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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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sowohl von der Wintergreisin als auch von den Redcaps. Max runzelte die Stirn und wischte sich mit der Hand über den Mund. Was machte die Wintergreisin ausgerechnet hier ?
    Ihr Blick blieb an einem Teich hängen. Um den Rand des kleinen Gewässers wuchsen scharf duftender Rosmarin, Rosenranken und Gardenien. Natürlich. Julians Springs Obsthain. Spring – eine Quelle. Dies war das Zuhause der Wintergreisin. Die Redcaps hatten sie aus dem Wasser gelockt und eingefangen. Max erhob sich und betrachtete erneut den unvollendeten Salzkreis. Es war gar kein Kreis. Vielmehr bildete das verstreute Salz eine Barriere zur Vorderseite des Teichs. Dadurch war die Wintergreisin daran gehindert worden, sich in die Sicherheit der Quellgrotte zu retten.
    Ein tiefes Stimmengewirr aus dem Haus veranlasste Max, zum Zauberkreis zurückzukehren. Sie stützte die Schrotflinte auf den Boden und zog ein Messer aus einer Scheide an ihrem Unterarm. Dann zögerte sie für einen Sekundenbruchteil. Bis jetzt konnte sie alles, was sie tat, als Ermittlungsarbeit rechtfertigen. Giselle würde wissen wollen, dass die Redcaps die Wintergreisin gejagt hatten. Und da Max nun wusste, was geschehen war, sollte sie eigentlich gehen. So lauteten ihre Befehle. Allein schon der Gedanke daran, sich darüber hinwegzusetzen, löste quälenden Schmerz in ihren Eingeweiden aus. In ihr wütete die Magie, die von ihr absoluten Gehorsam gegenüber Giselle verlangte. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und umklammerte das Messer mit festerem Griff.
    Sie würde die Wintergreisin nicht zurücklassen. Sie hatte gut gekämpft, und sie war nun hilflos. Sie verdiente eine Chance zu entkommen. Alexanders Hexe würde sie gefangen nehmen und sie entweder versklaven oder eine Möglichkeit finden, ihre Magie zu stehlen. Vor ihrem inneren Auge sah Max das Bild der vier gemarterten Leiber auf der anderen Seite des Hauses. Plötzlich und ohne Vorwarnung durchzuckte eine rasende Wut sie so heftig, dass ihre Hände zitterten. Heute Nacht würde niemand mehr leiden. Nicht, solange sie etwas dagegen unternehmen konnte. Sie zügelte ihren Zorn und stieß ihn zurück an seinen leeren Platz tief in ihrem Innern. Emotionen würden ihr nur im Weg sein. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, ihre Bannzauber auszutricksen. Das war nicht besonders schwer – darin hatte sie schließlich viel Übung.
    Es ist nur zu Giselle Bestem, erklärte sie der Magie in sich im Stillen. Und das stimmte bis zu einem gewissem Maße. Es war eindeutig besser für Giselle, wenn eine rivalisierende Hexe die Wintergreisin nicht in die Finger kriegte. Max gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, was alles schiefgehen konnte – zum Beispiel, dass sie geschnappt werden könnte. Der Schmerz in ihr verwelkte wie eine Blume, und Max lächelte in wildem Triumph. Bei der Interpretation ihrer Befehle gab es immer eine Grauzone. Sie hatte gelernt, dass sie Entscheidungen zum Wohle Giselles treffen konnte, von denen sie ganz genau wusste, dass sie der Hexenschlampe nicht gefallen würden. Den Bannsprüchen war es egal, wie die Hexe die Dinge sah. Es kam nur darauf an, dass sie beschützt wurde und dass man ihr diente. Magie verstand keine Zwischentöne.
    Max wartete nicht länger. Entschlossen hob sie ihr Messer und schnitt durch das lavendelfarbene Hexenfeuer und in den Salzkreis. Magische Macht schlug ihr entgegen und warf sie mit Wucht zurück. Sie landete auf dem Boden und schlug mit dem Kopf hart auf. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, doch sofort sprang sie auf die Füße und rang nach Atem. Ihre Hand war rot verbrannt, und ihr Arm schmerzte höllisch. Sie hatte keine Ahnung, wo ihr Messer war. Sie schüttelte ihre Hand, als könnte sie sie so abkühlen, und trat wieder an den Rand des Kreises.
    Das Hexenfeuer war verschwunden. Auf dem Boden war ein Ring aus grauer Asche zu sehen. Max durchstieß ihn mit der Fußspitze und ging dann hinein, um sich neben die Wintergreisin zu knien.
    »Wintermutter, wir müssen dich hier wegbringen.«
    Die Greisin öffnete die Augen. Sie waren blassblau, der Blick kalt wie Gletschereis. Ihre Stalaktitenzähne zeigten sich, als sie etwas in einer Sprache fauchte, die Max nicht kannte.
    »Ich verstehe dich nicht. Sie kommen zurück, um dich zu holen. Kannst du gehen?«
    Max hielt ihr die Hand hin. Die Wintergreisin zuckte und verzog den Mund, als sie sich zu bewegen versuchte. Dann sackte sie in sich zusammen, ihre Lider schlossen sich flatternd, und der
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