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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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sie sich auch vor wie eine Ameise.
    Sie drehte sich wieder um. Mark hatte sich in einen Sessel gesetzt und massierte sich die Schläfen. Er sah fix und fertig aus.
    »Wie in Romeo und Juliet«, meinte er, richtete sich auf und fischte sich eine Zigarette aus der Schachtel von Clarence. »Wir haben nachgefragt, ob irgendwer Malvern beschatten ließ. Das wäre eine denkbare Erklärung für die Frau. CIA, NSA und so weiter. Alle haben verneint.«
    »Natürlich«, meinte Clarence und lachte auf. »Als ob einer von denen es zugeben würde ...«

3
 
    D er Mann, der auf der Parkbank saß und die Vögel fütterte, war blond und hatte einen Kinnbart. Er war gekleidet wie irgendein Arbeiter. Er war bleich, schien nicht viel in der Sonne zu sein, trug am linken Handgelenk eine billige Swatch und aß in aller Ruhe ein belegtes Brot aus einer grün-gelben Plastikschachtel.
    Während sich die Vögel um die Brotkrumen stritten, nahm er sein Handy, steckte die Freisprecheinrichtung an und rief eine Nummer an. Das Kabel führte in eine kleine Blackbox und dann erst zum Mikrofon und zum Ohrstöpsel. Ein kleines, aber feines Zubehörteil, das man für fünf Dollar fünfundsiebzig kaufen konnte.
    Der Mann auf der Parkbank fand es amüsant, dass Amerika den größten Abhöraufwand aller Industriestaaten betrieb, dass man aber in jedem Bastelgeschäft alles kaufen konnte, was man brauchte, um sich Big Brother zu entziehen. Die Investition lohnte sich, wenn man nicht wollte, dass irgendwer mithörte. Sogar die NSA, die National Security Agency, hatte noch Schwierigkeiten damit.
    Dem Mann auf der Parkbank war das nur recht. Es war ideal für seinen Job.
    Er wählte eine Nummer, fütterte die Vögel und wartete. Es klingelte ewig.
    »Ja?« Die Stimme auf der anderen Seite klang kultiviert, ein wenig nach Boston.
    »Es gab ein kleines Problem mit dem Geschäft.« Eine Taube flatterte erschrocken hoch, der Gewinner des Zweikampfs verlor keine Zeit, schnappte sich den Brotkrumen und flog weg.
    »Einen Moment.«
    Es piepste kurz. Er sah sich um. Vor ihm erstreckte sich ein kleiner Teich, er sah nur Passanten, zwei Teenager, die oben ohne in der Sonne lagen, einen Rentner, der seinen Hund ausführte, mit einer Schaufel und einer Tüte in der Hand.
    Natürlich könnte jeder von ihnen vom FBI sein, und da drüben in den Büschen lag wahrscheinlich ein Agent mit einem Richtmikrofon. Aber er glaubte es nicht. Mittlerweile hatte er einen Instinkt dafür entwickelt, und der sagte ihm, dass alles so war, wie es aussah. Wenigstens hier.
    »Was ist passiert?« Es war dieselbe kultivierte Stimme, nur vom Zerhacker leicht verzerrt. »Ich habe gehört, das Geschäft wäre gelaufen.«
    »Nicht ganz problemlos.«
    »Was heißt das?«
    »Es gibt eine Zeugin.«
    »Ich habe nichts gehört von einer Zeugin.«
    »Dann behält das FBI es für sich.«
    »Okay, dann haben Sie eine Zeugin. Na und? Ich wette, dass die Frau Sie nicht wiedererkennen wird.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Es ist nur ein Gefühl. Auf jeden Fall saßen wir im selben Flugzeug. Zuerst Rom - Frankfurt mit Alitalia 672, dann Frankfurt - Washington mit Lufthansa 556. Das sind mir zu viele Zufälle.«
    »Zufälle gibt es nun mal.«
    »Ja. Aber das Ganze war zu überhastet. Ich hätte meinen Termin beinahe noch verpasst, so knapp war es. Vielleicht hat die Frau mich beschattet.«
    »Seien Sie nicht gleich paranoid. Wenn jemand auf Sie angesetzt wäre, wüssten wir es. Wahrscheinlich ist sie nur eine Frau, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war.«
    »Es gibt allerdings ein kleines Problem«, gab der Mann auf der Parkbank zurück.
    »Und das wäre?«
    »Ich bin sicher, dass ich sie kenne.«
    »Beschreiben Sie die Frau.«
    »Ungefähr eins achtzig groß, schlank, athletisch. Braune Haare, schulterlang, braune Augen, voller Mund, gerade Nase. Sommersprossen. Sieht man nicht so oft bei Braunhaarigen. Hellgrünes Kostüm, der Rock bis übers Knie, weiße Bluse, große weiße Handtasche aus Lackleder, ein Riesending, passende Schuhe mit mittelhohen Absätzen. Wenig Make-up, farblos lackierte kurze Fingernägel. Las Die Jagd auf Roter Oktober. Auf Italienisch.«
    »Eine Italienerin?«
    »Nein. Sie ist mit einem amerikanischen Pass durch den Zoll gegangen. Ich stand fast hinter ihr.«
    »Gut. Wir werden herausfinden, wer sie ist. Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, maile ich Ihnen die entsprechenden Videoaufzeichnungen zu. Sind Sie sicher, dass dieser Aufwand notwendig ist?«
    Der Mann
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