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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co
Autoren: Allen Garrison
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Frühlingsfestspiele ihren ruhmreichen Verlauf nahmen, wurde von den Mitwirkenden, allesamt gute Elisabethaner, erwartet, sich jenen alten Zeiten entsprechend zu benehmen und konsequent die Rolle der Persönlichkeiten zu spielen, für die sie sich entschieden hatten.
    Als aber die Nachricht von Sir Roberts Aufenthaltsort und seiner scheinbar neuen Liebe die Königin erreichte, bekam sie einen höchst unelisabethanischen Wutanfall. Kurz gesagt, geneigter Leser, die Königin war stinksauer!
    Dies entsprach wohl kaum dem königlichen Verhalten. Dann drehte sich die Königin verärgert um und entdeckte auch noch eine gewisse Lady Kathleen Allen auf dem Schoß eines Jongleurs, der eine dreigezackte Narrenkappe trug, deren glöckchenverzierte Enden seine Anwesenheit verraten hatten.
    »Verhaftet sie!« schrie die Königin.
    Die Männer des Sheriffs, die gerade erst von ihrer Suchaktion beim Hofe zurückgekehrt waren, kamen ihrem Geheiß eilig nach.
    Der Jongleur, der im königlichen Pavillon nichts zu suchen hatte, erhob sich abrupt, wobei er Lady Kathleen sehr unsanft auf den Boden plumpsen ließ, und flüchtete.
    Lady Kathleen bemühte sich, ihre Röcke zu sortieren und ihre Haltung wiederzuerlangen, während sie dem sich schnell entfernenden Jongleur nachstarrte, der im wirklichen Leben ihr Liebhaber war. »Timothy, du Schuft!« schrie Lady Kathleen. »Nimm mich mit.«
    Zwei Männer des Sheriffs zerrten Lady Kathleen auf die Füße, und schon sah sie sich mit dem Zorn ihrer Königin konfrontiert.
    »Guten Morgen, Euer Majestät«, sagte Lady Kathleen, scheinbar ganz nach dem Motto Frechheit siegt.
    »Guten Morgen, hör’ sich das einer an«, murmelte die Königin mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich geb’ Euch gleich Guten Morgen, Ihr schamlose Person.«
    »Aber Euer Majestät…«
    »Ich habe mich in Euch getäuscht. Ihr seid nichts weiter als eine Schankmaid, und das werdet Ihr ab morgen auch wieder sein.«
    »Aber…«
    »Die Zeit, Master Sheriff?«
    »Die Stunde schreitet fort, Euer Majestät.«
    »Gut. An den Pranger«, rief die Königin.
    Lady Kathleens Unschuldsbeteuerungen blieben unbeachtet.
    »An den Pranger!« rief die Menge, als die Männer des Sheriffs die ehemalige Lady Kathleen Allen schnellen Schrittes durch den Pöbel hindurch ihrem Schicksal entgegenführten.
    Als sie den Dorfanger erreichten, wurde ein dankbares junges Milchmädchen vom Pranger freigelassen. Sie flüchtete quer über den Platz, gefolgt von drei Verehrern, denen es ihre Reize angetan hatten.
    Der Lord High Sheriff verlas eine königliche Bekanntmachung, die er rasch verfaßt hatte, während er auf dem Weg zum Pranger das recht ansehnliche, wiegende Hinterteil der Gefangenen bewunderte.
    »Hört, hört, Lady Kathleen Allen ist zur Buhle erklärt, zur Schankmaid degradiert und durch Hoheitsrecht zu angemessener Strafe am Pranger verurteilt. Diese Strafe gilt ab sofort und wird nicht eher aufgehoben, bis der Gerechtigkeit Genüge getan ist.«
    Der Lord High Sheriff blickte sich selbstzufrieden um, da es ihm gelungen war, die Bekanntmachung so fehlerfrei vorzutragen. Er hatte, um die Wahrheit zu sagen, die meiste Zeit des langen Nachmittags mit dem Lord High Mayor gepichelt.
    »Tut eure Pflicht«, befahl der Sheriff. Dem Befehl folgte ein gewaltiger Rülpser. Das Ale, das im königlichen Pavillon kredenzt wurde, war von ausgezeichneter Qualität.
    Kathy wehrte sich gegen den Griff ihrer Häscher.
    Timmy, das wirst du mir büßen, dachte sie, als die Männer des Sheriffs den Querbalken des Prangers hochhoben und sie zwangen, sich zu bücken und ihren schlanken Hals und ihre zwei zierlichen Handgelenke in die Halbkreise zu legen, die in das weiche Holz geschnitten waren.
    Ein Mann des Sheriffs faßte Kathys langes blondes Haar zusammen und ordnete es so an, daß es ihr über das Gesicht fiel. Der andere betatschte sie, bevor er den Querbalken senkte und das Schloß mit einem endgültig klingenden Geräusch zuschnappen ließ.
    »Idiot«, rief Kathy und trat mit einem zierlichen Schuh nach ihm.
    Aus ihrer gebückten Haltung blickte Kathy auf den Pöbel, der sie lautstark verspottete. Na warte, Timothy Scott.
    Der lüsterne Hilfssheriff, der auf so unfaire Weise die Situation der hilflosen jungen Frau ausgenutzt hatte, hängte ihr nun ein Schild um den Hals, das sie zur BUHLE erklärte.
    Kathy beobachtete, wie er eine überreife Tomate von dem kleinen Halunken kaufte, der vor dem Pranger regen Handel trieb.
    »Reife Tomaten«, rief der
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