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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Grund genug, es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen, ganz egal, wie ihre Befehle lauteten. Während sie zusah, steckte der Redcap die Hand in seine Gürteltasche, um mehr von dem Pulver hervorzuholen. Max überlegte nicht länger. Sie schob das Tor auf und hielt die Luft an, als dabei ein leises Quietschen ertönte. Keiner der Redcaps bemerkte etwas. Sie schlich sich raus und glitt in den Schatten eines Walnussbaums. Dann spähte sie um die Ecke und nahm den Anführer ins Visier.
    Als sie hinter dem Baum hervorschaute, fielen mit einem Mal Schüsse, die dem Klang nach aus kleinkalibrigen Waffen stammten. Max zuckte zurück, die Redcaps kreischten und stoben auseinander – zumindest die, die noch standen. Der Lärm hallte donnernd in Max’ empfindlichen Ohren wider, und sie verzog das Gesicht. Sie war so in ihren Hass vertieft gewesen, dass sie blöderweise auf nichts anderes geachtet hatte. Selange – die Hexe, der dieses Territorium gehörte – hatte mit Sicherheit ihr eigenes Erkundungsteam ausgesandt, sobald sie gespürt hatte, dass hier etwas vorging.
    Eine blasshäutige Shadowblade mit feurig orangefarbenem, schulterlangem Haar kam hinter dem Zaun um den Pool hervor und hielt dabei ihre Waffe vor sich. Sie bemerkte Max nicht, als sie vorwärtsrannte und am Rande des Zauberkreises abrupt anhielt.
    Mehrere weitere Shadowblades strömten aus der Dunkelheit herbei. Einer davon war eindeutig ihr Primus. Er strahlte Autorität aus, und Max spürte, wie die anderen vor ihm kuschten und sich ihm zuwandten wie Blumen der Sonne. Körperlich war er nicht besonders eindrucksvoll: höchstens eins achtzig groß, mit kurzem schwarzem Haar und einem dunklen, mediterranen Teint, der die Farbe von bitterem Tee hatte. Seine Gestalt war schlank und zugleich kraftvoll, aber verglichen mit den beiden ungeheuerlichen Muskelbergen links und rechts von ihm war er ein Liliputaner.
    Trotzdem konnte Max sich nicht von ihm losreißen. Es lag nicht an seinem Aussehen – obwohl er durchaus hübsch war. Nein, es war etwas Faszinierendes an seiner Person . Jede seiner geschmeidigen Bewegungen verriet Zuversicht und eine kaum gezügelte rohe Kraft. Er verströmte Eleganz und eine anziehende Unnahbarkeit, die etwas Urtümliches in Max ansprach. Er war ihr in einer Art und Weise ebenbürtig, wie es die meisten Männer – die meisten Shadowblades – niemals sein konnten. Aber seine spürbare Macht war nicht der einzige Grund für ihre plötzliche Lust. Zum einen hatte sie seit fast sechs Monaten keinen Sex mehr gehabt. Und zum anderen entsprach dieser Mistkerl genau ihrem Typ. Tatsächlich war er wie die Lehrbuchversion davon – dunkel, schlank und gefährlich. Sein schmales Gesicht sah wie gemeißelt und grimmig aus, und seine dunklen Augen mit den schweren Lidern waren von tödlicher Entschlossenheit erfüllt. Er war der böse Junge, von dem jedes Mädchen träumte.
    Max verzog das Gesicht. Außerdem war er der Feind. Wenn er sie dabei erwischte, wie sie sich auf dem Territorium seiner Hexe herumtrieb, dann würde einer von ihnen sterben. Und sie rechnete sich keine großen Chancen aus.
    »Mercury und Attila, geht und treibt die restlichen Redcaps zusammen. Ihr habt fünfzehn Minuten«, befahl er mit leiser Stimme und klang fast beiläufig. Die beiden Muskelberge gehorchten sofort und trabten mit einer lautlosen Eleganz los, die angesichts ihrer Körpermassen erstaunlich war.
    Max grinste schief. Mercury? Attila? Die Namen erinnerten an zwei Rottweiler. Viele Hexen dachten allerdings so über die von ihnen geschaffenen Kämpfer und gaben ihnen Namen, die sie für kraftvoll hielten.
    Der Anführer hob den Kopf und musterte sorgfältig Haus und Hof. Max verbarg sich hinter dem Baum und drückte ihr verräterisch blasses Gesicht an die Borke. Inständig hoffte sie, dass der Gestank von Blut und Magie ihre Witterung auch weiterhin überdecken würde. Als er sie nicht entdeckte, schaute sie langsam wieder hervor, um ihn zu beobachten. Sie erstarrte, als er nun mitten in der Bewegung innehielt. Er schien ihr genau in die Augen zu schauen, und die Wucht seines Blicks traf Max wie ein Truck. Sie unterdrückte den Drang, aufzuspringen. Wenn er sie wirklich gesehen hätte, wäre er ihr bereits an die Kehle gesprungen. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf die drei toten Redcaps, dann auf die fünf, die seine Shadowblades erschossen hatten, und schließlich auf die Wintergreisin.
    Max atmete leise auf.
    »Willst du das hier
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