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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Menge Kalorien verbrauchen würde. Dieser Ausflug würde ihr nichts als Ärger einbringen.

    Kurz vor zwei Uhr nachts traf sie in Julian ein. Das Städtchen schmiegte sich in die Bergwüste nordöstlich von San Diego. Es war klein und staubig – dieses Jahr hatte es wenig geregnet. Der Mond war untergegangen, und Max hatte die Fenster geöffnet. Aus der Ferne roch sie die salzige Luft, die vom Pazifik herwehte. Darüber lag der Duft von Fichten, Wacholder und Eichen, gemischt mit der warmen Note von Äpfeln und Trauben aus den nahe liegenden Obstgärten. Überall in der kleinen Stadt hingen Schilder, auf denen zum Erntetag und zum Weinstampffest eingeladen wurde.
    Am Stadtrand schaltete Max die Stereoanlage ab und die Scheinwerfer aus. Langsam fuhr sie durch den Ort. Sie schnupperte nach Gerüchen und fand schließlich in der Luft eine Andeutung dessen, was sie gesucht hatte: den erdigen, metallischen Geschmack des Unheimlichen und das sahnige, aber beißende Aroma des Göttlichen. Es war nicht so, dass beides nicht auch zusammen vorgefunden werden konnte: Sie selbst war ein Unheimliches, Giselle ein Göttliches Wesen. Der grundlegende Unterschied zwischen beidem bestand darin, dass Unheimliche Wesen nicht dazu in der Lage waren, Zauber zu sprechen oder ihre Magie in irgendeiner Weise mit anderen zu teilen. Göttliche Wesen dagegen konnten das. Die offensichtliche Schlussfolgerung daraus war, dass eine Hexe mit ihren Shadowblades und vielleicht noch mit anderen Haustierchen im Schlepptau hier war. Und sie hatte jemanden getötet. Warum?, lautete die Frage. Und was hatte das mit Giselle zu tun?
    Max folgte der Fährte ans andere Ende der Stadt. Als sie auf der Farmer Road nach Norden abbog, wallte der Magiegeruch plötzlich auf, und sie atmete schneller, als ihr Kälte wie Öl über den Rücken rann. Giselle hatte recht gehabt. Hier war etwas Großes passiert – und möglicherweise passierte es noch immer.
    Es war Zeit, auszusteigen und zu Fuß weiterzugehen. Max wurde langsamer und fuhr auf einen Feldweg. Dort holperte sie über einen kleinen Bewässerungsgraben, bevor sie hinter einem hohen Brombeergestrüpp am Rande eines Apfelhains anhielt. Dann stellte sie den Motor ab, setzte ihren Hut auf und schwang sich leise aus dem Fenster. Sie griff nach ihrem Handy, schaltete es ab und steckte es in die geräumige Oberschenkeltasche ihrer schwarzen Fliegerkombi. Danach öffnete sie die hintere Tür und klappte die Sitzbank hoch. Darunter befand sich ein kleines Waffen- und Munitionslager, das Pistolen und Stahlmesser, Blendbomben und Granaten, Kräuter- und Salzbeutelchen, Klingen aus Silber, Ebereschen-, Haselnuss- und Weidenholz sowie eine Reihe Amulette enthielt. Max würdigte das meiste davon keines Blickes und entschied sich für die abgesägte Schrotflinte mit Pistolengriff. Auf weite Entfernung war es eine lausige Waffe. Da sie jedoch meistens Nahkämpfe austrug, würde das Gewehr Feinde jeder Couleur – magisch oder menschlich – dazu veranlassen, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Sie lud die Waffe und steckte sich eine Handvoll Patronen in die Brusttasche, bevor sie den Sitz wieder runterklappte und die Tür zuschlug.
    Max drehte sich um und konzentrierte sich. Sie warf ihre Sinne aus, umspann damit die Nacht wie ein feines Spinnengewebe und nahm jeden Geruch, jeden Laut, jede Form in sich auf. Nächtliche Vögel sangen, und eine Eule schrie. Sie hörte das Kläffen von Kojoten und das tiefe Bellen wütender Hunde. Ein Pferd wieherte, und ein Kalb blökte. Irgendwo in der Nähe scharrte etwas in der Erde. In Gedanken listete sie die Geräusche auf und ging sie nach etwas durch, das nicht hierher gehörte. Aber da war nichts. Max bewegte witternd den Kopf hin und her. Der Gestank der Magie überlagerte beinahe alles andere, selbst den durchdringenden Duft des Obsthains und den nassen, frischen Geruch des Bewässerungsgrabens.
    Magie glitt über ihre Haut wie ein klebriges Netz, piekste und liebkoste sie zugleich. Wie die Scheinwerfer auf einer Landebahn wies sie den Weg. Max hängte sich die Schrotflinte über die Schulter und legte die rechte Hand schussbereit an den Griff. Nur für den Fall. Ein letztes Mal schaute sie sich um und huschte dann auf der Spur der Magie wie ein Schatten unters Blätterdach des Hains.
    Sie verfiel in einen schnellen Laufschritt und schlug dabei Haken zwischen den gedrungenen Bäumen. Das Adrenalin durchströmte sie. Unwillkürlich spannten sich ihre Oberarme an, ihr
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