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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht bemerkt?«
    »Und was wird Britannien für dich tun?«, fragte Lavisser. »Meinst du, es wird dich jemals akzeptieren? Außerdem bleibst du hier. Du wirst Geld brauchen, Richard, Geld und Freunde. Ich biete dir beides. Meinst du wirklich, du könntest Dänemark ohne beides ertragen?« Er lächelte mit plötzlicher Erleichterung, weil Sharpe die Waffe nicht länger auf ihn gerichtet hielt, sondern zur Seite genommen hatte. »Ich bekenne, dass ich deine Freundschaft schätzen würde, Richard«, sagte Lavisser.
    »Warum?«
    »Weil du ein Gauner bist«, sagte Lavisser, »und ich Gauner mag. Das war schon immer so. Und du bist tüchtig. Bemerkenswert tüchtig. Wie heute unsere Kanoniere.«
    Die Pioniere hatten Kopenhagen in eine Hölle verwandelt. Große Teile der Stadt brannten, und es hatte für Sharpe, der über Lavissers Kopf blickte, den Anschein, dass sich ein Bogen aus Feuer wie ein Regenbogen aus Flammen über der Stadt wölbte. Es war wie ein Blick in den Weltuntergang, die Rache der Hölle.
    »Ich bin ein Halsabschneider«, sagte Sharpe, »erinnerst du dich?«
    »Ich strebe danach, dasselbe zu sein«, sagte Lavisser. »Diese Welt wird von Verbrechern beherrscht. Was ist der Kaiser anderes als ein Verbrecher? Was ist der Duke of York anderes? Verbrecher gewinnen, Richard, sie sind die Mächtigen.«
    »Ich habe da nur ein Problem«, sagte Sharpe. Die Gluthitze brannte auf seinem Rücken, doch er ließ sich nichts anmerken. »Du hast Astrid bedroht.«
    »Sei nicht absurd, Richard«, sagte Lavisser mit einem Lächeln. »Meinst du wirklich, das hätte ich ernst gemeint? Natürlich nicht. Dafür mag ich sie viel zu sehr. Nicht wie du, natürlich, obwohl ich sagen muss, dass ich deinen Geschmack bewundere.« Er blickte auf Sharpes Waffe und sah, dass sie immer noch nicht auf ihn gerichtet war. »Ich würde ihr nie etwas antun, Richard.«
    »Das würdest du nicht?«
    »Nein. Wofür hältst du mich, Richard?«
    »Für einen Bastard«, sagte Sharpe. »Für einen verlogenen verdammten Bastard.« Und er drückte ab. Die sieben Kugeln peitschten in den Brandrauch und rissen die Pistole aus Lavissers Hand. Sie verletzten auch seine Finger und das Handgelenk, sodass Lavisser mit offenem Mund darauf starrte und dann vor Schmerzen schrie.
    »Du verdammter Bastard«, sagte Sharpe, warf die siebenläufige Waffe Clouter zu, zog das Entermesser und stieß es in Lavissers Brust. Lavisser wurde zurückgetrieben und griff mit der linken Hand nach seinem Säbel, konnte ihn jedoch nicht vor seinen Körper ziehen, denn Sharpe stieß wieder mit dem Entermesser zu, und Lavisser taumelte einen weiteren Schritt zurück und sah, dass der Balkon an einer Türöffnung endete, die einst zur Galerie der Kapelle gehört hatte und jetzt in ein Inferno führte.
    »Nein!«, schrie er und versuchte zurückzuspringen, doch Sharpe war schneller. Er rammte die schwere Klinge in Lavissers Brust, und Lavisser schwankte an den Rand der Türschwelle. Unter ihm war das glühend heiße Feuer der brennenden Kirchenbänke und Bibeln. »Nein!«
    »Geh zur Hölle!«, sagte Sharpe und schob ihn weiter. Lavisser umklammerte mit der unverletzten Hand das Entermesser, als könne er so seinen Sturz aufhalten.
    »Zieh mich zurück«, kreischte Lavisser. »Bitte ...«
    Sharpe ließ das Entermesser los, und Lavisser stürzte in die brennende Kapelle. Er schrie, als er fiel, die Arme ausgebreitet, dann krachte er in die Flammen.
    Der Balkon schwankte unter Sharpe. Er kletterte über das Geländer und sprang in den Hof. Der Bogengang war mit Rauch und Flammen erfüllt, aber Sharpe hoffte, dass sie der Feuerhölle noch entkommen konnten. Er nahm Clouter die siebenläufige Waffe ab und blickte auf das Feuer, das im Bogengang wütete.
    »Fühlst du dich glücklich, Clouter?«
    »Glücklicher als dieser arme Bastard, Sir.«
    »Dann los!«
    Sie rannten.
 
    Die Stadt kapitulierte am nächsten Morgen. Siebentausend Bomben waren in der Nacht gefallen, und einige der Straßen brannten so glühend, dass sich niemand im Umkreis von hundert Schritten heranwagen konnte.
    Verkohlte Bücherseiten der Universitätsbibliothek fielen auf hundert Quadratmeilen auf Seeland herab. Die Kathedrale war eine kahle, schwarze Ruine. Leichen lagen aufgereiht in Parks, auf Plätzen und auf den Hafenkais. Es gab nicht genügend Särge, und so brachten Leute, deren Häuser unbeschädigt waren, ihre Laken und taten ihr Bestes, um die Toten anständig zu bestatten.
    Die Flotte war unversehrt, weder
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