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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Kontinent zum anderen. Und als ob das nicht genügt hätte, war nun auch noch eine weitere Hexe in die Sache verwickelt.
    Die seltsame Shadowblade-Frau war eindeutig eine Prime. Ihre Aura unbändiger Macht und Autorität war unverkennbar. Selbst nach dem Blutverlust bewegte sie sich mit der völligen Selbstsicherheit eines Raubtiers, das seine Fähigkeiten kannte und bereit war, sie bis ins Letzte auszunutzen. Alexander spürte ihre Kraft: eine Mischung aus geschmolzenem Eisen und gezähmten Blitzen, die ihm zu Kopfe stieg. Jemanden wie sie hatte er seit vielen Jahren nicht getroffen – vielleicht noch nie. Was sie zu einem Rätsel machte. Eine so mächtige Prime wie sie war zweifellos an eine außergewöhnliche Hexe gebunden, eine, die Selange ebenbürtig war. Das machte ihm Sorgen. Ihm fiel niemand ein, auf den diese Beschreibung passte. Eine solche Hexe musste alt und etabliert sein und einen großen Zirkel um sich haben, weshalb er von ihr gehört haben müsste. Oder von ihm.
    Seine Bannzauber regten sich und schabten wie Stacheldraht über seine Haut. Hier gab es eine Gefahr für Selange, und er konnte nichts dagegen unternehmen.
    Er beobachtete, wie die Wintergreisin der anderen etwas gab und seinen Sichtbereich verließ. Die Shadowblade-Frau wandte sich Alexander zu und schaute ihn an. Sie trug einen schwarzen Hut, den sie tief in die Stirn gezogen hatte. Eine blonde Haarsträhne lugte darunter hervor. Ihr Gesicht war kantig und auf die gnadenlose, kühne Art schön, auf die ein Adler schön war. Oder eine Kobra. Sie war ein gutes Stück kleiner als er, aber das machte sie kein bisschen weniger gefährlich. Sie hob gleichzeitig den Blick und die Mündung ihrer Schrotflinte. Alles in Alexander zog sich zusammen, als würde elektrisches Feuer seine Muskeln versengen. Ihr Blick schlug ihn in ihren Bann. Selbst wenn er es gekonnt hätte, hätte er nicht weggeschaut. Alle Gedanken an Selange verblassten, und er versank tief in etwas, dem er nicht widerstehen konnte. Er war sich nicht mal sicher, ob er das überhaupt wollte.
    Ein langer Augenblick verging, und er spürte, dass die Magie der Wintergreisin schwächer wurde. Offenbar hatte auch sie das bemerkt. Jeden Moment würde sie abdrücken. Unerwartet hob sie plötzlich die Schrotflinte und legte sich den Lauf über die Schulter. Herausfordernd zog sie die Brauen hoch und schob das Kinn trotzig vor. »Ich heiße Max. Wir sehen uns im Konklave.«
    Dann rannte sie an ihm vorbei und verschwand. Er erhaschte einen Hauch ihres Dufts – eine scharfe Zitrusnote, in die sich etwas Erdiges mischte. Die Würze eines süßen Gifts, die vom schweren Aroma fettiger Hamburger überlagert wurde.
    Er konnte sie nicht davonkommen lassen. Er wollte es nicht. Angestrengt kämpfte er gegen seine Fesseln an. Zehn Sekunden. Zwanzig. Schließlich riss er sich los, rannte ihr hinterher und prallte mit Thor zusammen, als er um die Ecke bog.
    »Was zum Teufel …?«, rief Thor und stieß ihn von sich.
    Alex hielt sich an einer Gartenbank fest. Langsam drehte er den Kopf und suchte den Rand des Obsthains ab. »Wir hatten Gesellschaft.« Er schüttelte den Kopf. »Sie muss irgendwo ein Auto haben. Jetzt kriegen wir sie nicht.«
    Stirnrunzelnd wandte er sich wieder Thor zu. Der große Blonde sah aus wie irgendein Schläger aus einem Kuhkaff. Vorn auf seinem schwarzen T-Shirt stand in weißen Großbuchstaben BRMC. Dazu trug er abgewetzte schwarze Jeans, die inzwischen eher dunkelgrau waren, und ziemlich schäbige Cowboystiefel. Seine Hände, Unterarme und Wangen waren blutverschmiert. Den Cowboyhut aus Stroh hatte er weit in den Nacken geschoben. An der linken Hüfte hatte er ein Bowiemesser, rechts einen 44er-Revolver – sein Gürtel hing so tief, als würde er jeden Moment am Set eines Spaghetti-Westerns erwartet. Sein Blick war so kalt wie die Tiefen des Meeres, während er auf Befehle wartete.
    »Ist das Haus verdrahtet?«, fragte Alexander.
    Thor nickte.
    »Dann geh Brynna suchen. Schau nach, ob sie noch lebt. Die anderen sollen die Redcaps einsammeln. In spätestens fünf Minuten will ich losfahren.«
    Ohne ein weiteres Wort eilte Thor los und ließ ihn allein auf dem Rasen zurück. Alexander lief über die Böschung, an einem Traktor vorbei und hielt am äußersten Rand des Obsthains inne. Die tiefen Fußabdrücke im weichen Lehmboden lagen weit auseinander und führten fort. Max war mit Höchstgeschwindigkeit gerannt. Wie er erwartet hatte, war sie außer Reichweite. Aber nicht
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