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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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ihm aus dem Mundwinkel. Er versuchte, die Wunde an der Seite zu ertasten, aber sie schob seine Hand vorsichtig weg. Viel Kraft hatte er nicht mehr.
    »Woher hatte er die Pistole?«, fragte sie, zog die Klettverschlüsse der Weste straff und schloss sie. Er stöhnte auf.
    »Ich weiß es nicht ...«
    »Eine Walther«, sagte sie.
    »Stimmt. Woher wissen Sie ...?« Er hustete wieder. »Warum habe ich keine Schmerzen?«
    »Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Ich bin mir sicher, der Senator kannte den Killer nicht, aber irgendwie wusste er ... Wie sieht's aus mit mir?«
    »Sie können es schaffen.«
    Der dunkle Fleck wurde immer noch größer. Er brauchte professionelle Hilfe. Schnell.
    »Hören Sie, Mister ...«
    »Acorn, Walter Acorn ...«
    »Mr Acorn ... Ich werde versuchen, die Blutung zu stoppen, und dann hole ich Hilfe.« Sie lockerte die Weste wieder, um noch mehr Papierhandtücher darunterzustopfen.
    Er stöhnte auf.
    Immer wieder sah sie sich um. Warum kam denn keiner? Hatte keiner außer ihr die Schüsse gehört?
    Sie trocknete ihm mit einem Papierhandtuch die Stirn ab.
    »Wer sind Sie?«, fragte er. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich will wissen, wie mein Engel heißt.«
    Sag ihm, du heißt Juliet.
    »Juliet.«
    Warum Juliet?, fragte sie sich selbst. Diesmal bekam sie sogar eine Antwort. Weil es die Wahrheit ist. Juliet Kilo Alpha. Und jetzt nimm die Waffe!
    Sie blinzelte überrascht. Juliet Kilo Alpha?
    Seine Waffe lag neben ihm auf dem Boden. Sie nahm sie, stand auf, sah zu ihm hinunter. »Ich gehe jetzt Hilfe holen. Halten Sie durch. Gleich wird sich jemand um Sie kümmern.«
    Er sah hoch zu ihr, hilflos, aber entschlossen.
    Sie steckte die Pistole in ihre Handtasche, wischte mit einem Papiertuch das Blut von ihren Knien, eilte zur Tür und dann hinaus. Überall Menschen. Menschen, die ihr normales Leben lebten, Menschen, die nicht wussten, was hier passiert war. Endlich entdeckte sie eine Polizeistreife und rannte los ...

2
 
    A uf dem Monitor sah man den Elektrowagen heranrasen, zwei weiß gekleidete Sanitäter mit ihren großen Erste-Hilfe-Koffern abspringen und in die Herrentoilette rennen. Man sah auch die junge Frau, wie sie sich ganz normal verhielt, ganz einfach wegging.
    »Ein besseres Bild haben wir nicht von ihr?«, fragte Mark Bridges ungläubig.
    »Ich fürchte, nein«, kam die Antwort.
    Das Bild war grob und unscharf. Die Kamera war achtzig Meter entfernt angebracht, mehr konnten die Computer aus der Aufzeichnung nicht herausholen.
    Special Agent Mark Bridges gähnte. Er war hundemüde. Gerade erst war er mit seiner Partnerin Valerie St. Clair nach Washington zurückgekommen, nachdem sie gemeinsam einen komplizierten Fall geklärt hatten. Mark hatte sich auf ein paar Tage Nichtstun gefreut. Und jetzt das.
    Mark war achtunddreißig, seit fast neun Jahren beim FBI, davor zwölf Jahre beim Nachrichtendienst der Marines. Irgendwo, wo es viel Wasser und viel Sand gab, hatte er eine Kugel in die Lunge bekommen. Alles war perfekt verheilt, aber jetzt war er Special Agent. Er war knapp eins neunzig groß und breitschultrig, immer noch recht gut trainiert, aber der leichte Bauchansatz ärgerte ihn. Er sah sympathisch aus mit seinen kurzen braunen Haaren, den blassgrauen Augen und der zweimal gebrochenen Nase. Kinder, Hunde und Frauen unter sechzehn und über sechzig liebten ihn. Die Frauen im Alter dazwischen ... Warum wollten sie ihn ändern? Warum wollten sie mehr wissen über ihn? Das hatte seine Ehe ruiniert. Logische Folge: Scheidung. Mittlerweile war er vorsichtig geworden,
    Valerie St. Clair, Marks Partnerin, war drei Jahre jünger, rothaarig, hübsch, jederzeit kontrolliert, Markenzeichen klassisch geschnittene Kostüme. Sie hatte den Ruf einer Eiskönigin, was wahrscheinlich daran lag, wie sie einen ansah, wenn man ihr zu nahekam. Sie war verheiratet, ihr Mann hieß Tom, war leicht übergewichtig, Inhaber von vierzehn Burger Restaurants, reich wie Krösus und Vater einer von ihm abgöttisch geliebten Tochter.
    Val saß auf einem der Stühle, die Beine hochgelegt. Sie schien zu schlafen.
    Jeder internationale Flughafen in den USA war kameraüberwacht. Hunderte von elektronischen Augen beobachteten sämtliche Bereiche des Flughafens, die Terminals genauso wie die Zollstationen. Alle elektronischen Signale liefen hier, in der Sicherheitszentrale des Washingtoner Flughafens, zusammen, wo hochmoderne und komplexe Systeme versuchten, aus den gewonnenen Bildern die Personen herauszufiltern,
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