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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet
Autoren: Douglas Coupland
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Eskimos ihre Eisbärfelle nicht mehr mit Urin haltbar machen. Sie nehmen jetzt was Neues. Ich für meinen Teil mochte diese Pinkelgeschichte sowieso nie. Bravo für die Eskimos.«
    Frank steht auf, und wir schütteln uns die Hand. »Sie sind der, der den Landgewinnungs-Brief geschrieben hat. Großartige Geschichte. Einfach großartig.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Mr. Kepke fügt hinzu: »Ihr Brief ist hier bei Bechtol zu einem hausinternen Klassiker geworden. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, aber der Brief wurde mehrmals kopiert und durchgefaxt. Sie sind eine Berühmtheit im 73. Stock.«
    »Ich meine, Sie sollten für uns arbeiten, Johnson«, mischt sich Frank E. Miller ein. »Kann Ihnen zwar keine große Aufgabe anbieten, aber Sie werden schon schnell vorankommen. Wir brauchen Leute mit Ideen, Leute mit Träumen. Es gibt keine neuen Produkte ohne Ideen, und ohne Träume keine Ideen. Donald wird Sie unterbringen. Donald, finden Sie einen Job für Tyler. Halt - habe ich Sie gefragt, was Sie von einem Job bei Bechtol halten?«
    »Ich würde sehr gern für Bechtol arbeiten, Mr. Miller.«
    »Frank. Frank.«
    »Frank.«
    »Wenn Sie jetzt mit mir kommen, Mr. Johnson, können wir uns um eine Position für Sie kümmern.«
    »Das geht schnell, Johnson«, sagt Frank. »Aber strengen Sie sich an, und wir sprechen uns bald wieder.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Frank.«
    »Jawohl, Frank.«
    »Machen Sie mir alle Ehre, Johnson, damit ich stolz auf Sie sein kann.«
    Wir schütteln uns noch einmal die Hände, dann setzt Frank seinen Kopfhörer wieder in Gang, und Donald Kepke lotst mich hinaus, während ich benommen noch einmal im Geiste mein Sekundengespräch mit Frank Revue passieren lasse. Ich werde hinüber zu Mr. Kepkes Seite des Gebäudes gelotst, in sein Büro mit Blick über den Ozean.
    Eine Stunde später sitze ich im Bus Richtung Lancaster. In einem hatte Stephanie recht: das Leben ist bald. In zwei Wochen werde ich nach Seattle umziehen und in der Gastfreundschafts-Qualitäts-Kontroll-Abteilung von Bechtols Pazifik-Nordwest-Gebiet anfangen. Ich werde einen Firmenwagen gestellt bekommen, medizinisch-zahnmedizinische Betreuung und Trainingsseminare sowie Produktivitäts-Boni. Falls ich in meinem Gebiet Spitze bin, habe ich die Berechtigung, an einer Reise nach Cabo San Lucas in Mexiko teilzunehmen. Falls.
    Der Busfahrer legt einen anderen Gang ein. Wir fahren über die Spitze der Cascades und beginnen unseren langsamen Abstieg in die fruchtbaren, trockenen Ebenen von Zentral-Washington, durch Weinberge und herumziehende Rinderherden, weiten Himmel und Erinnerung hindurch.
    Irgendwo hinter Yakima versinkt die alte Frau, die neben mir auf der anderen Seite des Mittelgangs sitzt, in tiefen Schlaf, und ihr Gebiß fällt ihr erst in den Schoß, dann auf den Boden. Ich hebe es auf und lege es ihr in die Hand, ziehe ihre Finger darüber, damit es nicht wieder hinunterfallen kann. Dann kehre ich zu meinem Sitzplatz zurück und etwas geschieht mit mir - etwas in mir ist erschöpft und kaputt und dreht sich nicht weiter, und ich breche zusammen und weine.
    Ich weine, weil die Zukunft erneut ihren Glanz wiedergefunden hat und einemillionmal größer geworden ist. Und ich weine, weil ich mich dafür schäme, wie schlecht ich die Menschen behandelt habe, die ich liebe - darüber, wie mies ich mich während meines persönlichen finsteren Mittelalters benommen habe -, davor hatte ich eine Zukunft gehabt und jemanden, der von oben herab für mich sorgte. Es ist, als hätte sich heute der Himmel geöffnet und ich erst jetzt die Erlaubnis bekommen, einzutreten.
     

62
     
    »Sag's mir.« »Was?«
    »Sag mir, was das Erste war, das dir an mir auffiel. Warum warst du unter allen Mädchen gerade von mir angezogen? Ich will es wissen. Was hat dich zu Anfang zuerst gereizt, Tyler?«
    »Ganz ehrlich?«
    »Ganz ehrlich. Du hast noch nicht mal Bewährung. Also ehrlich heraus, jetzt oder nie.«
    Dieses Telefongespräch ist der erste Schritt meiner Bemühungskampagne, Anna-Louise umzustimmen, mich wieder in ihr Leben treten zu lassen. Wir sind übereingekommen, uns vielleicht zum Mittagessen zu treffen - ein großer Anfang. Ich weiß nicht einmal, wie die neue, superschlanke Anna-Louise jetzt aussieht. Ich habe Schwierigkeiten, sie mir in ihrem Apartment vorzustellen. Daisy erzählte mir, sie trägt ihr Haar zusammengebunden. »Ein Kind aus Poesie und Knochen, liebster Bruder.«
    Ich spreche von Daisys schnurlosem Telefon aus. Ich bin wieder in meinem
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