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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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zögerte einen Moment. »Ja«, sagte er schließlich. »In solchen Dingen irre ich mich nie.«
    »Gut. Ich kümmere mich um sie. Alles klar mit dem nächsten Geschäft?«
    »Innerhalb der nächsten drei Tage. Ich will mich erst mal umsehen und die Lage sondieren.« Der Mann aus Rom lehnte sich zurück. Er schien die Sonne zu genießen.
    »Wir sind unter Zeitdruck.« Die Stimme aus dem Telefon klang angespannt.
    »Drei Tage. Sie bestellen bei mir, weil ich der Beste bin. Hetzen Sie mich nicht. Erfüllen Sie Ihre Seite der Abmachung. Und kümmern Sie sich um die Frau.«
    Der Mann aus Rom wartete nicht, bis sein Gesprächspartner aufgelegt hatte, sondern klappte sein Handy zu. Er löste den Akku, um die Karte herauszufischen. Er packte seine Essensbox ein, stand auf und flanierte über den Parkweg. Eine chinesische Brücke führte über den schmalsten Teil des Teichs. Dort verlor er das Handy. Wenig später fiel die zerbrochene Telefonkarte in einen Gully.
    Er war unvorsichtig gewesen, und das ärgerte ihn. Der Auftrag war zu plötzlich gekommen, mit viel zu knapper Vorbereitungszeit. Er war gezwungen gewesen, eine Identität zu verwenden, die er eigentlich vorbereitet hatte, um sich zur Ruhe zu setzen. Für seinen Geschmack sah er sich selbst zu ähnlich. Und jemand anderem. Wenn das auffiel, war sein Job gefährdet. Nun, in der Vergangenheit hatte sich gezeigt, dass sein Geschäftspartner zuverlässig war in diesen Dingen. Wenn er auch diesmal so zuverlässig arbeitete, wusste kein Computer mehr etwas von seiner Buchung oder seiner Ankunft.
    Immer noch hatte er das Gefühl, sie zu kennen.
    Unvermittelt blieb er stehen. Vielleicht wurde er schon seit Rom verfolgt. Vielleicht war er doch zu selbstsicher geworden, vielleicht verließ er sich doch zu sehr auf seinen Instinkt.
    Ab sofort würde er noch vorsichtiger sein.

4
 
    D as FBI-Hauptquartier in Washington war in einem schmucklosen Gebäude aus den Fünfzigern untergebracht. Zwanzigtausend Agenten arbeiteten hier, die meisten in klimatisierten Büros und an Computern. Hier befanden sich auch die besten kriminaltechnischen Labors der Welt. In den Computern waren alle Daten des FBI seit 1920 gespeichert, und wenn das nicht reichte, hatte das FBI Zugriff auf die elektronischen Akten des Verteidigungsministeriums, der nationalen Polizeidienststellen und auf die Computer der Kollegen weltweit.
    Wenn man die richtigen Leute kannte, war die Welt ein Glashaus.
    Marian Lester war eine erfahrene FBI-Agentin. Sie hatte alle Kurse absolviert, die Quantico anzubieten hatte, und sie hatte sie mit Auszeichnung bestanden. Ihr Spezialgebiet war die Ballistik.
    »Wirf mal einen Blick auf den Monitor hier«, sagte sie zu Mark, kaum dass er durch die Tür hereingekommen war. Er zog sein Jackett aus und warf es achtlos über eine Stuhllehne.
    Auf dem Monitor an ihrem Arbeitsplatz waren, stark vergrößert, zwei Projektile nebeneinander eingeblendet.
    »Die meisten Handfeuerwaffen besitzen einen gezogenen Lauf«, dozierte Marian drauflos, »also spiralförmige Furchen, die dem Geschoss eine Rotation um die Längsachse verschaffen, damit die Flugbahn stabiler wird. Auch im Zeitalter der Massenproduktion ist es praktisch ausgeschlossen, dass zwei Läufe identisch sind. Jedes Projektil hat Kratzer an der Basis. Die kann man vergleichen und damit eine Waffe eindeutig identifizieren.«
    Ein Blick auf die beiden Projektile zeigte Mark, dass sie aus derselben Waffe abgefeuert worden waren.
    »Das ging aber schnell«, stellte er beeindruckt fest und pfiff leise durch die Zähne. »Also haben wir ihn schon mal als Kunden gehabt.«
    Marian nickte. »Ja, aber ich weiß nicht, ob du damit so glücklich wirst. Wir haben bis jetzt siebenundzwanzig Treffer.«
    Mark sah sie überrascht an. »Meine Güte, war der Kerl aber fleißig. Wie viele Todesopfer?«
    »Seit 1953 sind es neunzehn.«
    »1953?«
    »Richtig.« Marian nickte in Richtung eines anderen Monitors. »Ich habe die Akten aus unserem Archiv gezogen. Unser Killer operiert seit fast fünfzig Jahren. Der Modus Operandi ist immer der gleiche. Nah und persönlich. Die meisten Schüsse wurden aus weniger als fünf Metern abgefeuert.«
    »Mein Gott.« Mark setzte sich und zündete sich eine Zigarette an, während er versuchte zu verstehen, was er gerade erfahren hatte.
    »Hast du einen Aschenbecher?«
    Marian wies mit dem Kopf auf ein großes Nichtraucherschild. Mark hob eine Augenbraue.
    Sie seufzte, holte einen kleinen Metallaschenbecher aus ihrem
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