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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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wankend ... Er rechnete jeden Moment mit der Kugel, die alles beendete ...
    Nichts.
    Gerade als er die Tür erreichte, wurde sie aufgestoßen. Zwei Agenten rannten ihn fast um, hielten ihn fest, stützten ihn, als sein Bein unter ihm nachgab.
    »Stonehard ... Was zur Hölle ist passiert?«, fragte einer der beiden. »Sanitäter!«, schrie er nach hinten.
    Der andere leuchtete mit einer Taschenlampe den Gang hinunter.
    »Der Präsident!«, rief Shakran mit erstickter Stimme. »Rettet den Präsidenten! Ich komm schon klar! Los!«
    Widerwillig ließen die Agenten von ihm ab und rannten den Gang hinunter.
    Mühsam holte Shakran ein Taschentuch heraus und presste es gegen sein Auge. Agenten rannten durch den Gang, er schleppte sich weiter.
    Plötzlich stand ein Sanitäter neben ihm, half ihm hoch und führte ihn zur Ambulanz. Shakran hatte Mühe, etwas zu erkennen. 57. Die Nummer stand groß auf dem Fahrzeug. Er hob das Taschentuch vom Auge, während der Sanitäter ihn auf der Liege festschnallte. Mit zitternden Fingern zog er sein Handy heraus und gab per SMS die Nummer der Ambulanz weiter.
    »Lassen Sie das«, sagte der Sanitäter und nahm ihm das Handy aus den kraftlosen Fingern.
    Mit Blaulicht und Sirene setzte sich die Ambulanz in Bewegung.
    Der Sanitäter streifte Handschuhe über und fing an, die Wunde zu versorgen. Er sah den Mann auf der Pritsche an, bewunderte dessen Mut. Dass jemand so mutig war, sich zwischen die Kugel eines Attentäters und den Präsidenten zu werfen, konnte er nur bewundern, nachvollziehen konnte er das nicht.

114
 
    M ark folgte Samson, der sich wie ein Eisbrecher den Weg durch das Chaos bahnte. Lichtkegel aus tragbaren Lampen zeichneten wirre Streifenmuster in die Luft. Irgendwo musste Edwards sein. Mark konnte hören, wie er Anweisungen gab.
    Samson riss Mark gerade noch zurück, sonst wäre er auf eine junge Frau getreten, die auf dem Boden lag und ihn anstarrte. Eine dünne Blutspur lief ihr von der Nase über die Wange, aber sie lebte noch.
    Sie hatten den Rand der Bühne erreicht. Samsons Handscheinwerfer leuchtete hektisch hin und her. Endlich fand er Ann. Sie saß am Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, beide Hände in die Magengrube gedrückt, die Knie angezogen. Sie lächelte.
    Sanitäter und Agenten liefen an ihnen vorbei in Richtung Gang, der inzwischen hell erleuchtet war, um die Verwundeten zu versorgen.
    Mark sah nur Ann. Er kniete sich neben sie und fühlte die feuchte Wärme auf dem Boden.
    Samson richtete den Strahl seiner Handlampe auf die sich langsam ausbreitende Blutlache, mittendrin Anns Glock, der Schlitten hinten, leer geschossen.
    Mark beugte sich vor und versuchte, ihre Hände von ihrem Bauch wegzuziehen, aber sie schüttelte den Kopf. Sie bewegte die Lippen. Mark beugte sich vor und hielt sein Ohr an ihren Mund. »... Präsident ...«
    »Sie will wissen, ob der Präsident noch am Leben ist«, sagte Mark. Samson verschwand in Richtung Gang.
    Es vergingen endlose Sekunden, endlich kam Samson zurück und nickte. »Er ist schwer verletzt, aber er lebt.«
    Doch das hörte sie nicht mehr.

115
 
    E in Haus irgendwo in Virginia. Der Schatten, der vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer öffnete, wusste genau, wo die Agenten des Secret Service positioniert waren. Er kannte das Sicherheitsprotokoll, er wusste genau, wie das Haus überwacht wurde. Er sah zwei Personen im Bett, die eine ohne Zweifel weiblich. Zu jung für die Ehefrau, die schlief in einem anderen Zimmer. Die Frau war eine Agentin des Secret Service, was der Mann neben ihr allerdings nicht wusste. Der Mann schnarchte. Laut, regelmäßig.
    Auf leisen Sohlen ging der Schatten um das Bett herum bis zum Kopfende auf der Seite des Mannes. Eine kleine Spraydose, mit einer kleinen Plastikröhre versehen, tauchte in der Hand des Mannes auf. Vorsichtig führte er das Plastikröhrchen an den offenen Mund. Ein kurzes Zischen. Das Schnarchen stockte, wurde unregelmäßig, hörte auf.
    Zu diesem Zeitpunkt zog der Schatten die Tür schon wieder hinter sich zu. Er wusste genau, was als Nächstes passieren würde. Die Frau würde die Augen öffnen, zu dem Mann an ihrer Seite hinübersehen und dessen Puls fühlen. Bald darauf würde es an der Tür klopfen. Mehrere Männer würden die Nachricht überbringen, dass Präsident Stanton nicht imstande sei, seine Amtsgeschäfte auszuüben, und dass der Mann nun de facto Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sei. Dann würde man das Licht einschalten und versuchen, den
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