht ihr das Mal? Seht ihr es? Aber ich lebe, Jungs, stehe lebend auf zwei Füßen, anstatt unter der Grasnarbe zu liegen, ein Beweis, dass ihr nicht zu sterben braucht!« Sein Gesicht zuckte wieder, als er die Manschette losließ. »Gezeichnet von Gott«, fuhr er fort, und seine Stimme klang rau und aufgewühlt, »das bin ich, gezeichnet von Gott!«
    »Total durchgedreht«, murmelte Tom Garrard.
    »Haben Sie gesprochen, Sharpie?« Hakeswill fuhr herum und starrte Sharpe an, doch Sharpe war so augenscheinlich still und starrte stumm vor sich hin, dass es keinen Zweifel an seiner Unschuld gab.
    Hakeswill schritt an der Leichten Kompanie entlang zurück. »Ich habe Männer sterben sehen, bessere Männer als euch Abschaum, richtige Männer, doch Gott hat mich verschont! Also tut, was ich sage, Jungs, sonst werdet ihr Futter für die Aasgeier.« Er stieß die Muskete abrupt in Sharpes Hände. »Saubere Waffe, Sharpie. Gut gemacht, Junge.«
    Er wandte sich flott ab, und Sharpe sah zu seiner Überraschung, dass der Lappen wieder ordentlich um das Schloss der Muskete gewickelt war.
    Das Kompliment für Sharpe hatte die gesamte Leichte Kompanie erstaunt.
    »Er ist in einer selten guten Stimmung«, sagte Garrard.
    »Das habe ich gehört, Private Garrard!«, rief Hakeswill über seine Schulter. »Ich habe Ohren am Hinterkopf! Ruhe jetzt! Ich will nicht, dass die heidnische Horde denkt, ihr habt Schiss! Ihr seid weiße Männer, gebleicht in dem reinigenden Blut des Lammes, also kein verdammtes Gerede in den Reihen! Nett und ruhig wie die verdammten Nonnen, die nie einen Laut von sich
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