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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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schaute zu Max. Mit dem Stab zeigte sie auf sie. »Es wird Krieg geben. Wir stehen bereits an der Schwelle. Viele, viele werden sterben. Die Welt wird neu gestaltet werden. Bald wirst du an einer Weggabelung stehen. Du kannst das Feuer wählen …«, erklärte sie und stupste Max mit dem Stab in den Bauch, »… oder du kannst das Blut wählen.« Der Stab berührte ihr Handgelenk dort, wo sich der Schnitt bereits geschlossen hatte. »Sei gewarnt, beide Wege haben ihren Preis. Leben werden gerettet und Leben werden geopfert.«
    Die Wintergreisin beugte sich so dicht herüber, dass ihre Nase beinahe die von Max berührte. Mit Mühe zwang Max sich, still stehen zu bleiben – all ihre Instinkte befahlen ihr, zu rennen wie der Teufel.
    »Du hast Blut gegeben. Es besteht eine Schuld. Ich gebe dir dies.« Die Wintergreisin griff in eine zerfledderte Tasche und holte einen silberweißen Klumpen hervor, den sie in Max’ Hand legte. Das Ding brannte vor Kälte, aber es schmolz nicht. Ein Hagelkorn. »Wenn die Zeit kommt, schluck es. Sei dir gewiss, was du willst. Du wirst es erhalten.«
    Mit diesen Worten schwebte die Hexe übers Gras zum Teich. Hinter ihr glitzerte Frost auf dem Rasen, und kalte Winde wehten trotz der Augusthitze. Sie drehte sich nicht noch einmal um, während sie ins Wasser trat. Innerhalb eines Wimpernschlags versank sie und war fort. Der Wind flaute ab.
    Max steckte das Hagelkorn ein, ohne es sich ein weiteres Mal anzusehen. In ihrem Kopf herrschte völliges Durcheinander. Sie hatte keine Ahnung, was sie denken sollte, und sie hatte keine Zeit, das Chaos zu ordnen. Sie schaute Alexander an. Das blaue Licht, das ihn festhielt, wurde schwächer. In wenigen Sekunden, vielleicht in einer halben Minute, würde er frei sein. Es war egal, ob sie vorher von hier verschwinden konnte. Er hatte sie gesehen. Sie würden beide morgen Nacht beim Konklave sein – jede Hexe musste den Primus ihrer Shadowblades mitbringen. Jetzt oder dann würde es zur Abrechnung kommen.
    Sie hob die Mündung ihrer Schrotflinte, richtete sie auf ihn aus und zog den Hahn zurück. Auf diese Entfernung würde es ihm den Kopf wegreißen. Niemand sonst würde erfahren, dass sie jemals hier gewesen war. Sie starrte ihn an, ihr Blick traf auf seinen, und ihr Finger verharrte am Abzug. Ihre Bannsprüche durchbohrten sie mit stählernen Dornen und drängten sie, ihn zu töten. Sie zögerte noch immer. Da war etwas an der Art und Weise, wie er sie ansah – als würde er sie wiedererkennen. Vielleicht nicht unbedingt, wer sie war, aber scheinbar, was sie war. Sie hatte das Gefühl, als würde er ganz tief in sie hineinschauen, und das war zugleich zutiefst beunruhigend und seltsam erfreulich. Niemand sonst kam ihr so nahe. Nachdem Giselle sie verwandelt hatte, hatte sie einen emotionalen Schutzpanzer angelegt, und genau so wollte sie es. Wenn ihr Körper das Bedürfnis nach Nähe verspürte, suchte sie sich Fremde in Bars, vernaschte sie und machte sich anschließend davon – ohne jede Bindung. Sie hielt alle auf Abstand, selbst ihre Shadowblades, die ihr inzwischen gegen ihren Willen etwas bedeuteten. Aber Alexanders Blick drang bis in ihr Innerstes vor. Sie hatten kein einziges Wort miteinander gewechselt. Trotzdem war Max klar, dass er sie bereits jetzt besser verstand als irgendjemand sonst in ihrem Leben. Ihr war ein Wunsch erfüllt worden, von dessen Existenz sie nichts gewusst hatte, und sie konnte dieses Geschenk nicht einfach wegpusten.
    Abrupt hob sie die Flinte, legte sich den Lauf über die Schulter und entspannte den Hahn langsam mit dem Daumen.
    »Ich heiße Max«, sagte sie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob er sie hören konnte. »Wir sehen uns im Konklave.«
    Damit rannte sie an ihm vorbei in Richtung ihres Wagens. Morgen Nacht war es immer noch früh genug für sie beide, um zu versuchen, den anderen umzubringen.

Kapitel 2
    D ie Magie der Wintergreisin setzte Alexander außer Gefecht. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren, nicht einmal atmen. Selbst sein Herz stand still. Er war erstarrt, eingeschlossen wie ein Insekt in Bernstein. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen und zuzuhören und sich zum Teufel noch mal zu wünschen, dass er begreifen würde, was vorging. Heute Nacht ergab nichts einen Sinn. Redcaps jagten keine Wintergreisinnen, und was machten sie überhaupt in Südkalifornien? Beide Arten gehörten ins schottische Hochland, und soweit er wusste, reisten sie für gewöhnlich nicht von einem
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