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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe
Autoren: Bernard Cornwell
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auch voller Scheiße.«
    Der Sergeant runzelte die Stirn, als ihm Sharpes heruntergekommenes Äußeres und das ungepuderte Haar auffielen.
    »Von welchem Regiment sind Sie?«
    »Nicht von Ihrem«, sagte Sharpe kurz angebunden und ging durch die Menge feiernder Rotröcke und Sepoys. Nicht alle feierten. Einige massakrierten in die Falle getriebene Feinde. Der Kampf war kurz, aber schlimm gewesen, und jetzt nahmen die Sieger blutige Rache.
    Auf der fernen Seite des inneren Walls hatte Colonel Wellesley seine Männer auf die Straßen gebracht, und jetzt umgaben sie den Palast, um ihn vor Plünderung zu beschützen. Die kleineren Straßen waren nicht so gut dran. Und die ersten Schreie gellten, als die Sepoys und Rotröcke ihren gierigen Weg in die ungeschützten Alleen fanden. Die Männer des Sultans, die überlebt hatten und ihren Verfolgern entkommen waren, flohen ostwärts, während Tippu sterbend im Tunnel lag.
    Sergeant Richard Sharpe schwang sich die Muskete auf die Schulter, ging um den Fuß des inneren Walls und suchte einen Durchgang in die Stadt. Es blieb ihm nur ein Augenblick der Freiheit übrig, bevor die Armee ihn wieder in ihren eisernen Griff nahm, doch er hatte seinen Sieg errungen und die Taschen voller Edelsteine als Beweis. Er ging, um darauf etwas zu trinken.
 
    Am nächsten Tag regnete es. Es war nicht der Monsun, obwohl er es hätte sein können, denn der Regen fiel mit einer Heftigkeit, die an den Angriff des vergangenen Tages erinnerte. Der Platzregen wusch das Blut von den Wällen der Stadt und spülte den heißen Schmutz der Jahreszeit aus den Straßen. Der Kaveri schwoll an. Er stieg so hoch, dass keiner den Fluss vor der Bresche hätte überqueren können. Wenn die Gebete Tippus erhört worden wären und die Briten einen weiteren Tag gewartet hätten, dann wären sie von der Flut besiegt worden.
    Es gab keinen Tippu mehr in Seringapatam, nur den Radscha, der wieder eingesetzt worden war und in seinem Palast von Rotröcken als Wächter umgeben war. Der Palast, der vor den Plünderungen der Soldaten geschützt worden war, wurde jetzt von den siegreichen Offizieren ausgeplündert.
    Regen trommelte auf das mit grünen Ziegeln bedeckte Dach, rann in die Gossen und bildete Pfützen in den Höfen, als die rotberockten Offiziere an dem Thron spielten, auf dem Tippu nie gesessen hatte. Sie drehten an den Griffen für die Tigerorgel und lachten, als die mechanische Tigerpranke das Gesicht des Rotrocks verwüstete. Sie rissen seidene Vorhänge herunter, brachen Edelsteine aus Möbeln und bestaunten den schlichten, weiß gestrichenen Raum, der das Schlafgemach des Sultans gewesen war. Die sechs Tiger, brüllend, weil sie nicht gefüttert worden waren und weil der Regen so stark prasselte, wurden erschossen.
    Der Vater Tippus, der große Hyder Ali, lag in dem Mausoleum im Osten der Stadt, und als der heftige Regenguss aufhörte und der Park rings ums Mausoleum noch im plötzlich heißen Sonnenschein dampfte, wurde der Leichnam Tippus zur letzten Ruhe neben seinem Vater getragen. Britische Soldaten säumten den Weg und präsentierten ihre Waffen, als die Prozession vorüberzog. Gedämpfte Trommelwirbel schlugen einen langsamen Zapfenstreich, als Tippu auf seiner letzten Reise von seinen eigenen, besiegten Soldaten getragen wurde.
    Sharpe, mit drei frischen weißen Streifen auf seinem verblichenen roten Rockärmel, wartete neben dem kuppelförmigen Mausoleum.
    »Ich frage mich, wer ihn getötet hat.« Colonel McCandless, wieder in frischer Uniform und mit ordentlich geschnittenem Haar, war neben Sharpe getreten.
    »Irgendein glücklicher Bastard, Sir.«
    »Und jetzt zweifellos ein reicher«, sagte der Colonel.
    »Gut für ihn, Sir«, sagte Sharpe, »wer auch immer es sein mag.«
    »Er wird die Beute nur verplempern«, sagte McCandless ernst. »Mit Weibern und Schnaps verjubeln.«
    »Das klingt für mich nicht nach verplempern, Sir.«
    McCandless verzog bei der frivolen Bemerkung des Sergeants das Gesicht. »Dieser Rubin allein war so viel wert wie zehn Jahre Gehalt eines Generals. Zehn Jahre!«
    »Eine Schande, dass er verschwunden ist, Sir«, sagte Sharpe mit Unschuldsmiene.
    »Nicht wahr, Sharpe?«, stimmte McCandless zu. »Aber ich hörte, Sie waren am Wassertor?«
    »Ich, Sir? Nein, Sir, ich doch nicht. Ich bin bei Mister Lawford geblieben, Sir.«
    Der Colonel bedachte Sharpe mit einem scharfen Blick. »Ein Sergeant vom Old Dozen berichtete, dass er einen wild aussehenden Kameraden aus dem Tunnel am
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