Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Treppenabsatz. Er war vorsichtig, erwartete fast eine Salve, doch stattdessen sah er, dass ein halbes Dutzend Männer auf dem Boden lagen, blutig, zuckend und versengt. Eine Bombe war in der Gruppe neben der verriegelten Tür explodiert.
    Im nächsten Augenblick stockte Sharpe der Atem. Lavisser war nicht allein. Astrid war neben ihm, im Griff eines großen Mannes mit blassem Gesicht. Es war Aksel Bang.
    Gottverdammt, Sharpe hatte Bang völlig vergessen!
    »Sharpe!«, rief Lavisser wieder.
    »Was willst du?«
    »Komm einfach runter, Sharpe, und wir beenden es.«
    Die Stadt bebte und brannte. Über der brennenden Kapelle glaubte Sharpe am Himmel Dutzende Bomben fallen und die feurigen Spuren von Raketen zu sehen. Rauch wallte. Er trat zurück in die Schatten und nahm das Gewehr von der Schulter. Er konnte Lavisser sehen, aber nicht Barker. War Barker drinnen? Schlich er sich an?
    »Was beenden?«, rief er Lavisser zu.
    »Man sagte mir, Astrid Skovgaard kennt die Namen, die ich haben will.«
    »Lass sie gehen.«
    Lavisser lächelte. Eine weitere Bombe krachte in das Waisenhaus, aber er zeigte keine Furcht. Er lächelte nur. »Ich kann sie nicht gehen lassen, Richard, das weißt du. Ich will die Namen wissen.«
    »Ich habe die Namen. Die ganze Liste.«
    »Dann bring sie runter, Richard, und ich werde Miss Skovgaard gehen lassen.«
    Sharpe kniete sich hin und spannte die Büchse. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass diese Waffe treffsicher sein würde. Aksel Bang war nur zwanzig Schritte entfernt, aber er stand hinter Astrid und hatte den rechten Arm um ihre Taille gelegt. Sharpe konnte nur Bangs trauriges Gesicht sehen, der Rest von ihm wurde durch Astrid verborgen, aber auf dem Schießstand in Shorncliffe hatte Sharpe mit zehn von zehn Kugeln ein Ziel von der Größe des Gesichts eines Menschen auf sechzig Yards treffen können.
    »Worauf wartest du, Richard?«, rief Lavisser.
    »Ich denke nach.«
    Clouter kniete sich neben Sharpe.
    »Da schleicht ein großer Typ rum«, sagte Sharpe. »Pass auf ihn auf.«
    Clouter nickte.
    Sharpe zielte durch die Gitterstäbe des Balkongeländers auf Aksel Bangs Gesicht. Dann fragte Sharpe sich besorgt, ob er die Kugel in das gefettete Stück Leder gewickelt hatte, als er die Waffe geladen hatte. Er erinnerte sich, dass er das Gewehr im Haus in Bredgade abgefeuert hatte, aber wann hatte er es wieder geladen? Er glaubte, dass es letzte Nacht bei seiner Ankunft im Waisenhaus gewesen war, aber er hatte sich dabei keine Gedanken gemacht. Warum sollte er auch? Eine Waffe laden, das war wie das Atmen, nichts, über das man besonders nachdachte. Reine Routine. Aber wenn er auf das Lederstückchen verzichtet hatte, dann würde die Kugel nicht von den sieben Zügen erfasst werden und so den Drall erhalten, der sie genau machte. Er befürchtete, Astrid zu treffen.
    »Sharpe! Ich warte!« Lavisser spähte zu der dunklen Türschwelle hinauf. »Bring mir die Liste!«
    »Lass sie gehen!«, rief Sharpe.
    »Du langweilst mich, Richard. Komm einfach runter, oder soll ich dir beschreiben, was ich alles mit der schönen Astrid mache, wenn du nicht endlich ...«
    Sharpe feuerte. Er konnte nicht sehen, ob er traf, denn sofort waberte Pulverrauch vor ihm, aber er hörte Astrid schreien, und Sharpe wusste sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte auf Lavisser feuern sollen statt auf Bang. Bang hatte nicht den Mumm, irgendetwas aus eigener Initiative zu tun. Sharpe hatte ihn ausgewählt, weil er Astrid umklammerte, und jetzt sprang Sharpe durch den Rauch, stützte sich auf das Balkongeländer und sah, dass Bang auf dem Rücken lag und sein Gesicht eine blutige Masse war.
    Astrid war verschwunden.
    Lavisser starrte ungläubig auf Bang.
    Sharpe nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung zu seiner Rechten wahr und ließ sich instinktiv fallen.
    Barker feuerte mit seiner Muskete. Die Kugel zupfte an Sharpes Haar und streifte die Seite seines Schädels. Er war benommen, aber nicht bewusstlos, und er stieß einen Kriegsschrei aus, als er über den Balkon stürmte und Barker das jetzt ungeladene Gewehr in den Bauch stieß.
    Eine andere Muskete feuerte, und Sharpe spürte den Luftzug der Kugel, die an seiner Schläfe vorbei fauchte, und sah einen Mann hinter Barker, doch Clouter rief ihm zu, sich fallen zu lassen, und er reagierte blitzschnell, als Clouters siebenläufige Waffe aufblitzte und laut wie die Detonation einer Granate krachte.
    Der zweite Mann wurde zurückgeschleudert, und zwei Geschosse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher