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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe
Autoren: Bernard Cornwell
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geben, weil ihre Papistenzungen rausgeschnitten sind.« Er schlug plötzlich wieder die Hacken zusammen, stand still mit der Pike vor seinem Körper und salutierte. »Kompanie angetreten, Sir!«, brüllte er so laut, dass er auf dem vom Feind gehaltenen Höhenkamm zu hören sein musste. »Alle anwesend und ruhig, Sir! Sonst würden sie ausgepeitscht, Sir!«
    Lieutenant William Lawford zügelte sein Pferd und nickte Sergeant Hakeswill zu. Lawford war der zweite Offizier der Leichten Kompanie, rangniedriger als Captain Morris und ranghöher als die jungen Ensigns (Fähnriche), jedoch neu versetzt zum Bataillon und so erschreckt von Hakeswill wie die Soldaten in den Reihen. »Die Männer können reden, Sergeant«, bemerkte Lawford milde. »In den anderen Kompanien ist es nicht so still.«
    »Nein, Sir. Die meisten müssen ihren Atem sparen. Es ist zu verdammt heiß zum Reden, Sir, und außerdem bekommen sie Heiden zum Töten, Sir, da brauchen Sie keine Plaudereien, wenn es schwarzgesichtige Heiden zu killen gibt, Sir. So steht es in der Heiligen Schrift, Sir.«
    »Wenn Sie das meinen, Sergeant«, sagte Lawford, nicht bereit, eine Konfrontation herauszufordern. Dann fiel ihm nichts ein, was er sonst noch sagen konnte, und so starrte er unter den Blicken der sechsundsiebzig Männer der Leichten Kompanie zu dem vom Feind gehaltenen Höhenkamm. Doch es wurde ihm bewusst, dass er schmählich vor dem Willen von Sergeant Hakeswill kapituliert hatte, und langsam färbten sich seine Wangen, als er nach Westen spähte.
    Lawford war beliebt, hielt das jedoch für Schwäche, doch Sharpe war sich nicht sicher, ob diese Einschätzung richtig war. Er glaubte, dass der Lieutenant noch seinen Weg durch die sonderbaren und manchmal Furcht erregenden menschlichen Strömungen im 33. Regiment suchte und dass Lawford sich im Laufe der Zeit als harter und unverwüstlicher Offizier erweisen würde. Im Augenblick war William Lawford erst vierundzwanzig und erst vor Kurzem zum Lieutenant befördert worden, und das machte ihn noch unsicher.
    Ensign Fitzgerald, der erst achtzehn war, schlenderte von der Spitze der Kolonne zurück. Er pfiff vor sich hin und schlug mit gezogenem Säbel nach Unkraut am Weg.
    »Geht gleich los, Sir!«, rief er fröhlich zu Lawford, und dann bemerkte er die unheilvolle Stille bei der Leichten Kompanie. »Ihr habt doch keine Angst, oder?«, fragte er.
    »Sparen Sie sich Ihren Atem, Mister Fitzgerald, Sir«, blaffte Hakeswill.
    »Wir haben Atem genug, um Dutzende Lieder zu singen und immer noch den Feind zu besiegen«, sagte Fitzgerald spöttisch. »Nicht wahr, Jungs?«
    »Wir besiegen die Bastarde, Sir«, sagte Tom Garrard.
    »Dann lassen Sie mich hören, wie Sie singen«, verlangte Fitzgerald. »Ich kann die Stille nicht ertragen. Wir werden genügend Stille in unseren Gräbern haben, Jungs, also können wir jetzt noch Lärm machen.«
    Fitzgerald hatte eine gute Tenorstimme, mit der er das Lied über das Milchmädchen und den Pfarrer anstimmte. Als er den Refrain erreichte, der erzählte, wie der nackte Pfarrer, dem das Milchmädchen die Augen verbunden hatte, schon dachte, sein Herzenswunsch würde erfüllt werden, doch sie steuerte ihn auf Bessie, die Kuh, zu, schrie die ganze Kompanie das Lied begeistert mit.
    Sie kamen nicht bis zum Ende. Captain Morris, der befehlshabende Offizier der Leichten Kompanie, ritt von der Spitze des Bataillons zurück und unterbrach den Gesang.
    »Halbkompanien!«, schrie er zu Hakeswill.
    »Halbkompanien, jawohl, Sir! Sofort, Sir! Leichte Kompanie! Stellt den verdammten Lärm ein! Ihr habt gehört, was der Offizier gesagt hat!«, bellte Hakeswill. »Sergeant Green! Übernehmen Sie die hinteren Reihen. Mister Fitzgerald! Würden Sie Ihren Platz an der Linken einnehmen, Sir! Vordere Reihe! Musketen geschultert! Zwanzig Schritte vorwärts, marsch! Flott, jetzt! Flott!«
    In Hakeswills Gesicht zuckte es, als die vorderen Reihen der Kompanie zwanzig Schritte marschierten und Halt machten, während die anderen neun Reihen zurückblieben. An der ganzen Bataillons-Kolonne entlang teilten sich die Kompanien gleichermaßen, und ihr Drill war so schneidig, als wären sie wieder auf ihrem Paradeplatz in Yorkshire.
    Eine Viertelmeile vom 33. Regiment entfernt vollführten sechs andere Bataillone mit genau derselben Präzision die gleichen Manöver. Diese sechs Bataillone bestanden aus einheimischen Soldaten im Dienst der Ostindischen Company, doch sie trugen genauso rote Uniformröcke wie die
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