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Shakran

Shakran

Titel: Shakran
Autoren: David Winter
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Zuversicht ... Er gehörte auf ein Podium, nicht auf die kalten Fliesen einer Herrentoilette auf dem Flughafen!
    Bei dem anderen Mann, der direkt vor ihr lag, entdeckte sie zwei kleine Löcher in seinem feinen Anzugstoff.
    Einschusslöcher.
    Seltsam, sie sah das alles, versuchte, zu verstehen, was es bedeutete, und zugleich wusste sie ganz genau, was passiert war. Sie sah die Konturen einer schusssicheren Weste unter dem Jackett, und sie sah, dass die Löcher an der Seite waren, genau da, wo eine solche Weste am dünnsten war. Die beiden Löcher sahen harmlos aus.
    Eine rote Flüssigkeit breitete sich unter dem Mann aus, färbte den Stoff um die zwei Löcher dunkel.
    Spezialmunition. Cop-Killer-Munition. Gemacht, um Westen zu durchschlagen.
    Sie verzog das Gesicht. Woher wusste sie das? Vielleicht aus dem Fernsehen.
    Das glaubst du doch selbst nicht.
    Sie musste akzeptieren, dass es wirklich war, dass hier wirklich zwei Männer in ihrem Blut lagen. Und wenn sie weiter nur dumm herumstand und nichts tat, würden sie sterben.
    Die Blutlache breitete sich immer weiter aus, der Kräftige lebte also noch.
    Sie wandte sich dem Senator zu. Er lag auf dem Rücken und sah sie an. Bei ihm befand sich das kleine Loch genau über dem Herzen. Auch er lebte noch. Die Lippen bewegten sich, blutiger Schaum lief die Mundwinkel hinab, aber seine Augen sahen sie an, seine rechte Hand zitterte, bewegte sich leicht.
    Ann verstand. Sie holte tief Luft, ging zu ihm hinüber. Vorsichtig kniete sie sich neben ihn. Der Mann griff nach ihrer Hand.
    »Ganz ruhig, Senator, gleich kommt Hilfe.«
    Sein Blick veränderte sich. Fast schien er zu lächeln, als amüsierte er sich über ihren Versuch, ihm etwas zu versprechen, was sie nicht halten konnte.
    Er wollte etwas sagen, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Jetzt ergriff er ihre Hand mit beiden Händen, drückte mit überraschend großer Kraft zu, während sein Blick in sie drang, als würde er sie erkennen, als wollte er sie zwingen, zu verstehen. Seine Augen waren von einem klaren, blassen Blau, dachte sie noch. Dann lächelte er kurz, und sein Blick brach.
    Seltsam, wie deutlich der Tod sein kann, dachte Ann betroffen.
    Sie löste ihre Hand aus seinem Griff und stellte fest, dass sie blutete, so fest hatte er zugedrückt. In ihrer Hand lag ein kompliziert aussehender Schlüssel. Wie von einem Schließfach. Woher hatte er die Kraft genommen, so fest zuzudrücken?
    »Miss ...?«
    Schnell steckte sie den Schlüssel in ihre Handtasche, dann erst drehte sie sich um. Der andere Mann hatte sich auf die Seite gedreht. Er hielt eine Glock 10 mm in der Hand, aber die Mündung der Waffe war nicht auf sie gerichtet, sondern zeigte schlaff zu Boden.
    »Ist er ...?«
    »Es tut mir leid, er ist tot.«
    Sie stand auf und ging zu ihm. Sie kniete sich neben ihn, spürte das Blut an ihren Knien. Als Erstes öffnete sie sein Hemd. Er trug tatsächlich eine kugelsichere Weste, aber die Schüsse waren von der Seite gekommen und hatten die Weste durchschlagen. Sie benutzte ihr Taschenmesser, um das Hemd aufzuschneiden, dann schälte sie ihm Hemd und Jacke vom Oberkörper. Er sah hoch zu ihr, die Waffe kraftlos in seiner Hand. Vorsichtig öffnete sie die Weste. Er sah in ihr Gesicht, als sie die Wunden freilegte.
    »Sieht es schlimm aus?«
    Sie wusste nicht, woher er die Kraft nahm. Dass er noch atmen konnte, war allein schon ein Wunder. Das Blut war hellrot und schäumte. Die Lunge war getroffen.
    »Sieht übel aus.«
    Sie stand auf, eilte zu einem Spender für Papiertaschentücher, riss eine Ladung heraus, eilte zurück und drückte sie auf die Wunde.
    Er murmelte etwas.
    »Bitte?«, fragte sie gedankenversunken. Sie musste die Wunden schließen, aber wie? Vielleicht sollte sie die Weste dazu verwenden. Sie musste einen Sanitäter rufen. Den Notarzt. Hatte denn sonst niemand etwas gehört oder gesehen? Rasch holte sie ihr Handy aus der Handtasche. Mist! Kein Empfang.
    »... ich sagte, schonender wäre nett gewesen ...«
    Sie lächelte.
    »Tut mir leid. Ich bin keine Krankenschwester.«
    Er hustete. »... bin im Moment nicht wählerisch ...«
    Sie lachte leise. Es war nur zum Teil aufgesetzt. Sie mochte diesen Mann.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, während sie die Weste vorsichtig über die Papiertaschentücher legte.
    »Ich warte hier, da kommt der Kerl rein, nickt mir zu, als wäre nichts, dann hat er plötzlich die Pistole in der Hand und schießt ...« Er holte tief Luft und fing an zu husten. Blut lief
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