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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co
Autoren: Allen Garrison
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Junge. »Einen Penny, einen halben Penny. Bewerft das Frauenzimmer mit einer reifen Tomate.«
    Frauenzimmer mit reifen Tomaten zu bewerfen war ein ziemlich beliebter Zeitvertreib, wobei eigentlich alles, was mit jungen Frauen zu tun hatte, auf reges Interesse stieß. Puritaner zu bewerfen war zwar auch recht populär, wenn einer dieser prüden Fanatiker an den Pranger gestellt wurde, aber es gab nichts Besseres als ein hübsches junges Frauenzimmer, um das gemeine Volk zu erregen.
    Der Hilfssheriff grinste sie anzüglich an, bevor er Schwung holte und eine Tomate auf die arme Kathleen warf. Sie schloß die Augen.
    Platsch!
    Es war ein Glück für die hübsche junge Kathy, daß der Hilfssheriff ein lausiger Schütze war.
    Na warte, Timmy, wenn ich dich erwische.
    Der Gegenstand ihres Zorns stand, verkleidet als fahrender Spielmann, am Rand der Menge hinter dem Pranger, wo ihn seine poetische Muse erneut dazu inspirierte, eine weitere Ode an die geliebten Brüste zu verfassen, die Gegenstand seiner gesammelten Werke waren. Er schlug eine Saite auf der Leier an.
    Platsch!
    Unfähig, den Anblick seiner geliebten Kathy zu ertragen, wie sie unter dem Hohn und Spott des Pöbels litt, wanderte der fahrende Spielmann von dannen. Er würde wiederkommen, wenn die Nacht hereingebrochen und die Festspielbesucher vom Gelände vertrieben worden waren. Dann würde er Kathy trösten und ihr ein paar Schlucke Bier bringen. Timmy wußte, daß sie ihn sonst glatt umbringen würde.
    Erschöpft von einem sehr anstrengenden Tag, zog sich die Königin in ihre königlichen Gemächer zurück, wo sie sich, nachdem sie sich des königlichen Gewands und des gräßlichen, einengenden Mieders entledigt hatte, auf das Feldbett legte und einen machiavellistischen Racheplan gegen Sir Robert schmiedete. Selbst das junge Ding an den Pranger zu schicken hatte ihr nicht dabei geholfen, ihre Gereiztheit zu bekämpfen.
    Verraten.
    Von der Hand einer Irin.
    Das bezahlst du mir, Dudley. Wart’s nur ab.
    Die Königin beschloß, sich etwas auszuruhen, und schlief ein. Vor ihr lag noch eine arbeitsreiche Nacht.
    Und so kam es, geneigter Leser, daß die Königin später, immer noch im unreinen mit sich und der Welt, auf der Suche nach Übeltätern durch die dunklen Ecken des Dorfes streifte.
    Es war eine Sache, als Königin über den Ablauf der Frühlingsriten zu bestimmen, die jedes Jahr an den Wochenenden der Elisabethanischen Frühlingsfestspiele vorgeführt wurden, wenn sich Touristen, Zugvögel und sonstige Zecher in das Dorf drängten. Dann hielten sich ihre ungebärdigen Untertanen wenigstens an ihre Rollen, die gelegentlich, zum Entsetzen der Festbesucher, ein recht derbes Verhalten vorsahen. Aber es war eine ganz andere Sache, ihre lüsternen Untertanen in Schach zu halten, nachdem sich die Tore geschlossen hatten und niemand mehr da war. Abgesehen natürlich von den Elisabethanern sämtlicher Schichten, die damit fortfuhren, was sie für die Aufgabe eines guten Elisabethaners hielten, nämlich die ungezügelte Suche nach Vergnügungen, für gewöhnlich die der fleischlichen Art.
    Bei der nächtlichen Party im Queen ’s Own Men Public House ging es allmählich schon ziemlich laut zu. In der Bauernzunft war es wahrscheinlich an der Zeit für einen sehr populären, wenn auch recht unelisabethanischen Zeitvertreib – den Wet T-Shirt Contest. Wenn sich die Tore am Sonntag wieder öffneten, würde so manch einer verschlafen dreinblicken und die Festspielbesucher mit einem herzlichen, aber vorgetäuschten »Guten Morgen« begrüßen.
    Überall im elisabethanischen Dorf flohen hübsche Maiden, wenn auch nicht besonders schnell, vor den Annäherungsversuchen ihrer Verehrer.
    Die alte Krähe seufzte. Die Arbeit einer Königin war nie getan.
    Da!
    Auf dem Dorfanger bot eine schemenhafte Gestalt der am Pranger stehenden Büßerin eine Erfrischung an. Dies war ein eklatanter Verstoß gegen den königlichen Erlaß.
    »Schurke!« rief die alte Krähe, als sie aus dem Dunkeln auftauchte und über das feuchte Gras rannte. Zum Glück hatte sie nicht mehr dieses furchtbare Kleid an. Es war viel einfacher, Halunken in Jeans, Tennisschuhen und einem Sweatshirt mit der Aufschrift DIE FESTSPIELE zu verfolgen.
    Zu spät; der Bösewicht war über die hölzerne Brücke geflohen.
    Die Königin blieb atemlos vor dem Pranger stehen. Das Schild um Kathys Hals hing schief. Die Königin rückte es zurecht. Die alte Krähe nahm es mit der Ordentlichkeit sehr genau.
    »Und was habt
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