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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Max einen Pool. Sie konnte das Chlorwasser riechen. Ein Schild aus Bronze und Eisen hing über den Stufen, die zur rustikalen Veranda hinaufführten. Obsthain Julian Springs, las Max.
    Aus ihrem Versteck konnte sie vier menschliche Körper erkennen, die auf dem weißen Kies lagen. Eine Frau, drei Männer. Die Blutspuren auf dem Boden verrieten, dass sie dorthin geschleift worden waren. Absolut nichts deutete darauf hin, wer das getan hatte, und es gab auch keine Hinweise darauf, ob es ein Ritualmord gewesen war.
    Plötzlich war lautes Gezänk von der anderen Seite des Hauses her zu hören. Auf ein Knurren und Winseln folgte ein Fauchen und Fluchen. Max konnte nicht verstehen, was gesagt wurde. Sie war sich ziemlich sicher, dass diese Leute keine Sprache sprachen, die ihr bekannt war. Dann ertönte mit einem Mal wieder das kreischende Geräusch. Es bohrte sich in Max Gehörgänge, die durch Giselles Sprüche hochempfindlich waren. Max hielt sich die Ohren zu, bis es endlich aufhörte.
    Sobald der Lärm verstummt war, kroch sie unter dem Traktor hervor und rannte den leichten Abhang zur Auffahrt hinunter. Sie hielt die Schrotflinte vor sich, den Finger locker am Abzug. Bei der ersten Leiche hielt sie an. Sie versuchte, nüchtern und unbeteiligt an die Sache heranzugehen. Auf keinen Fall wollte sie Mitleid mit Fremden empfinden, die nicht die geringste Chance gehabt hatten, zu überleben. Schließlich kannte sie diese Leute nicht, und sie konnte ihnen zum Teufel noch mal nicht mehr helfen. Aber als sie die Wunden der Toten betrachtete, prallten in ihrer Brust Wut und Entsetzen mit Wucht aufeinander. Max schnappte nach Luft. Heiße Tränen brannten in ihren Augen, und das unerwartete Bedürfnis, diese Leute zu rächen, durchflutete sie. Sie rieb sich mit den Knöcheln über die Augen und untersuchte die Leichen, zwang sich, hinzusehen.
    Der erste Tote war ein junger Mann gewesen, wahrscheinlich in den frühen Zwanzigern. Man hatte ihm den Brustkorb aufgerissen. Seine Rippen bildeten ein zersplittertes Durcheinander, und seine Eingeweide fehlten. Der Geruch von Scheiße, Urin und verwesendem Fleisch hing in der Luft. Seine Beine waren angenagt worden, und einer seiner Arme war verschwunden. Seine Augen waren aufgerissen und starrten ins Leere, sein Mund war weit geöffnet, und seine Zunge hing heraus. Um den Hals trug er eine Goldkette mit einem Friedenszeichen-Anhänger.
    Die drei anderen Opfer waren ähnlich zugerichtet, wobei die Frau zerkauter war als die anderen. Ihre Beine waren verdreht und mehrfach gebrochen, und das meiste Fleisch war von ihnen abgefressen worden. Beide Arme fehlten ihr.
    Heiße Wut kochte in Max hoch, als sie die Frau betrachtete. Sie trug die zerfetzten Überreste eines rosa Nachthemds, als hätte sie sich zum Zeitpunkt der Attacke gerade ins Bett gekuschelt. Sie war fast noch ein Mädchen – vielleicht war sie gerade ins College gekommen. Ums Handgelenk hatte sie ein Schmetterlingstattoo in Blau und Lila.
    Zorn packte Max und wütete mit scharfen Krallen in ihr. Sie holte tief Luft und atmete scharf aus. Diese Leute waren alle so unschuldig, und sie waren so grausig zugerichtet worden. Sie wollte jemanden dafür töten – Rache für sie nehmen. Angespannt presste Max die Lippen aufeinander. Immerhin hatten diese vier sterben dürfen. Es hätte weitaus schlimmer für sie kommen können. Sie versuchte, sich mit dem Gedanken zu trösten, doch es war schwer, sich daran festzuhalten. Energisch wischte sie sich neue Tränen von den Wangen. Im Stillen befahl sie sich, mit dem Weinen über irgendwelchen Mist aufzuhören, an dem sie nichts ändern konnte.
    Langsam stand sie auf und schob das Kinn vor. Jemand würde dafür bezahlen, das schwor sie sich.
    Sie befreite das Raubtier in ihrem Innern, und bald verdrängten animalische Instinkte alle menschlichen Sorgen. Ihr Kopf senkte sich und wandte sich von einer Seite zur anderen, während sie den Hof begierig absuchte. Es war Zeit zu jagen. Sie lief zu einer Hausecke. Einige Büsche gaben ihr Deckung, während sie sich in den Hinterhof bewegte. Niemand war da. Geduckt eilte sie in weiten Sätzen über den Rasen, wobei sie sich dicht am Haus hielt. Am Ende der Wand blieb sie stehen und spähte um die Ecke.
    Eine kleine Schar runzliger Redcaps lief um einen Zauberkreis herum, dessen Ränder in lavendelfarbenem Hexenfeuer glühten – das gleiche Feuer, das auch das Haus umstrahlte. Es waren dreizehn, oder zumindest waren es dreizehn gewesen. Drei
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