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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Atem rasselte in ihrer Kehle. Sie strahlte Kälte aus. Max’ Atem bildete Wolken.
    »Wie kann ich helfen?« Es war gefährlich, eine solche Frage zu stellen, denn das beinhaltete ein Versprechen. Daraus ließ sich eine Menge konstruieren.
    Ihre Lider hoben sich langsam. »Nahrung.«
    Max zuckte zurück, fing sich jedoch wieder. Was zum Teufel mache ich hier? Am besten wäre es, die Wintergreisin einfach zu töten und ihrem Leid damit ein Ende zu bereiten. Wenn sie ihr das Herz herausschnitt, würde das genügen. Es rumorte in Max’ Magen. Nein. Nicht heute. In dieser Nacht waren genug Leute gestorben. Sie hatte nicht oft die Gelegenheit, Leben zu retten. Und sie konnte das Blut entbehren.
    Energisch verdrängte sie die Gedanken daran, wie dumm es war, Blutsbande mit der Wintergreisin zu knüpfen. Stattdessen zog sie ihr zweites Messer aus der Scheide und schlitzte sich mit einer schnellen Bewegung das Handgelenk auf. Sie schnitt tief. Sonst würden ihre Heilzauber zu schnell wirken.
    Sie streckte den Arm aus und ließ das Blut in den lippenlosen Mund der Wintergreisin fließen. Ihre blaue Zunge, die spitz wie der Schwanz einer Eidechse war, kam zum Vorschein und fing die Tropfen in der Luft ab. Die Veränderung trat fast sofort ein. Ihre Augen leuchteten neonfarben, und ihr Leib bäumte sich auf. Mit eisernem Griff packte sie Max’ Arm und zog ihn mit ihren knorrigen Fingern an ihren Mund. Die schwarzen, spitzen Nägel bohrten sich in Max’ Haut.
    Instinktiv versuchte Max sich loszureißen, doch die Wintergreisin war zu stark. Ihr Mund schloss sich um die Wunde, während sie an Max’ Fleisch leckte. Dann kam die Kälte. Mit schneidender Intensität kroch sie Max’ Arm empor, betäubte ihre Haut und ließ sie weiß werden. Max tastete nach ihrem Messer, denn sie wusste, dass die Wintergreisin sonst innerhalb weniger Minuten alles trinken würde.
    Anstelle des Messers fanden ihre Finger die Schrotflinte. Sie griff noch danach, als die Wintergreisin endlich losließ. Zitternd drückte Max sich den Arm an den Bauch. Mit der anderen Hand legte sie die Flinte an. Die Greisin setzte sich auf. Mit ihrer langen Zunge leckte sie sich die Blutspritzer von Kinn und Wangen.
    »Kannst du laufen?«, fragte Max mit tauben Lippen. »Wir müssen hier weg.«
    Die Wintergreisin legte den Kopf schräg und musterte Max. Ihre Augen glühten noch immer hell, und Max zuckte vor der Macht zurück, die in ihnen erstarkte.
    »Was willst du?«, fragte die Wintergreisin mit einer Stimme, die wie Steine in einem Mixer klang.
    »Ich will hier lebend rauskommen. Was uns nicht gelingen wird, wenn wir uns nicht ranhalten.«
    »Nein. Was willst du?«
    Taumelnd kämpfte sich Max auf die Füße. »Komm schon. Sie sind bald hier.« Wie viel Zeit war vergangen? Acht Minuten? Zehn? Sie hörte das Brummen von Dieselmotoren und das leise Knirschen von Kies. Die Trucks waren auf der langen, überdachten Auffahrt.
    Die Wintergreisin stand so ruckartig auf, als hätte sie jemand an Schnüren hochgezogen. Sie war fast dreißig Zentimeter größer als Max, sicher zwei Meter zehn. Ihre knochigen Hände hingen an ihren Seiten herunter, und ihre Fingerspitzen waren leicht gekrümmt.
    Max trat zurück und hielt die Schrotflinte fester. »Ich will los. Kapiert?«
    Die Wintergreisin schüttelte den Kopf, und ihr langes, strähniges weißes Haar bewegte sich, als hätte es ein Eigenleben. »Du brennst«, sagte sie. Ein dürrer Finger stach in der Nähe von Max’ Bauchnabel in die Luft. »Zorn.« Sie sprach das Wort gedehnt aus und schien seinen Geschmack zu genießen. »Was willst du?«
    »Keine Bewegung.«
    Abrupt wirbelte Max mit angelegter Schrotflinte herum. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie in die Augen von Alexander, der sie über den Lauf seiner 45er hinweg durchdringend anschaute. Dann, viel zu schnell, um zu reagieren, traf Alexander ein blauer Blitz und hüllte ihn in einen Kokon aus blauem Hexenfeuer.
    »Verharre«, sagte die Wintergreisin.
    Max begriff, dass es sich um einen Befehl handelte. Alexander rührte sich nicht, blinzelte nicht mal. Er war erstarrt. Langsam senkte sie die Mündung ihrer Schrotflinte und warf einen Seitenblick auf die Wintergreisin. Diese hielt einen Stab in der skelettartigen Hand, der aus in Eis gehülltem schwarzem Holz bestand. Von oben bis unten war er mit spitzen Stechpalmenzweigen umwickelt, und die Form der zurechtgeschnitzten Spitze erinnerte an eine Krähe.
    Erneut legte die Wintergreisin den Kopf schief und
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