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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
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verbrannt noch gekapert. Niemand hatte die Lunten anzünden können, und selbst wenn jemand das vorgehabt hätte, wären die Schiffe nicht verbrannt, denn Captain Chase hatte die Brandbeschleuniger entfernen lassen.
    Britische Soldaten bekämpften das Feuer, während eine Kapelle der Rotröcke außerhalb von Schloss Amalienborg spielte. General Peymann lauschte der unvertrauten Musik und versuchte den schmeichelhaften Bemerkungen der neuen Stadtherren Aufmerksamkeit zu schenken, doch er konnte das Gefühl nicht loswerden, dass den Dänen große Ungerechtigkeit widerfahren war.
    »Es waren Frauen und Kinder hier«, sagte er immer wieder, doch er sprach auf Dänisch, und die britischen Offiziere, die von den feinsten Porzellantellern des Schlosses dinierten, verstanden ihn nicht. »Das hatten wir nicht verdient«, protestierte er schließlich und bestand darauf, dass einer seiner Adjutanten es übersetzte.
    »Europa hatte den Kaiser nicht verdient«, erwiderte Sir David Baird, »aber wir haben ihn. Sir, probieren Sie noch etwas von dem Rindfleischragout.«
    General Cathcart, der die Stadt nie hatte bombardieren wollen, sagte nichts. Der Rauchgeruch, der in den Speisesaal drang, nahm ihm den Appetit, doch dann und wann blickte der durch die Fenster, sah die Masten der erbeuteten Flotte und fragte sich, wie viel von ihrem Wert ihm als Prisengeld ausgezahlt werden würde. Mehr als genug, um sich einen Landsitz im heimatlichen Schottland kaufen zu können, das war sicher.
    Nicht weit entfernt, in Bredgade, hatten Dutzende Matrosen geschwärzte Balken und angesengte Ziegel aus einer Hausruine geborgen. Jetzt hockten sie im Kreis beisammen und kratzten an sonderbar schwarzen Klumpen, die, wenn mit einer Axt aufgebrochen, golden glänzten. Nicht alles Gold war geschmolzen, einige der Goldmünzen befanden sich noch unversehrt in den verkohlten Überresten der Beutel. Und Captain Chase stapelte Guineas.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir alles gefunden haben, Richard.«
    »Genügend«, sagte Sharpe.
    »Das stimmt, sicherlich mehr, als ich mir je erträumt hätte.«
    Lord Pumphrey überwachte die Ausgrabungen. Er war unerwartet aufgetaucht, begleitet von einem Dutzend Soldaten, und hatte erklärt, dass er sich um die Interessen des Schatzamtes kümmern werde.
    »Obwohl ich es tun werde, wie Nelson es in Kopenhagen getan hat«, sagte er zu Sharpe, »mit einem blinden Auge. Ich empfinde überhaupt keine große Zuneigung für das Schatzamt. Wer hat das schon? Aber wir müssen dem Staat etwas zurückgeben.«
    »Müssen wir?«
    »Mir gefällt der Gedanke, dass man mir einen Gefallen schuldet, also ja. Aber bedienen Sie sich, Richard, während mein blindes Auge zuschaut.«
    Sharpe gab Pumphrey die Namensliste. »Lavisser ist tot, Mylord.«
    »Sie erfreuen mich, Sharpe, Sie erfreuen mich.« Pumphrey spähte auf die Papiere. »Ist das Blut?«
    »Ja, Mylord.«
    Pumphrey blickte zu Sharpe auf, sah den Ärger in seinen Augen, und so sagte er nichts mehr von Blut. Ebenso wenig fragte er ihn, was es mit dem eingetrockneten Blut auf seinem Haar und den Brandflecken auf seinem grünen Uniformrock auf sich hatte. »Ich danke Ihnen, Sharpe. Und was ist mit Ole Skovgaard?«
    »Er lebt, Sir. Ich werde ihn jetzt besuchen. Durch die Bomben der letzten Nacht ist sein Lagerhaus abgebrannt, nichts davon ist übrig, aber er hat ein Haus außerhalb der Stadtmauern in Vester Fælled. Wollen Sie mitkommen?«
    »Ich glaube, ich sollte damit warten, ihm einen Besuch abzustatten«, sagte Pumphrey. Dann streckte er eine Hand aus, um Sharpe zurückzuhalten. »Aber sagen Sie mir, wird er nach Britannien umziehen? Er kann ja nicht hierbleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Mein lieber Sharpe, wir werden für einen Monat bleiben, für höchstens zwei, dann werden die Franzosen fest im dänischen Sattel sitzen. Was meinen Sie, wie lange Mister Skovgaard dann noch leben wird?«
    »Ich glaube, Mylord, dass er lieber in die Hölle umziehen würde als nach Britannien«, sagte Sharpe. »So werden Sie einen anderen Weg finden müssen, um ihn zu beschützen. Und seine Tochter.«
    »Seine Tochter?«
    »Sie weiß so viel wie er. Was werden Sie tun, Mylord?«
    »Schweden, vielleicht?«, überlegte Pumphrey. »Ich würde es vorziehen, wenn beide in England wären, aber ich verspreche Ihnen, Sharpe, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die Franzosen dort nicht an sie herankommen werden.«
    Sharpe sah Pumphrey so hart an, dass er fast unter der Intensität dieses Blickes erzitterte,
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