Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co
Autoren: Allen Garrison
Vom Netzwerk:
Dabei sah sie sich ein paarmal um und wünschte, sie hätte die königliche Leibgarde nicht so unbekümmert entlassen und Sir Walter in die entgegengesetzte Richtung geschickt. Es war das gleiche Gefühl, das sie beim Verlassen von Alyce’ Laden gehabt hatte.
    Er beobachtete sie.
    Und was hatte es mit dem Star Chamber auf sich? Das war ein mittelalterliches Femegericht, das vom König einberufen wurde und sich heimlich und ohne Jury traf. Geständnisse wurden unter Folter erzwungen, und die Urteile waren streng und willkürlich. Habe ich ein Star Chamber einberufen, ohne es zu wissen? fragte sich Penelope. Vielleicht war es einer dieser endlosen Erlässe, die sie mir ständig zum Unterzeichnen zuschieben? Manchmal war das politische Treiben der Festspiele zu verworren, um es zu begreifen.
    In der Ferne war Jubel zu hören, als ein weiteres glückloses Mitglied des Adels an den Pranger gestellt wurde.
    Penelope eilte weiter, und ihre Gedanken überschlugen sich. »Mikey«, rief sie, »Mikey.«
    Wenn sämtliche Musik mit Ausnahme von Heavy metal Scheiße war, warum war Marlowe dann irgendwo da draußen und spielte die Flöte? Und warum war Carolyns Radio auf einen Heavy-metal-Sender eingestellt gewesen? Welchen Grund hatte Marlowe, die Königin umzubringen? Er war nie ein Sir Robert Dudley gewesen. Er wollte vielleicht Richard Burbage tot sehen – er war schließlich ein Rivale Marlowes. Aber die Königin?
    Es gab eine Erklärung, aber die war einfach zu verrückt, Dutch würde sie glatt aus der Stadt lachen, aber was, wenn…
    Es waren Unmengen an Büchern verfaßt worden, die die These aufstellten, daß William Shakespeare seine Stücke nicht selbst geschrieben hatte. Unter den vielen Kandidaten, die noch am ehesten als Autor von Shakespeares Kanon in Frage kamen, war ein gewisser Marlowe. Es gab Gelehrte, die argumentierten, daß Marlowes Tod bei einer Kneipenschlägerei im Rahmen eines elisabethanischen Zeugenschutzprogramms vorgetäuscht worden war, um ihn für seine Tätigkeit als Spion im Dienste Königin Elisabeths zu belohnen.
    Verrückt. Verrückt. Verrückt!
    Die, die Marlowes Kandidatur um die Rolle des Barden von Avon unterstützten, wiesen daraufhin, daß Shakespeares Auftreten in der Londoner Theaterszene recht passend mit dem Ableben Marlowes zusammenfiel und daher Marlowe Shakespeare war.
    Penelope war es ziemlich egal, wer die Stücke geschrieben hatte. Alles, was zählte, waren die Stücke selbst. Aber…
    Falls Carolyn Marlowe gesagt hatte, daß er nicht aus dem Exil zurückkehren konnte…
    Aber das war doch kein Grund, jemanden umzubringen.
    Oder doch?
    Erst als Penelope an den weniger bekannten Bühnen vorbeikam, wurde ihre Suche mit einem Miau belohnt. Eigentlich sagte Big Mike: »Meowurgle.« So hörte er sich immer an, wenn er aus dem Tiefschlaf erwachte. »Ich bin hier drinnen«, hieß es übersetzt.
    Penelope schaute durch das staubige Fenster, aber das Innere des Raums war dunkel. »Mikey?«
    »Meowurgle!«
    Penelope fand die Tür und den Lichtschalter des Lagerraums. Ein verschlafener Mikey lugte über den Rand seines Versteckes auf sie hinunter.
    »Was machst du da oben?« fragte Penelope, obwohl sie genau wußte, daß es eine ziemlich blöde Frage war.
    Big Mike stand auf und streckte sich gemütlich. Vom Schrank war ein dumpfes Klirren und das Rascheln von Papier zu hören.
    Penelope kletterte auf einen Stuhl. Der Schrank war immer noch zu hoch, als daß sie daraufschauen konnte. Also tastete sie mit ihrer Hand darüber und fand eine kalte Phiole. Sobald sie die Aufschrift sah, ließ sie die Phiole fallen, als habe sie sich plötzlich in eine Kobra verwandelt. Ein Blick genügte, um zu wissen, was es war. Und vielleicht waren Fingerabdrücke darauf.
    Sie tastete auf dem Schrank herum und fand das Papier. Es war zerknittert und von Mikeys Körper ganz warm, aber die Nachricht war deutlich lesbar.
    WER WIRD DER NÄCHSTE SEIN, MISS QUEENY?
    Es war nicht gerade die beste Kalligraphie, die Penelope je gesehen hatte, aber mit dem Schreibset, das sie fand, war sicherlich die Iden-des-März-Nachricht geschrieben worden.
    »Mikey«, rief Penelope, »du hast es mal wieder geschafft.«
    Big Mike, der immer noch ein bißchen verschlafen war, wußte zwar nicht genau, was er geschafft hatte, aber der Ton in ihrer Stimme versprach eine Extraportion Limabohnen. Von daher war er gewillt, sämtliches Lob zu akzeptieren.
    »Laß uns hier verschwinden, Mikey, und Dutch suchen.« Oder Zwiddeldei und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher