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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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Mann zu wecken. Alle würden seine gebrochenen Augen sehen, und die junge Frau würde anfangen zu schreien. Einer der Männer würde in den Sicherheitsraum gehen und eine Nummer anrufen. Er würde der Person am anderen Ende mitteilen, dass der Vizepräsident einem Herzanfall erlegen sei. Der Arzt sei zwar noch nicht eingetroffen, aber auch er würde zu keinem anderen Ergebnis kommen.

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    W ie bedauerlich«, sagte Edwards und klappte sein Handy zu. Er sah durch die Glaswand in den Operationsraum, wo die Ärzte um das Leben von Präsident Stanton kämpften.
    Stanton hatte es versprochen. Forrester würde nie Präsident werden. Edwards setzte sich auf einen der Besucherstühle und sah wieder in den OP-Raum. Wie das unwirkliche Szenario in einem Science-Fiction-Film.
    Soeben hatte er einen Menschen töten lassen. Dass es eine Anweisung des Präsidenten gewesen war, war nicht wichtig. Es war seine Entscheidung gewesen, den Befehl auszuführen. Er fragte sich, was er jetzt fühlte.
    Nichts. Nur eine gewisse Genugtuung.

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    D ie Ansprache von Präsident Alexander Stanton, im Rollstuhl sitzend von der Terrasse des Weißen Hauses aus, wurde weltweit live übertragen. Der Anschlag lag fünf Tage zurück. In ruhigen, leisen Worten gedachte der Präsident der Menschen, die diesem Anschlag zum Opfer gefallen waren. Er dankte Gott dafür, dass sein Amtskollege, der mexikanische Präsident Mendez, unverletzt geblieben sei. Er ehrte die Männer und Frauen des Secret Service, die ihr Leben für ihn gelassen hatten. Auch gedachte er der indirekten Opfer des Anschlags, und er erwähnte ausdrücklich den tragischen Unfall, den die Ambulanz mit der Nummer 57 erlitten hatte.
    Natürlich würdigte er auch die Verdienste von Vizepräsident Forrester.
    Dann folgte der entscheidende Teil seiner Rede, die später mit der berühmten Gettysburg-Rede von Präsident Lincoln verglichen wurde. Der Präsident benannte erstmals öffentlich die ungeheure Verschwörung, die weite Teile des Landes umfasste, vor allem die politischen Strukturen bis hin in die Regierung. Er versprach, dass er alles in seiner Macht Stehende veranlassen werde, um die Verschwörung aufzuklären. Anschließend werde er sein Amt zur Verfügung stellen, um einen grundlegenden Neuanfang zu gewährleisten.

118
 
    M ark verfolgte die Ansprache des Präsidenten von einem Krankenzimmer aus. Er drückte auf den Knopf der Fernbedienung, das Bild flackerte, dann wurde es schwarz.
    »Du magst ihn nicht, stimmt's?«, fragte Ann leise.
    Er wandte sich zu ihr um. Sie hatte die Augen geöffnet und sah ihn an. Er ging zu ihr und nahm ihre Hand. Vorsichtig, denn sie war immer noch schwach, ihre Haut wirkte durchscheinend. Sie hatte viel Blut verloren. Unter ihrem Kleid hatte sie eine extra angefertigte kugelsichere Weste getragen, trotzdem hatte sie schwere innere Verletzungen davongetragen. Die gebrochenen Rippen waren harmlos dagegen.
    »Er ist ein Politiker. Sie werden ihn wiederwählen«, sagte Mark. Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Lippen.
    »Es ist das Amt, das zählt, nicht der Mann«, sagte sie leise.
    Im nächsten Moment war sie schon wieder eingeschlafen.

119
 
    Z wei Monate später.
    Ein Mann im Priestergewand, ein großer, breitschultriger Farbiger, ging eine lange Auffahrt entlang. Als er das Luxushotel vor sich liegen sah, blieb er kurz stehen. Es war weltberühmt, nur die oberen Zehntausend stiegen hier ab.
    In der linken Hand trug er eine große Bibel. Er drehte sich um. Ein cremefarbener Mercedes stand am Anfang der Auffahrt. Thomas St. Clair lehnte am Kotflügel und las die Zeitung. Er schien auf jemanden zu warten. Der Mann neben ihm war alt, groß und hager, hatte dichtes weißes Haar. Er trug einen altmodischen Anzug. Er stand nur so da, beide Hände auf einen Gehstock gestützt, tief in Gedanken versunken. Für Agent Sigton ging heute eine über vierzig Jahre andauernde Jagd zu Ende.
    Der Mann im Priestergewand drehte sich wieder um und ging weiter. Er interessierte sich für einen der Bungalows, die hinter dem Hotel versteckt lagen. Beim vierten Bungalow blieb er stehen. In aller Ruhe sah er auf seine Uhr. Eine Minute noch, dann würde Linda die Sicherheitskameras ausschalten.
    Die Minute war vorüber, der Priester ging gemessenen Schrittes um das Haus herum. Linda hatte ihm mitgeteilt, dass er die Zielpersonen hinter dem Haus am Swimmingpool finden würde. Genauso war es auch.
    Dort saßen zwei Männer. Der eine war weißhaarig, ziemlich
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