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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Arm.«
    »Ich nehm dich nicht auf den Arm.«
    »Was weiß denn Frazier davon, wie man mit dem Rauchen aufhören kann? Von Menschen weiß er doch gar nichts.«
    »Seit wann ist das wichtig? Jedenfalls - so sieht die Lage aus. Also, was den Sonnabend angeht: Ich habe jemanden gefunden, der sich morgen für drei Stunden um meine fünf Monster kümmert. Ich könnte die Zeit zum Gewichtheben nutzen oder mir das Footballspiel ansehen oder sonst was vergleichbar Aufregendes tun, aber der Gedanke, mich fein zu machen und mit kostenlosen Drinks volllaufen zu lassen und in einem Vergnügungstempel in Holmby Hills haute cuisine zu genießen, klang gar nicht so übel.«
    »Die Drinks sind aber bestimmt miserabel, Larry.«
    »Besser als das, was ich jetzt gerade schlucke: verdünnten Apfelsaft. Sieht wie Pisse aus. Ist alles, was noch im Haus ist - habe einzukaufen vergessen. Seit zwei Tagen füttere ich die Kinder mit Cornflakes und Zucker.« Er seufzte. »Ich sitze in der Falle, komme nicht mehr raus. Letzte Zuckungen eines alten Holzfällers, eingeschneit in seiner Hütte, Kumpel. Komm mit zu der verdammten Party, und lass uns ein paar zynische Bemerkungen vom Stapel lassen. Ich nehme für uns beide die Einladung an. Bring Robin mit, und gib ein bisschen mit ihr an, damit die reichen Säcke merken, dass sie nicht alles für ihr Geld kaufen können.«
    »Robin kann nicht kommen. Ist verreist.«
    »Beruflich?«
    »Ja.«
    Pause.
    »Hör zu, Alex, wenn du was vorhast, verstehe ich das.«
    Ich überlegte und stellte mir noch einen Tag ganz allein vor. Nach kurzem Zögern sagte ich: »Nein, ich komm mit, Larry.«
    Und setzte das Räderwerk in Gang.

4
    Holmby Hills ist der teuerste Fleck in Los Angeles, ein winziges Einschiebsel der Superreichen zwischen Beverly Hills und Bel Air. Finanziell Lichtjahre von meiner Gegend entfernt, aber geografisch nur eineinhalb bis zwei Kilometer südlich gelegen.
    Auf meiner Karte lag die La Mar Road mitten in dieser feinen Gegend - eine lange, gewundene, dünne Linie, die irgendwo oben in den Hügeln endete, von denen man über den Country-Klub von Los Angeles hinwegsah. Nicht weit von der Playboy-Residenz, aber ich nahm nicht an, dass Hefner zu dieser Fete eingeladen war.
    Um Viertel nach vier zog ich einen federleichten Anzug an und machte mich zu Fuß auf. Der Verkehr war dicht auf dem Sunset Boulevard - Surfer und Sonnenanbeter, die vom Strand zurückkamen, einfältige Touristen mit Karten in den Händen auf dem Weg zu den Häusern der Stars. Fünfzig Meter in die Holmby Hills hinauf verwandelte sich alles in eine ländliche Idylle.
    Die Grundstücke waren riesig, die Häuser lagen hinter hohen Mauern mit Toren und Alarmanlagen versteckt, hinter den Häusern wiederum lagen kleine Wälder. Nur die winzigsten Andeutungen von einem Schieferdach hier und einem mit spanischen Ziegeln gedeckten Türmchen dort über dem Grün verrieten, dass dort Menschen wohnten. Zu hören war nur das phlegmatische Knurren unsichtbarer Bluthunde.
    La Mar tauchte hinter einer Biegung auf: ein den Berg hinaufführender einspuriger Asphaltstreifen, der in eine Wand von fünfzehn oder zwanzig Meter hohen Eukalyptusbäumen geschnitten war. Anstelle eines öffentlichen Verkehrszeichens hatte man eine lackierte Kiefernholztafel an einen der Bäume genagelt, darunter prangten die Embleme dreier Wachund Schließgesellschaften und das rotweiße Wappen der bekannten privaten Polizeifirma Bel Air Patrol. Rustikal in das Schild eingebrannte Buchstaben sagten jedem, der es wissen wollte oder nicht: LA MAR. PRIVAT. KEINE DURCH-FAHRT. Bei siebzig Stundenkilometern leicht zu verfehlen, obwohl der blaue Rolls Royce Corniche, der an mir vorbeizischte, ohne zu zögern hineinfuhr.
    Ich folgte der Abgasfahne des Rolls. Nach sieben oder acht Metern stieß ich auf zwei dicke Torpfosten aus Feldsteinen mit einem weiteren Warnschild, auf dem PRIVATSTRASSE stand. Sie war auf beiden Seiten von einer zweieinhalb Meter hohen Mauer gesäumt, geschmückt von einem meterhohen schmiedeeisernen Zaun mit vergoldeten Spitzen. Den Zaun hinauf wuchs alle sieben Meter eine andere Kletterpflanze - englisches Efeu, Passionsblume, Geißblatt, Wisteria. Kontrollierter Überfluss, der sich als etwas Natürliches ausgab.
    Hinter den Mauern erhob sich eine graugrüne Wand - weitere riesige, fünf Stockwerke hohe Eukalyptusbäume. Vierhundert Meter weiter wurde das Blätterwerk sogar noch dichter, die Zufahrtsstraße dunkler und kühler. Dicke Polster aus
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