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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
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werden, wenn das Regiment das nächste Mal in den Krieg zog. Und es würde Krieg geben. Hinter dem von Rauch erfüllten Horizont war Frankreich, und es war jetzt die Herrin von ganz Europa und es würde keinen Frieden geben, bis Frankreich besiegt war. Es war jetzt die Welt eines Soldaten, und er war ein Soldat.
    Chase gesellte sich zu ihm an die Heckreling. »Sie haben noch einigen Urlaub vor sich, nicht wahr?«
    »Einen Monat, Sir. Ich muss erst im Oktober in Shorncliffe zurück sein.«
    »Dann werden Sie mit mir nach Devon kommen. Es wird Zeit, dass Sie Florence, meine liebe Frau, kennenlernen. Und wir könnten auf die Jagd gehen. Schlagen Sie mir das nicht ab, Richard.«
    »Dann nehme ich die Einladung gern an, Joel.«
    »Da, sehen Sie! Schloss Kronborg.« Chase wies zu den grünen Kupferdächern, die im Sonnenuntergang glänzten. »Wissen sie, was dort geschah, Richard?«
    »Hamlet.«
    »Mein Gott, Sie haben recht.« Chase versuchte, seine Überraschung zu verbergen. »Ich habe das den jungen Collier bei der Ankunft gefragt, und er hatte nicht die geringste Ahnung!«
    »Ist er gestorben?«
    »Wer? Collier? Natürlich nicht, der ist putzmunter.«
    »Hamlet, Sir.«
    »Der ist natürlich gestorben. Kennen Sie nicht das Stück? Vielleicht nicht«, fügte Chase hastig hinzu. »Nicht jeder kennt das.«
    »Worum geht es da?«
    »Jemand kann sich nicht entschließen, Sharpe, und stirbt an Unentschlossenheit. Eine Lektion für uns alle.«
    Sharpe lächelte. Er erinnerte sich an Lavissers übertriebene Freundlichkeit und wie Lavisser einige Worte aus dem Stück zitiert hatte, und wie er, Sharpe, den Gardisten zu diesem Zeitpunkt gemocht hatte. Und er erinnerte sich, in welcher Versuchung er auf dem brennenden Balkon gewesen war. Ein Teil von ihm hatte Lavissers Freundschaft und das Gold annehmen und die Gelegenheit zum Abenteuer ergreifen wollen, doch schließlich hatte er geschossen, weil er hatte überleben wollen. Nur Gott allein hatte gewusst, wo ihn das hinführen würde.
    Die Nacht brach herein. Der Rauch der zerstörten Stadt verschwand in der Dunkelheit.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011

HISTORISCHE ANMERKUNG
 
    Der britische Angriff auf Kopenhagen im April 1801 ist in Erinnerung (bei den Briten), während der weitaus verheerendere Angriff vom September 1807 größtenteils vergessen ist. Vielleicht unterscheidet sich Ersterer durch die Anwesenheit von Nelson, denn es war während der Schlacht von Kopenhagen, als er ein Fernrohr an sein blindes Auge hielt und erklärte, er könne nicht das verabredete Zeichen sehen, um die Aktion fortzusetzen.
    Die Schlacht im April 1801 fand zwischen einer britischen und der dänischen Flotte statt, die durch schwimmende Batterien und die gewaltigen seewärts gelegenen Verteidigungsanlagen der Stadt verstärkt war. Etwa 790 dänische Matrosen und Soldaten wurden getötet und 900 verwundet, aber all diese Männer, wie die 950 britischen Verluste, waren Soldaten. 1807 töteten die Briten 1600 dänische Zivilisten in Kopenhagen (britische Verluste bei dem gesamten Feldzug summierten sich auf 259 Männer), und die dänische Verteidigung war weitaus umfassender, dennoch ist dieser Feldzug bei den Briten weitgehend in Vergessenheit geraten.
    Der Grund dafür war 1807 der Vertrag von Tilsit zwischen Frankreich und Russland, der unter vielem anderen regelte, dass die Franzosen die dänische Flotte übernehmen konnten. Die Russen hatten kein Recht, so etwas zu garantieren, und die Franzosen nicht, es anzunehmen, aber Dänemark war ein kleines Land (wenn auch nicht so klein, wie es heute ist; 1807 besaß es noch Holstein, jetzt in Norddeutschland, und ganz Norwegen). Es besaß jedoch die zweitgrößte Handelsflotte der Welt und, um sie zu beschützen, eine sehr große Marine mit mächtigen Schiffen, mit denen die Franzosen die Schiffe ersetzen wollten, die sie 1805 bei Trafalgar verloren hatten. Die Briten, deren Geheimdienst bemerkenswert leistungsfähig war, erfuhren von der geheimen Klausel in dem Vertrag und - um ihre Durchführung zu verhindern - verlangten, dass die Dänen ihre Flotte in schützenden Gewahrsam nach Britannien schickten.
    Die Dänen weigerten sich, und so wurde 1807 die Expedition gestartet, um sie zu zwingen. Als die Dänen sich immer noch weigerten, die britischen Forderungen zu erfüllen, eröffnete die britische Artillerie das Feuer und bombardierte Kopenhagen, bis die Stadt, um nicht noch mehr Verluste hinzunehmen,
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