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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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Schreibtisch und stellte ihn vor Mark hin.
    Er nickte, schon in Gedanken bei der Akte auf dem Bildschirm. 1953. Jemand war auf der Toilette eines Restaurants erschossen worden.
    »Der Torino-Fall«, sagte Marian.
    »Mafia?«
    »Wahrscheinlich. Niemand Wichtiges, irgendein Unterboss. Das einzige Interessante ist, dass er bereit war, als Kronzeuge auszusagen. Bevor es dazu kam, wurde er umgelegt.«
    Wer auch immer den Fall damals bearbeitet hatte, er schien ein persönliches Interesse daran zu haben. Mark sah sich die Unterschriften an. Agent Sigton. Der Mann war jeder noch so kleinen Spur nachgegangen. Und überall war er gegen eine Wand gelaufen.
    Der erste Fall war ein Doppelmord gewesen. Damals war der Killer in eine Bar gegangen, hatte die Waffe gezogen und den Mafioso und eine junge Frau am Nachbartisch erschossen. Es war so schnell gegangen, dass keiner der anderen Gäste etwas Besonderes wahrgenommen hatte. Jung, Mitte dreißig, schwarze Haare, gut gekleidet. Das war so ziemlich alles, worauf sich die Zeugen damals hatten einigen können.
    Mark zog die Augenbrauen hoch. »Der hat sich aber was getraut.«
    »Sieh dir die anderen Akten an.«
    Die waren deshalb interessant, weil viele von europäischen Polizeibehörden stammten. Die meisten Opfer waren in Europa gestorben. Politisch einflussreiche Leute. Auch ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche war dabei. In Berlin hatte man eins der Opfer in der S-Bahn gefunden. Der Mann war Heizungsbauer gewesen, die Deutschen hatten lange gerätselt, warum ausgerechnet ein Arbeiter ermordet worden war. Mark brauchte nicht lange zu rätseln, schon die nächste Akte offenbarte ihm, dass der Mann CIA-Agent gewesen war. Mark fragte sich, ob man das den Deutschen irgendwann mal mitgeteilt hatte. Er überflog die Daten. Nein. Natürlich nicht. »Ich glaube einfach nicht, was ich hier lese«, sagte er leise. »Das kann einfach nicht sein.«
    Marian nickte. »Wir haben es hier angeblich mit einem Berufskiller zu tun, der seit fast fünfzig Jahren seine Opfer mit derselben Waffe umbringt«, stellte sie nüchtern fest. »Alle ein bis drei Jahre taucht der Attentäter auf und hinterlässt eine Kugel als Signatur. Agent Sigton hat bis 1972 die meisten der Fälle bearbeitet. Ich bin alles noch einmal gründlich durchgegangen. Die ballistische Signatur ist eindeutig.«
    »Der Täter müsste jetzt über achtzig sein! Das ist unmöglich!«
    »Das habe ich auch gedacht«, meinte Marian. »Aber wir haben mehrere Phantombilder von ihm. Jedes Mal wurde er als ein Mann Mitte dreißig beschrieben. Mehr Übereinstimmungen gab es nicht. Hier, sieh sie dir einfach mal an.«
    Sie drückte auf eine Taste, acht Bilder erschienen auf dem Monitor. Die ersten waren Schwarz-Weiß-Skizzen, dann ein paar farbige Kreidezeichnungen, das letzte schließlich ein computergeneriertes 3D-Bild. Auf den ersten Blick ähnelten sich die Bilder nicht sonderlich. Marian griff nach der Maus und kopierte die Augenpartien übereinander. Sofort war zu erkennen, dass sie sich stark glichen. »Fast alles, mal abgesehen von der Augenpartie, kann ein geschickter Maskenbildner verfälschen. Es könnte derselbe Mann sein. Oder auch nicht.«
    »Ein unsterblicher Killer?«
    Marian zuckte mit den Schultern. »Ich würde sagen, das wäre dann ein Fall für Akte X.«
    »Du hast recht. Mulder und Scully würden das im Handumdrehen lösen.«
    »In fünfundvierzig Minuten. Na, dann streng dich mal an.«
 
    Das Büro von Mark und Val lag im fünften Stock. Es bot Platz für vier Schreibtische, hatte mit den modernsten Anti-Abhöranlagen ausgestattete große Fenster, war fast schon ein Statussymbol. Mark und Val hatten sogar einen eigenen Waschraum.
    Allerdings waren die beiden viel zu selten hier. Meistens waren sie irgendwo in den Staaten unterwegs.
    Als Mark das Büro betrat, kam Valerie gerade aus dem Waschraum. Ihr Make-up war aufgefrischt, sie trug ein schwarzes Kleid, knielang, mit seitlichem Schlitz. Und sie hatte, Mark pfiff anerkennend, Nahtstrümpfe an. Für ihre hochhackigen Schuhe brauchte sie bestimmt einen Waffenschein.
    Grinsend deutete sie einen Knicks an. »Ich bin auf dem Weg nach Hause.« Sie pappte ihm einen gelben Zettel auf die Brust. Ein Post-it mit einem Smiley drauf. »Der Chef will uns morgen früh sehen. Um acht.«
    »Moment!« Mark hielt sie zurück. »Die Ballistik hat etwas herausgefunden.«
    »Und was? Mach's kurz, ich will nach Hause.«
    »Die Waffe wurde bei neunzehn Morden verwendet. Seit
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